Noch vor dem Freeride World Tour Stopp in Fieberbrunn sprachen wir mit Fabio Studer, der mit seinem Freestyle-Stil dabei ist, die World Tour auf den Kopf zu stellen.
Frischer Wind für die Freeride World Tour
Fabio Studer hat in seiner ersten Saison auf der Freeride World Tour gewaltig aufgezeigt. Eigentlich Freestyler, fühlt sich der Vorarlberger auch abseits des Parks im Gelände sichtlich wohl. Mit seinen Tricks zwingt er die älteren Freeride Generationen zum Umdenken. Platz zwei bei seinem ersten Freeride World Tour Stopp in Chamonix zeigt, was in dem 26-Jährigen steckt. Im Sportalpen-Interview sagt er was ihn am Skifahren reizt, wie man als Doppelathlet erfolgreich ist und warum er früher „Büffel“ nicht mochte.
Sportalpen: Fabio, in jungen Jahren warst du mal klassischer Alpinskifahrer. Was hat dich in die Freeskiszene gelotst?
Fabio Studer: Ich bin früher Skirennen gefahren, ja. Mit zwölf hab ich dann mal Snowboarden ausprobiert, weil ich gerne springen wollte. Dann hab ich im Fernsehen die Half-Pipe Skifahrer gesehen und ich wusste, dass ich das machen möchte. Mit 16 bin ich dann eigentlich aufs Freestylen gekommen.
Eigentlich bist du eine Art Hybridskifahrer. Freestyle auf der einen Seite und Freeriden auf der anderen. Denkst du, dass der Trend auf diese Kombinationsathleten hinausläuft?
Die Freeride World Tour wird auf jeden Fall mehr Fahrer haben, die auch Tricks einbauen und Freeriden mit Freestylen verbinden.
Es wurden dieses Jahr zum Beispiel vier Fahrer eingeladen, die das können. Ich kann mir schon vorstellen, dass das in die Richtung geht. Sicher haben einige viel Erfahrung mit Big Mountain Lines, aber ich bin zum Beispiel auch immer schon im Gelände gefahren und habe auch dort Tricks gemacht. Das mache ich schon ewig.
Bei mir ist es halt so: je mehr Freeride Contests ich fahre, desto leichter tue ich mich den Hang zu lesen wenn ich oben stehe. Ich kann mich einfach besser orientieren.
Manchmal kenne ich sogar den ganzen Hang auswendig.
Beim Hang lesen kommt es also sehr viel auf Erfahrung an?
Ja. Also am Anfang, vor etwa zwei, drei Jahren, wo ich das erste Mal Contests gefahren bin, da hab ich mich schon ein bisschen schwer getan. Aber wenn du das öfter machst, dann ist das wie bei allen anderen Sachen auch: du verbesserst dich, tust dich halt leichter und hast mehr Anhaltspunkte.
Glaubst du, dass die Generation der „Old-School“-Rider auf der Freeride World Tour nach und nach ihre Existenzberechtigung verliert?
Ich denke schon, dass sie in Zukunft Tricks machen müssen. Wenn ich mir die Events so ansehe, dann probiert jeder ein bisschen mehr Gas zu geben was das betrifft.
Jene Fahrer, die keine Tricks einbauen werden weiter technisch extrem anspruchsvolle Lines fahren. Wenn es dann Leute gibt, die beides gut machen wird es halt schwierig für sie.
Was hast du dir gedacht, als du das E-Mail von den Freeride World Tour Verantwortlichen erhalten hast?
Ich hab mich voll darüber gefreut! Zuerst hab ich mir gedacht, wie das wohl werden wird. Schon in meiner ersten Saison kann ich aber sagen: Es ist ziemlich cool!
Was rechnest du dir für das Wochenende in Fieberbrunn aus?
Ich denke es ist alles möglich. Ich möchte auf jeden Fall wieder in die Top-3. Wenn ich zu einem Contest fahre gehe ich eigentlich immer mit der Einstellung hin, gut abschneiden zu wollen. Wenn ich gut in Form bin, dann will ich auch ein gutes Ergebnis abliefern. Außerdem ist es cool, weil es in Österreich ist. Ich habe gehört, dass es ein skiverrückter Ort ist und da viele Zuschauer kommen. Das wird sicher ein cooles Wochenende.
Bei den Red Bull Playstreets (Freestyle Contest) lief es ja nicht unbedingt nach Plan. Denkst du, dass die Ambitionen in der Freeride Welt die Leistungen im Freestyle beeinflussen?
Ich persönlich habe gefunden, dass es mir beim letzten Run von der Quali sehr gut gegangen ist. Ich hab mich dann gewundert, warum ich im Finale nicht dabei war. Da gab es noch einen Fahrer, einen jungen Norweger oder Schweden, der ebenfalls einen guten Run gehabt hat und auch nicht ins Finale gekommen ist. Vielleicht haben die Judges an dem Tag einfach was anderes gesehen. Ich habe lange Grabs gemacht und bin gut gelandet. Bei der letzen Box habe ich einen anderen Trick gemacht. Aber das gehört auch dazu bei Contests. Das kann auch mal passieren.
Wie findest du diese Innercity Events?
Playstreets im Speziellen ist ein cooles Event. Darum hätte ich mich gefreut, wenn ich es ins Finale geschafft hätte. Du kommst ja direkt zu den Leuten ins Dorf oder in die Stadt. Das macht auf jeden Fall extrem viel Spaß.
Ich bin da jetzt auch schon öfter mitgefahren. Als ich das erste Mal die Trainingsrunde gefahren bin war ich erstaunt wie eng das alles beieinander liegt. Es hat sich ein bisschen angefühlt wie eine Parkrunde. Nach ein paar mal war es schon ein gewohnter Run. Das ist ganz interessant.
Nordica hat dich schon seit längerem in sein Freeski Team aufgenommen. Was genau machst du mit dem Team?
Ich bin jetzt die dritte Saison bei Nordica. Bei mir war dann auch die Frage im Sommer, ob ich in Richtung Olympia trainieren soll. Durch die Einladung zur Freeride World Tour hat sich das aber erledigt. So wie die Saison jetzt gelaufen ist bin ich auch froh darüber. Mit Nordica selbst läuft es auch optimal. Über sie hab ich jetzt einen Mercedes Benz für drei Monate zum Testen bekommen. Das ist eine super Zusammenarbeit! Es könnte eigentlich gar nicht besser sein.
Wie wichtig ist die Materialwahl für dich?
Schlechte Ski baut heute keiner mehr. Ich fahre selber das Meiste mit dem Nordica Patron. Das ist ein Freestyle Backcountry Ski. Er ist ein ziemlich breiter Rockerski der hinten und vorne hochgeht. Ich fahr auch die meisten Events mit dem, springe Kicker und ziehe Lines im Powder. Wenn es in den Park geht, dann nehme ich schon einen schmäleren Ski wie den Nordica Ace of Spades. Wenn wir im Gelände unterwegs sind und Kicker bauen, dann nehme ich den Patron.
Schlussfrage: In einem Steckbrief von dir hast du angegeben, dass du Büffel nicht magst. Was meinst du damit?
(lacht) Büffel waren bei uns immer die Skitouristen. Früher sind ziemlich viele Touristen in Parks herumgefahren und haben sich in den Landungsbereich gehockt und so. Das sagt man bei uns in Vorarlberg so.
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