Meister fallen bekanntlich nicht vom Himmel und landen schon gar nicht gleich auf der Piste. Speziell beim Skifahren brauchen manche Technik-Skills Übung. Der Carvingschwung zählt etwa zu jenen Fähigkeiten, die etwas Zeit in der Entwicklung brauchen. Im Gespräch mit Karl Pellikan, dem Besitzer der Skischule St. Michael im Skigebiet Speiereck-Grosseck, haben wir die wichtigsten Tipps & Übungen zum Carvingschwung zusammengetragen.
Sicherheit und Spaß auf der Piste
Der Carvingschwung ist nicht etwas, das man an einem Tag erlernt. Eine gewisse Grundkenntnis im Skifahren ist Voraussetzung, um sich selbst aufs nächste Level zu heben. Bevor man sich der Königsdisziplin der Bewegungsmuster nähert, sollten Basiseigenschaften – wie das Driften – erlernt worden sein. Dieses Fundament an Fähigkeiten sorgt dafür, dass gerade zu Beginn der Lernphase die Sicherheit beim Schwung gewährleistet wird. Sportliche Fahrer, so Pellikan, schaffen es dennoch in einer knappen Woche, sich den Carvingschwung anzueignen. Aber wie geht man das Ganze an?
Carvingschwung Schritt 1: Körperposition
Die Grundsätze der alpinen Fahrposition ziehen sich vom Einsteigerbereich bis zum Weltcup. Die Ski werden hüftbreit geführt und der Körper befindet sich in einer neutralen Standposition. Sprunggelenk, Knie und Hüfte sind parallel zueinander ausgerichtet. Beim Schwung wird die Bergschulter leicht vor die Talschulter positioniert, um eine korrekte Führung zu gewährleisten. Der Talski (auch: Außenski) wird je nach Hanglage immer etwas stärker belastet, während sich der Innenski anpasst. Die Hüfte ist beim Schwung immer leicht zum Hang geneigt und kann für engere Kurven sogar etwas durchgeknickt werden.
Hinweis: Um selbst zu überprüfen, ob man alles richtig gemacht hat, lohnt ein Blick zurück: Wenn beide Spuren parallel verlaufen ist der Schwung geglückt!
Carvingschwung Schritt 2: Technik
Generell empfiehlt es sich, die ersten Versuche im einfachen Gelände zu starten und den Schwung immer nur in eine Richtung auszuführen. Dann geht es auch schon zur Sache:„Was früher das Driften war, ist heute das Kippen. Durch das Umlegen der Skier wird der Schwung ausgelöst“, so Pellikan. In der Theorie verursacht das Kippen also den Radius und die Skier „erledigen“ den Rest. Dabei folgt das Skiende immer der Skispitze. „Die Kippbewegung ist der Schlüssel zum perfekten Carvingschwung.“, sagt der Skilehrer und geht sofort ins Detail:
„Am besten übt man die Technik, indem man vom Einzelschwung in eine ,Eineinhalb-Kurve‘ wechselt. Nachdem der erste Schwung fertig gefahren wurde – und Berg und Talski sich abwechseln – wird versucht sich aus der eingenommenen Körperposition über den werdenden Talski zu lösen und vorwärts Richtung Tal ,einzukippen‘.“
Carvingschwung Schritt 3: Übungen
Folgende drei Übungen unterstützen Neulinge dabei, sich dem perfekten Carvingschwung zu nähern:
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Hüftzange Die beiden Skistöcke werden sowohl vor, als auch hinter der Hüfte gleichzeitig (und parallel zum Boden) festgehalten und drücken leicht auf den Körper. Beim Fahren merkt man so, ob die Körperposition sich in der richtigen Lage befindet. Besonders in den Kurven empfiehlt es sich, genau auf das Verhalten des Körpers zu achten. Als Variation können die Stöcke auch nur vor die Hüfte gehalten werden.
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Hüftknick Der Hüftknick sorgt bei Anfängern dafür, ein Gefühl für die Kurve zu bekommen. Während die Piste beim Schwung langsam gequert wird, stützt die zum Tal zeigende Hand die Hüfte. Die „Berghand“ bleibt ausgestreckt und zeigt nach oben. Wenn der Schwung in die andere Richtung wechselt, dreht sich auch das Spiel mit den Händen.
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Stockkontrolle Neben dem Blick nach hinten eignet sich die Stockkontrolle gut, um das Fahrverhalten zu analysieren. Dabei wird der zum Tal zeigende Stock mit ausgestreckter Hand neben dem Talski am Boden entlang geführt. Die Berghand ist ebenfalls ausgestreckt und zeigt nach oben. Wenn die Zeichnung im Schnee parallel zu jenen der Skier verläuft ist man auf dem richtigen Weg.
Wie es weitergeht
Variationen der Übungen und Ergänzungen um kleine Herausforderungen sorgen für ein breiteres Trainingsspektrum. Wer eine erste Sicherheit im Carvingschwung gewonnen hat, kann sich etwa steilerem Gelände widmen. Außerdem verbessern Rhythmuswechsel von kurzen zu langen Schwüngen und umgekehrt das Fahrverhalten. Zum „Lehrabschluss“ eignet sich eine klassische Abfahrt durch einen abgesteckten Riesenslalom
Der richtige Ski für den Carvingschwung
Um sich dem Carvingschwung zu nähern, bieten sich bei der Frage nach dem geeigneten Skimodellen gleich zwei Möglichkeiten: Die klassische Variante ist der kurze Slalomski mit starker Taillierung und weichem Flex. Das neue System von Atomic – die ARC-Technologie – unterstützt ebenfalls den Lernprozess. Durch die schnell erreichte Biegelinie muss nur wenig Kraft aufgewendet werden und der durchgängige Bodenkontakt erleichtert die Führung. Zudem sorgen die Rocker für eine enorm schnelle Schwungauslösung. So oder so: Wenn das einzigartige Gefühl des Carvingschwungs einmal fühlt, erlebt Skifahren in einem völlig neuen Licht.