Spricht man von einem Biwak unterscheidet man zwei Kategorien. Die erste ist eine aus einer spontanen Wendung entstandene Notfallunterkunft. Die zweite ist der gemütliche Rastplatz, auf den man sich schon vor Reiseantritt gefreut hat. Peter Fernbach, Storeleiter des Salewa Mountain Shops in Schladming und Biwak-Experte, sprach mit uns über das Hotel der Bergmenschen.
Biwak: selbst ist der Mann – und die Frau!
Bei einer Mehrtagestour wird man vor die Wahl gestellt. Entweder man übernachtet in der Hütte (sofern vorhanden) oder man schafft sich seine eigene Unterkunft (Erlaubnis vorausgesetzt). In einigen Fällen ist diese Unterkunft allerdings nicht freiwillig gewählt. Salewa Experte Peter Fernbach kennt die Vorzüge und Schwierigkeiten beim Lagerbau und lässt in unserem Gespräch wichtige Details durchsickern. Wer sich selbst zum Survivalspezialisten machen will besucht am besten eine Geländeausbildung.
(Sternen-)Zelt
Mit dem Begriff Biwak wird im weitesten Sinne die Übernachtung im Freien verbunden. Ob dabei nur ein Schlafsack, ein Zelt oder gar eine kleine Schutzhütte in Anspruch genommen wird spielt keine Rolle. Die Unterschiede zwischen Notbiwaks und geplanten Stopps könnten allerdings nicht größer sein.
Geplanter Komfort im Biwak
Bei Mehrtagestouren ist Biwakieren oft eine Voraussetzung. Nicht selten befindet man sich nach einem Tag auf Wanderschaft fernab von jeder Hütte. In diesem Fall weiß man allerdings, was auf einen zukommt.
Deshalb liegt der erste Schritt wie so oft in der Planung. Beim Wettercheck gilt es vor allem die Temperaturen in der Nacht genauer zu beobachten.
Im Optimalfall findet sich im Internet oder im Guide noch eine Routenbeschreibung, die Biwak-Plätze vorschlägt oder sogar Biwakschachteln (kleine Metallhütten) anzeigt.
Bestandteile des Biwaks
Danach beginnt das „Ich-packe-in-meinen-Koffer“-Spiel. Stück für Stück werden die Ausrüstungsgegenstände im Kopf durchgegangen. Was schließlich im Rucksack landet ist auch eine Frage des gewünschten Komforts. Für ein geplantes Biwak bieten sich folgende Gegenstände an:
- Wasserdichtes Zelt
- Schlafsack (Modell je nach Jahreszeit)
- Richtige Bekleidung
- Isomatte
- Karte
- Erste-Hilfe-Set (mit Schutzdecke)
- Isolierflasche / Traveller Bottle
- Feuerzeug
- Stirnlampe (evtl. eine Reservelampe)
- Handy (evtl. Ersatzakku)
- Müllsack
- Nahrung
- evtl. Gaskocher und Pfanne
- evtl. Solarladegerät (in abgeschiedenen Gebieten)
- Im Winter: Sonde und Schaufel
40 Gramm, die ins Gewicht fallen
Outdoorartikelhersteller wie Salewa bieten Ausrüstungsgegenstände sowohl für den Sommer, als auch für den Winter an. Während in den heißen Sommermonaten oft ein dünner Biwaksack und entsprechende Kleidung ausreichen, führt im Winter kaum ein Weg an den Daunensäcken vorbei.
Immer mit dabei ist das Erste-Hilfe-Set, dass optimalerweise mit einem Messer, einem Feuerzeug und einer Schutzdecke ausgestattet wird. Diese wiegt so gut wie nichts (40g), kann aber im Falle einer Verletzung beim Kampf gegen die Kälte zum entscheidenden Faktor werden.
Das Notbiwak
Apropos Verletzung: Das ist auch häufig der Grund für ein Notbiwak. Wenn kein Notruf abgesetzt werden oder kein Hubschrauber das Gebiet erreichen kann, ist das Notbiwak nicht selten die letzte Rettung.
Abgesehen von der ausreichend warmen Kleidung sind es zwei Dinge, die in jedem Rucksack zu jeder Zeit in unwegsamem Gelände mitgeführt werden sollten: Ein Biwacksack und ein Erste-Hilfe-Set mit Schutzdecke, Messer und Feuerzeug.
Der Rest der „Ausrüstung“ wird im Extremfall der Natur entnommen. Ein Bett aus Ästen und Blättern bietet ebenso Wärme, wie eine naheliegende Feuerstelle. „Außerdem ist das Feuer ein Signal für Rettungskräfte“, so Peter.
Es ist Zeit für ein Biwak!
Es dämmert und die letzten strahlen der Sonne verschwinden langsam am Horizont. Die richtige Zeit ein Lager einzurichten? Falsch! „Da ist es oft schon zu spät! Der Zeitpunkt ist entscheidend. Man sollte mindestens eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang mit dem Bau des Biwaks beginnen.“, erklärt Peter. Beim Bau ist außerdem wichtig sich eine geeignete Stelle zu suchen, die so viele der folgenden Eigenschaften wie möglich umfasst:
- windgeschützt
- regengeschützt
- fernab von Steinschlag
- Nähe zum Wasser
- Feuerplatzmöglichkeit
Auf den Grund gekommen
Um den Schlafkomfort – und damit die Energiereserven für den folgenden Tag – zu erhöhen, empfiehlt es sich einen Platz mit ebenem Untergrund zu suchen oder diesen zu begradigen (vor allem im Winter leicht möglich). Farnblätter und kleine Äste gestalten den Untergrund weicher. Wird das Biwak auf einem Steinboden aufgeschlagen ist ein Zelt ohne Haken zu empfehlen. Während der Wintermonate ist eine Schneehöhle ein idealer Unterschlupf.
Einfach mit dem Skistock die tiefe der Schneedecke prüfen und mit der Schaufel eine kleine Höhle ausheben. Ein Iglu zu bauen ist laut Peter übrigens eher Profisache. Zudem kommt es dabei oft auf die Qualität des Schnees an.
Weiterführende Links:
Beim Biwakieren sollte man unbedingt auf den richtigen Ort achten, sonst kann es schnell ungemütlich werden. Der Beitrag fasst die wichtigsten Sachen super zusammen und ist wirklich gelungen! Ich selbst habe mich auch bereits in einem Beitrag mit dem Thema Biwakieren, speziell aber mit dem Biwakzelt beschäftigt. Ein Notfallbiwak ist natürlich nichts Schönes – aber auch das kann man ganz gut bewältigen, indem man sich einfach selbst eines baut oder aber sein Biwakzelt zur Hand nimmt. Man sollte aber auf eine geeignete Umgebung achten – wie in diesem Beitrag optimal erklärt.
Ein toller Artikel!!! – Da möchte ich nur noch ergänzen, dass man leider nicht überall in der Natur biwakieren darf. Zumindest gilt dies für ein GEPLANTES Biwak – bei einem Notbiwak ist es freilich etwas anderes. Also vorher Infos einholen! Hab übrigens ein kleines Video dazu gemacht…. viel Spaß beim Anschauen….
https://youtu.be/VMlcWYrWN2U