Emanuel Sabitzer hat sich im tiefsten Winter einen 12-Stunden-Ultralauf vorgenommen. Seine Vorbereitung? Nicht vorhanden! Es ist der uralte Kampf Kopf gegen Körper. Emanuel mit seinem Bericht.
Ultralauf mit Wiedererkennungswert
Runde für Runde erlebe ich dasselbe Bild. Alle 3,6 Kilometer tauchen die gleichen Bäume, Steine und Häuser in meinem Blickfeld auf. Genau so lange dauert eine Runde auf dem Kurs, den ich mir für mein Ultralauf-Projekt ausgewählt habe. Auf den ersten 18 Kilometern hält sich die Monotonie noch in Grenzen. Ganz locker arbeite ich mich im Kreis über die Strecke. Überraschend, denn immerhin hatte ich mich (bewusst) gar nicht auf das Projekt vorbereitet. Kurz darauf werde ich allerdings das erste Mal mit Schmerzen konfrontiert. Das Einzige, was nach der Halbmarathondistanz nicht weh tut, sind meine Schultern und Hände.
Schwierige Bedingungen
Der Abend wird zur Nacht und die Strecke zum Eislaufplatz. Zwar wurde der Radweg, auf dem ich laufe geräumt, Steine oder Salz sucht man aber vergeblich. Nachdem ich ohnehin nicht auf einen Kilometerschnitt von fünf Minuten aus war, drossele ich das Tempo an manchen Stellen einfach ein bisschen. Hin und wieder zu gehen tut außerdem unglaublich gut. Möglichkeiten zur Verpflegung bieten sich alle 3,6 Kilometer im Kofferraum meines Autos. Essen, Trinken und noch mehr Essen: Mein „Buffet“ bietet mehr Auswahl als das eines Vier Sterne Hotels! Ab Kilometer 40 wird aber auch das uninteressant. Leichter Schwindel und ein flauer Magen vertreiben den Appetit. Immerhin habe ich jetzt die Marathondistanz bald erledigt.
Ultralauf ist Kopfsache
Der nächste Meilenstein wird bei Kilometer 58 abgehakt. Mein bisher längster Lauf zählte 57 – ein toller Zwischenerfolg. Doch noch waren die zwölf Stunden nicht um. Auch wenn aus dem Lauf nach und nach ein Gang wird, wollte ich so viele Kilometer wie möglich auf die GPS-Uhr bringen. Wichtig dafür waren meine Begleiter, die mir ständig zur Seite standen. Nur eineinhalb Stunden war ich während des Ultralaufes alleine unterwegs!
Die befürchtete Müdigkeit bekam ich zum Glück nie zu spüren. Und so kam das Ende schneller als erwartet. Nach zwölf Stunden und zwei Minuten lief ich über die Ziellinie und durch das Baustellen-Absperrband. 75 Kilometer, etwa 4.000 Kilokalorien und ein Durchschnittspuls von 138 waren es am Ende. Und das alles ohne Training. Ein Sieg für den Kopf.