Sportalpen Athletin Bea hat sich am 29. Juni erstmals der Herausforderung Ironman Austria gestellt und das Rennen nach 11:11 Stunden mit Bravour gemeistert. Das nahmen die beiden Langdistanz-Experten im Sportalpen Team – Bea und Markus – zum Anlass, um über ihre Erfahrungen beim größten Triathlon-Event Österreichs zu fachsimpeln. Markus stellte in der Rolle des Interviewers die Fragen, Bea gab als frischgebackene Ironman Austria Finisherin und mittlerweile zweifache Ironlady die Antworten. Ein Talk über die magischen Zahlen des Triathlons, Faszination Langdistanz, Gänsehautfeeling und die nächsten Ziele.
Bea, vor wenigen Tagen bist du zum ersten Mal beim Ironman Austria gestartet. Es war dein insgesamt zweiter Ironman. Was bedeuten für dich die Zahlen 3,8 – 180 – 42,2?
Die ultimativen Distanzen im Triathlon – die magischen Zahlen!! Ich glaube jeder, der irgendwann Triathlon macht, möchte zumindest einmal einen IRONMAN finishen.
Du hast dich in den letzten Monaten intensiv auf das Saison-Highlight vorbereitet. Warst unter anderem auch auf Teneriffa im Trainingslager und hast somit nichts dem Zufall überlassen. Mit welchen Erwartungen bist du nach Klagenfurt gereist?
Für mich war es bereits der zweite IRONMAN, obwohl 2014 erst meine zweite Saison im Triathlonsport überhaupt ist. Deswegen waren die Erwartungen auch noch nicht allzu hoch. Mir war wichtig, einen guten und sicheren Wettkampf zu absolvieren und mich in den einzelnen Disziplinen gegenüber meiner ersten Langdistanz zu verbessern. Auch wenn man zwei verschiedene Strecken aufgrund der unterschiedlichen Streckenprofile nicht miteinander vergleichen darf, so konnte ich mich in allen drei Disziplinen zeitmäßig steigern.
Als ich letztes Jahr in Klagenfurt am Start war, läutete mein Wecker nach einer kurzen Nacht um 03:45 Uhr. Wie hast du die letzten Stunden vor dem Start um 7.00 Uhr verbracht?
Leider bin ich vor Wettkämpfen, insbesondere Triathlons, wahnsinnig nervös, was natürlich auch in Klagenfurt so war. Am Abend davor richtete ich noch meine Wettkampfsachen zusammen, um keinen unnötigen Stress in der Früh aufkommen zu lassen und ging relativ zeitig ins Bett. Geschlafen habe ich gut aber recht wenig. Um 3.30 Uhr läutete dann auch schon mein Wecker, um meinen Körper bis zum Start in den Wettkampfmodus zu bringen. Unsere Wirtin hatte für uns Athleten bereits um 4:00 Uhr das Frühstücksbuffet eröffnet. Dann ging alles schnell: Abfahrt nach Klagenfurt, damit wir um 5:00 Uhr in der Wechselzone unsere Räder mit Verpflegung bestücken konnten. Danach marschierten mein Trainingskollege Jürgen und ich zum Schwimmstart. Die Aufregung aber auch die Freude stieg immer mehr.
Ich persönlich finde, dass der Schwimmstart bei einer Langdistanz entspannter ist, als bei Bewerben über kürzere Strecken. Zusammen mit fast 3.000 weiteren Athleten hast du dich in den Wörthersee gestürzt. Wie empfindest du es, wenn mehrere tausend Arme und Beine gleichzeitig loslegen?
Seitdem ich Triathlon mache, war ich abgesehen von der Langdistanz in Nizza auf Mittel- und Sprintdistanzen am Start. Für mich fühlt es sich immer ähnlich an. Da ich das Schwimmen erst ein halbes Jahr vor meinem ersten IRONMAN-Bewerb richtig erlernen musste, ist das meine gefürchtete Disziplin. Deshalb sind die Minuten vor dem Schwimmstart für mich am schlimmsten. Die Tatsache, dass in Kürze so viele Starter um mich herum sind, lässt mich nach wie vor nicht kalt.
Wie bist du mit deinen einzelnen Splitzeiten zufrieden? Fangen wir mit dem Schwimmen an. In den letzten Wochen vor dem Bewerb hattest du Probleme mit deinen Armen. Wie bist du damit im Rennen umgegangen?
Ja, drei Wochen vor Klagenfurt habe ich plötzlich Taubheitsgefühle in den Fingern bekommen und konnte daher auch nicht die nötige Kraft in den Armen aufbauen. Das Ganze rührte von einem gereizten Nerv her, was wiederum auf eine Über- und Fehlbelastung zurückzuführen ist. Während dem Schwimmen ist es mir gelungen, vor lauter Adrenalin die Probleme auszublenden. Im Kopf hatte ich immer: „Bea, wenn du im Kanal bist, hast du es geschafft, dann sind es nur noch 800 m.“ Im engen Lendkanal angekommen, ging es nochmal so richtig zur Sache. Tritte und Schläge auf den Kopf waren in diesen Minuten normal. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich das souverän meistern. Als ich abends erfuhr, dass ich nach 1:20 Stunden den Schwimmausstieg erreicht hatte, war ich mehr als happy. An dieser Stelle herzlichen Dank an Trainingskollege Jürgen, der mich sicher mit gut geführter Linie durch die Schwimmstrecke brachte.
Trotz der 1.680 Höhenmeter gilt die Radstrecke als schnell. Siehst du das auch so?
Ich denke schon, dass es eine schnelle Radstrecke ist, obwohl die Anstiege doch knackig sind. Leider machte mir dann meine Hand etwas Probleme und ich verlor durch ungeschicktes Greifen meine Salztabletten und eine Radflasche. Netterweise schenkten mir zwei Athleten kurzerhand neue Salztabletten. Eine nette Geste unter Triathleten!
Wir kommen beide vom Laufen. Für mich ist es immer ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass meine stärkste Disziplin zum Schluss kommt und ich dadurch gegen Rennende noch einige Plätze gut machen kann. Mit welchem Gefühl bist du an deine Disziplin herangegangen?
Ich glaube wir Läufer haben da wirklich Vorteile. Viele fürchten sich vor der abschließenden Disziplin, doch ich freute mich bereits vor dem Start auf die Laufstrecke, da ich wie du schon sagtest auf der Laufstrecke viele Plätze gut machen kann. Als ich nach 180 km das Rad in der Wechselzone wieder auf seinem Platz abstellte, dachte ich trotzdem: „Wie soll ich jetzt einen Marathon laufen?“ . Mein Wechsel vom Rad in die Laufschuhe lief nahezu perfekt. Wechselbeutel sofort gefunden, Laufschuhe an, mein Race Cap auf den Kopf und los ging’s. Ich merkte dann auch sofort, dass die Beine gut waren und lief mit einem 4:30er Schnitt los.
Als ich dich circa bei Hälfte der Laufstrecke gesehen habe, hast du noch recht entspannt gewirkt. Hat es sich für dich auch so angefühlt?
Ich habe bei der IRONMAN Vorbereitung voll und ganz meinem Trainer Gerhard Budy vertraut. Im Gegensatz zu letztem Jahr waren die Laufeinheiten ganz anders. Aber die Rechnung ging auf und bis zu Kilometer 30 fühlte ich mich wirklich super. Die vielen Koppeltrainingseinheiten haben sich bezahlt gemacht. Ich konnte einen nach dem anderen überholen – das war für den Kopf einfach genial. In der Gesamtwertung konnte ich so noch unglaubliche 680 Platzierungen gutmachen. Wie bei jedem „normalen“ Marathon wird es irgendwann hart und ich musste ab Kilometer 36 richtig kämpfen. Mein Ziel war es nicht zu gehen und im Laufschritt zu bleiben. Wenn du einmal gehst, kommst du nur schwer wieder rein. Das ist mir bis zur Finish Line gut gelungen. Mit einer Marathonzeit von 3:42 Stunden, einer Gesamtzeit von 11:11 Stunden und einem 12. Platz in meiner Altersklasse überquerte ich überglücklich die Ziellinie. Gänsehaut pur! Damit lag ich deutlich unter meiner IRONMAN Zeit (12:39 Stunden) von Nizza im letzten Jahr.
Genau 11:11:45 Stunden nach dem Startschuss hast du die Ziellinie überquert. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?
Ja, ich bin sehr zufrieden. Gewünscht hätte ich mir zwar die elf Stunden zu knacken, aber es war ein gutes Rennen und ich bin glücklich damit. Außerdem braucht man auch Ziele für die nächsten Rennen 😉
Wie hast du die Stimmung empfunden? Konnte sie dich zusätzlich pushen? Oder hattest du den berühmt berüchtigten Tunnelblick und nur wenig vom Rundherum während des Rennens mitbekommen?
Die Stimmung war absolut genial und die Zuseher einfach nur toll. Ich persönlich bin schon jemand mit Tunnelblick und laufe konzentriert mein Ding. Dennoch nehme ich alle Anfeuerungen und Zurufe war. Das pusht mich sehr! Ich habe mich auch sehr über deine Anfeuerungsrufe gefreut und war froh, bekannte Gesichter zu sehen.
Wenn man das gesamte Rennwochenende betrachtet, wo siehst du aus organisatorischer Sicht Unterschiede zwischen den beiden Bewerben? Ist Ironman gleich Ironman?
Klagenfurt ist eine wunderschöne Veranstaltung. Ich habe tolle Erfahrungen mit den Helfern gemacht und die Stimmung ist einfach gewaltig. Auch in Nizza war eine super Stimmung, aber es ist ein anderer Bewerb in einem anderen Land. Jede Veranstaltung hat das „Seine“. Organisatorisch waren beide Bewerbe gut gerüstet.
Stichwort 2015. Ich habe gehört, dass wir nächstes Jahr gemeinsam an der Startlinie des 17. Ironman Austria stehen. Ist das so?
Ja, du hast Recht! Wir werden uns 2015 in Klagenfurt an der Startlinie sehen und ich freue mich schon sehr darauf, vor allem auch bekannte Triathleten zu treffen. Wir haben also ein gemeinsames Ziel und ich hoffe, dass wir unsere persönlichen Vorgaben erreichen und unsere Erwartungen an diesem Tag erfüllen können!
Auch wenn noch fast ein Jahr lang Zeit ist. Was erwartest du dir – auch mit den Erfahrungen von heuer – von deinem zweiten Start in Klagenfurt?
Ich habe mich wieder für den IRONMAN Klagenfurt angemeldet, da mich zum einen die Stimmung und die Kulisse überwältigt hat und ich jetzt auch die Strecke kenne. Wo schwimme ich los, um eine gute Linie zu finden? Wie teile ich mir das Radfahren auf der Strecke ein? Das sind für mich wichtige Kriterien. Und wenn man eine Strecke bereits kennt, hat man sicherlich Vorteile. Natürlich ist mein Ziel, mich vor allem auf der Radstrecke zu verbessern und beim Schwimmen noch etwas rauszuholen. Darauf möchte ich gezielt hintrainieren!
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