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2016 – Eine Saison, die keine war

Es ist mittlerweile viel Wasser die Donau hinunter geflossen, seitdem ich das letzte Mal meine Eindrücke aus der Triathlon-Welt zu Papier gebracht habe. Und das nicht ohne Grund. Ein kurzer Blick zurück.

Nach einer langen und intensiven Saison 2015 – ja, richtig gelesen: 2015 – entschied ich mich, nach dem Ironman auf Mallorca im September die Saisonpause etwas länger zu gestalten. Ich wollte erst wieder im Dezember in den regulären Trainingsbetrieb einsteigen.

Es war notwendig, Körper und Geist eine etwas längere Pause zu gönnen, um die Batterien wieder vollständig aufzuladen. Aber bekanntlich kommt es oft ja anders als man denkt. Nachdem ich den Trainingsbetrieb langsam aber sicher wieder aufnahm, machte mir nach ein paar Wochen ein kleiner Zwischenfall einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Von Wendeltreppen...

Es war rund um den Jahreswechsel, als sich mir eine Wendeltreppe in den Weg stellte, die bei meiner sportlichen Zukunft ein Wörtchen mitreden wollte. Nun ja, es ging alles recht schnell: ausgerutscht, aufgeschlagen und die letzten Stufen hinunter gerattert. Aufgestanden, abgeschüttelt, weitergegangen, nix passiert. Keine Schmerzen, Glück gehabt. Oder doch nicht?

Ein paar Tage später haben sich dann doch die ersten Probleme eingestellt: Hüfte, Rücken, Nacken, Beine. Das Sitzen wurde beschwerlicher, das Gehen auch, länger Stehen war ebenfalls nicht ideal. Beim Autofahren begannen Finger und Zehen teilweise zum Kribbeln.

Von der kleinen Zehe bis in den Nacken war plötzlich so ziemlich alles beleidigt. Ok, ab zum Physiotherapeuten meines Vertrauens, der mich sofort zu spezialisierten Ärzten weitergeschickt hat: Untersuchungen und Therapien waren die Folge.

An Sport war zu dieser Zeit übrigens nicht mehr zu denken – nur der Vollständigkeit halber. Nach einer halben Stunde spazieren gehen war Schluss. So ging es einige Monate: Ein ständiges Auf und Ab, Fortschritte wurden immer wieder von Rückfällen abgelöst.

© Markus Hinterberger

...und Absagen

Der Begriff Saisonpause bekam für mich in dieser Zeit eine neue Bedeutung. Denn, wie ich gelernt habe, kann Saisonpause auch bedeuten, eine ganze Saison zu pausieren, und nicht nur den Zeitraum zwischen zwei Saisonen beschreiben. Trainingslager wurden ebenso wie Bewerbe frühzeitig gestrichen: kein Ironman Austria, kein Vienna City Marathon oder Salzburg Marathon und auch kein Wings vor Life World Run: Saison abgehackt.

Das neue Ziel lautete daher relativ simpel: Weg vom Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Abwechslung war rasch gefunden: Motorrad fahren, Fallschirmspringen und auch mal entspannt in der Sonne liegen. Dazu weiter Therapie, ein wenig Sport und die eine oder andere Wanderung als Alternativtraining. Bis weit in den Herbst hinein war nicht mehr möglich. In dieser Zeit war vor allem eines gefragt: Geduld.

„Geduld bezeichnet die Fähigkeit oder Bereitschaft, etwas ruhig und beherrscht abzuwarten oder zu ertragen.“ In den vergangenen Monaten habe ich tatsächlich gelernt, geduldig zu sein und es nicht erzwingen zu können. Teilweise war ich von mir selbst überrascht, wie ruhig ich geblieben bin. Bin ich doch grundsätzlich eher auf der ungeduldigen Seite zu Hause.

Es wird wieder

Gegen Ende 2016 war endlich wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Ich konnte endlich eine gewisse Regelmäßigkeit in meine Kraft- und Stabilisationseinheiten bringen. Dazu waren erste langsame Läufe möglich, ohne danach tagelang Schmerzen zu haben. Auch waren gemütliche Einheiten am Rad oder im Schwimmbecken wieder machbar. Im Gegenzug dazu wurden die therapeutischen Maßnahmen weniger, und in den letzten Wochen konnte ich sowohl Qualität als auch die Quantität der Trainingseinheiten Schritt für Schritt etwas steigern.

Es geht vorwärts: In der Zwischenzeit versuche ich meine Einheiten wieder regelmäßig durchzuführen und arbeite möglichst umfassend an der körperlichen Fitness.

© Markus Hinterberger

2017: Arbeit an der körperlichen Basis

Aktuell geht’s bei mir in erster Linie weniger um eine wettkampfspezifische Vorbereitung, sondern einzig und allein darum, den Körper wieder auf eine gesunde Basis zu stellen, auf die sich zu einem späteren Zeitpunkt vernünftig aufbauen lässt.

Nach einem Seuchenjahr ist es mir derzeit vor allem wichtig, Spaß an der Bewegung zu haben, nicht zu übertreiben und das zu machen, woran ich an diesem Tag gerade Freude habe. Trotzdem versuche ich, möglichst ausgewogen zu trainieren und Defizite in zuletzt vernachlässigten Bereichen zu verringern. 

Ich hab mir in den vergangenen Wochen und Monaten öfters die Frage gestellt, was ich aus dieser Phase mitnehmen kann. Immer wieder komme ich dabei zu einem Punkt: Um erfolgreich zu sein, gehören nicht nur Disziplin, Ausdauer und die Fähigkeit, sich auch in der täglichen Trainingsarbeit quälen zu können, sondern auch die Fähigkeit, auf den eigenen Körper bewusst zu hören.

…und zwar nicht erst dann, wenn Probleme auftreten. Denn dann kann es mitunter schon zu spät sein. Um die Verletzung besser zu verstehen, hat mir eine Massage-Ausbildung geholfen, die ich in der Zwischenzeit gestartet habe. Dadurch ist es mir gelungen, einen tieferen Einblick in die Materie Körper und Mensch zu erhalten, wodurch ich Zusammenhänge besser verstehe und dadurch spezifischer trainieren kann. Denn Kopf und Geist spielen auch hier eine zentrale Rolle. 

Ich lasse mich überraschen und bin gespannt, was das Jahr 2017 aus sportlicher Sicht für mich parat hält. Das eine oder andere kleinere Ziel habe ich für das zweite Halbjahr vorsichtig ins Auge gefasst. Mal schauen, was sich ergibt. Es wäre jedenfalls schön, wenn es sich ausgeht, die Wettkampfkleidung wieder mal aus dem Kleiderschrank zu holen.