Sportalpen.com

Bergfilmfestival Salzburg: Programm 10 “Tagaus, Tagein”

TAGAUS, TAGEIN

A 2011, Richard Rossmann, 80 min
„Der Tag an dem ich aufhöre, bin ich tot“, sagt die 98-jährige Thresl Handl, die am 21. April 1912 geboren wurde. Mit 98 Jahren bewirtschaftet sie nach wie vor einen Bauernhof mit einer Gastwirtschaft in Harham, Gemeinde Saalfelden. Als ihr Mann 1958 mit nur 48 Jahren stirbt, führt sie Bauernhof und Wirtschaft allein weiter. „Durch ihre Willenskraft stellt sich meine Großmutter über die Konventionen unserer Gesellschaft, wie man mit Menschen umgeht. Für ihre Gäste ist sie die Herrin einer zeitlosen Welt“ sagt ihr Enkel Richard Rossman. Mit Tagaus Tagein ist Rossmann wieder ein einfühlsames, persönliches Porträt gelungen, ein Film über die eigene Großmutter.

Richard Rossmann über „Tagaus, tagein“

Bergfilmfestival Salzburg 2011: Tagaus, Tagein

Seit dem Tod meines Großvaters 1958 führt meine Großmutter Thresl den Harhamhof. Tagaus, tagein. Nächsten April wird sie 100 Jahre alt. Immer noch erledigt sie die meisten Arbeiten selbst. Den Sommer in Harham mag sie gern, da macht die Arbeit mehr Freude als in den nicht enden wollenden Wintermonaten. Mit der Sense mäht sie die Wiesen rund um das Wirtshaus und staffelt das Holz für die kalte Jahreszeit.

Dazwischen kümmert sie sich um ihre Gäste. Viele von ihnen kommen täglich auf ein paar Bier, ein „Schnapserl“ oder für ihre berühmten „Kasnocken“ vorbei. Zeit zum Ausruhen bleibt da wenig, aber die will sie ohnehin nicht. „Ich bin froh über die Bewegung. Der Tag an dem ich aufhöre zu arbeiten, bin ich tot.“ Nichts wäre für meine Großmutter schlimmer, als in ein Altersheim zu müssen, weil die Jungen keine Zeit für die Alten haben — so wie es ihrer 103 jährigen Schwester Moidei ergeht.

Selbstbestimmt war das Leben von Thresl schon immer, doch dafür musste sie hart kämpfen. Vor allem die Jahre nach dem frühen Tod ihres Mannes waren geprägt von harter Arbeit. Erneute Heiratsanträge lehnte sie trotzdem alle ab – „Ich lasse mir von niemandem mehr dreinreden.“ Damals lasteten auf dem Betrieb Schulden, die Landwirtschaft brachte gerade das Notwendigste ein um sich und ihre zwei Kinder durchzubringen. Die mussten damals beide früh mit anpacken um die verloren gegangene Arbeitskraft des Vaters zu ersetzen. Erst mit dem Ausbau der Strasse kamen mehr Gäste zum Essen und Übernachten. Von da an ging es allmählich bergauf.

Aber kämpfen muss sie auch heute noch. Nicht allen gefällt die Art und Weise, wie sie den Harhamhof führt. Manch einem ist es da zu „altmodisch“, einfach zu wenig modern. So wie auch ihrem Sohn Hans, der sie seit Jahrzehnten zur Übergabe des Hofes drängt. Mit ihrer Willenskraft stellt sich meine Großmutter über die Konventionen unserer Gesellschaft, wie man mit alten Menschen umgeht. Für die Gäste bleibt sie die Herrin einer zeitlosen Welt.

Lesen Sie auch die Gesprächsauszüge aus dem Film

 

Klicken Sie sich durch das Online-Programm

Kartenvorverkauf und -reservierung nur telefonisch unter: +43662 / 87 31 00-15
Salzburger Filmkulturzentrum
DAS KINO Giselakai 11
5020 Salzburg

Fotonachweis: Richard Rossmann