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70.3 Ironman Budapest

Ohne echte Vorbereitung ging es für Markung in die zweite Saisonhälfte 2015 – und in den Osten. Der Ironman 70.3 war als „lockerer“ Wettbewerb mit neuer Kulisse gedacht. 

Vorbereitung auf Budapest

Eine gezielte Vorbereitung auf meinen ersten Start beim 70.3 Ironman Budapest war aus verschiedenen Gründen nicht wirklich möglich. Für mich bildete das Rennen daher mehr eine Formüberprüfung und eine gute Standortbestimmung, ohne jedoch konkrete Ziele im Vorfeld festgelegt zu haben. Dementsprechend entspannt ging ich auch an den Wettkampf heran. Ich freute mich einfach, ein neues Rennen kennenzulernen, eine neue Stadt – wenn auch aus etwas anderer Perspektive – zu erkunden und ein entspanntes Wochenende zu verbringen. Dass es dann doch turbulenter als ursprünglich geplant wurde, daran war ich nicht ganz unbeteiligt.

Markus entschied sich doch für den Neoprenanzug.

Mit oder ohne?

Bis kurz vor dem Start überlegte ich, ob ich trotz Neoprenfreigabe ohne Neoprenanzug starten sollte – als Training für die Langdistanz beim Saisonfinale in Mallorca. Denn vor den 3,8 Schwimmkilometern, die 2014 ohne Neo im offenen Meer geschwommen wurden, habe ich doch mehr Respekt als mir lieb ist. Da vor dem Startschuss allerdings relativ niedrige Temperaturen vorherrschten, wurde mir meine Entscheidung vom Wettergott quasi abgenommen – eine Verkühlung wollte ich dann doch nicht riskieren. Also rein in den Neo und los geht’s.

Vom Kurs abgekommen

1,9 Kilometer in der Donau oder besser gesagt in einer braunen Suppe. Gleichmäßig, ruhig und vor allem geradlinig schwimmen, so lautete mein Motto. Nach rund zehn Minuten war es plötzlich sehr ruhig um mich herum. „Eigenartig. In Führung kann ich ja nun mal sicher nicht liegen“, dachte ich mir noch, bevor ein kurzer Blick genügte, um zu merken, dass sich das eigentliche Rennen einige Meter neben mir abspielte. Ich bin etwas vom Weg abgekommen – mit dem geradlinig schwimmen war es also recht bald vorbei. Grund dafür habe ich bis heute ehrlicherweise keinen gefunden. Also schnell wieder zurück in die Masse, um den Wasserschatten auszunutzen. Nach rund 33 Minuten habe ich es dann doch noch aus dem Wasser geschafft – ohne Training ist halt nicht mehr möglich. Jetzt rasch zum Rad und die Aufholjagd starten.

Und da lieg ich auch schon …

Liegenbleiben ist nicht: Nach dem Sturz ging es schnell weiter.

„Was war das jetzt“, dachte ich mir im ersten Moment. Nach nicht einmal 200 Metern am Rad habe ich genau im Kurveneingang eine Bodenwelle übersehen und bin mit dem Kopf voraus unsanft am ungarischen Asphalt aufgekommen. Nach ein paar Sekunden der Verwunderung, wie nun das passieren hatte können, war ich wieder bei mir, schnappte mir mein Bike, sammelte die Getränkeflaschen ein und setzte meine Fahrt fort. Um genau zu sein, habe ich den Radsplit eigentlich ein zweites Mal gestartet. Zur Strecke selbst: Flach, etwas windanfällig, gute Überholmöglichkeiten, pro Runde ein kurzer Anstieg aber doch recht verwinkelt – ein typischer Stadtkurs eben. Die ersten Kilometer brauchte ich, um meinen Rhythmus zu finden. Trotz des Zwischenfalles versuchte ich – so gut es möglich war – am Rad Druck zu machen.

Jetzt erst recht

Die Worte „Jetzt erst recht“ habe ich mir in dieser Phase des Rennens nicht nur einmal gedacht. Mit einer Zeit von 02:29 Stunden stieg ich ein zweites Mal an diesem Tag vom Rad, dieses Mal allerdings korrekt und wie bereits öfters im Training geübt. Angesichts der Umstände war ich zufrieden und vor allem glücklich, dass nicht mehr passiert ist. Denn der Asphalt und die Straßenbeschaffenheit sind hier tatsächlich mehr als ausbaufähig. Schlaglöcher, Bodenwellen und Kopfsteinpflaster sorgen dafür, dass man trotz der vermeintlich leichten Rennstrecke keine Sekunde unachtsam sein darf – denn ein Sturz ist hier schnell passiert, wie ich mittlerweile weiß. Der Verlust der Trinkflasche mit meiner speziellen Wettkampfverpflegung – einem Schlagloch sei Dank –sei hier nur am Rande erwähnt.

Neue Erkenntnisse

Die Teilnahme am Ironman 70.3 war vor allem eines: lehrreich.

Zuletzt hatte ich während längerer Bewerbe immer wieder Probleme mit dem Magen. Aus diesem Grund habe ich dieses Mal in Sachen Ernährung etwas experimentiert. Eine leicht veränderte Verpflegung in anderen Zeitabständen. Meiner Meinung nach muss jeder Athlet selbst herausfinden, was ihm während des Wettkampfes in Sachen Ernährung gut tut und was weniger. Mein Tipp: Einfach ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Hier bringt es nichts, sich zu sehr an Zahlen und Vorgaben zu halten, jeder muss individuell für sich die optimale Lösung in unzähligen Bewerben und Trainingseinheiten herausarbeiten. Vielleicht etwas mühsam aber umso effektiver, wenn man das Optimum für sich gefunden hat.

Reine Kopfsache

Markus im Ziel beim Ironman 70.3 Budapest.

Zu Beginn der Laufstrecke war für mich wichtig, einen zügigen Rhythmus zu finden und nicht zu überpacen. Zusätzlich versuchte ich die Folgen des Radsturzes so gut es ging auszublenden und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das Laufen – vier Runden zu jeweils etwas mehr als fünf Kilometern. Trotz der gegen Ende hin stärker werdenden Schmerzen konnte ich ein vernünftiges Tempo laufen und die Geschwindigkeit auf den letzten Kilometern sogar noch etwas steigern. Alles reine Kopfsache – ein Spruch, der in Budapest des Öfteren gefallen ist. Im Endeffekt benötigte ich knapp über 01:24 Stunden für den Halbmarathon, womit ich an diesem Tag glücklich war. Und auch die neue Ernährungsstrategie hat positive Erkenntnisse gebracht.

Der Ironman in der Großstadt

Nach 04:33 Stunden – und damit noch in den Top 100 – bog ich schlussendlich auf die Zielgerade ein und war froh, das Rennen doch noch so beendet zu haben. Die Geschichte hätte auch um einiges schlimmer ausgehen können, wie die anschließenden Untersuchungen bei meinem Physiotherapeuten gezeigt haben. Und auch das Rad wird bis Mallorca wieder einsatzbereit sein. Insgesamt ein schönes Rennen, viele Zuschauer entlang der Strecke und mal eine etwas andere Wettkampf-Location. Es war spannend und interessant zugleich, ein Rennen in einer Großstadt wie Budapest zu bestreiten. Mit all seinen Vor- und kleinen Nachteilen. In vier Wochen geht es für mich auf Mallorca weiter, wo ich mein drittes Langdistanzrennen bestreiten und die Saison beenden werde. Was im April beim Triathlon Porto Colom auf Mallorca begann, wird dort auch zu Ende gehen. Die Vorfreude und Anspannung steigt.