14. Oktober 2017, 19:45 Uhr, Langenzersdorf in Niederösterreich. Endlich war es so weit. Ich stand zum ersten Mal nach meiner Verletzung und nach rund zwei Jahren Wartezeit wieder an der Startlinie eines Wettkampfs. Der zehn Kilometer lange Hauptlauf des 3. Nightruns Langenzersdorf wurde also zu meinem lang ersehnten Comeback-Rennen.
Man muss es zu Beginn ja nicht gleich übertreiben.
Endlich wieder Wettkampffeeling
Im September machte ich mir erstmals über ein baldiges Antreten bei einem Wettkampf Gedanken. Um die Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens zu überprüfen, erhöhte ich die Intensität in den folgenden Trainingseinheiten sukzessive und versuchte, mich gezielt auf einen 10.000 Meter-Lauf vorzubereiten. Im Grundlagenbereich war ich zuletzt ohnehin mehr als genug unterwegs. Und zwar nicht nur in den Laufschuhen, sondern auch im Rahmen der einen oder anderen Bergtour. Nachdem mir Intervall-Einheiten, Fahrtenspiel und härtere Tempoeinheiten zuletzt keine gröberen Probleme bereitet haben, wollte ich unbedingt wissen, was mein Körper aktuell her gibt.
Ungewohntes Ziel: Nur nicht übertreiben!
Ich muss gestehen, dass ich speziell in den Minuten vor dem Startschuss doch ein wenig nervös war. Zu lange hatte ich keine Startnummer mehr getragen. Mit der Konkurrenz beschäftigte ich mich im Vorfeld nicht, denn ich wollte ausschließlich mir und meiner Performance Aufmerksamkeit schenken. Bereits beim Aufwärmen fühlte ich mich gut, die Vorfreude stieg und die Beine waren bei weitem nicht mehr so schwer wie in den Tagen zuvor.
Mein Plan für den Nightrun? Nicht übertreiben und nicht auf die Konkurrenz schauen, sondern stattdessen mein eigenes Tempo kontrolliert laufen. Und vor allem: jeden einzelnen Schritt genießen! Auch wenn es mein erster Wettkampf seit langer Zeit war, habe ich mir im Vorfeld einen Zeitplan zurecht gelegt. Denn ganz konnte ich den Wettkampfgedanken dann doch nicht zur Seite legen – auch nicht an diesem Tag.
Der Startschuss zum Comeback
Der Lauf war für mich eine erste Standortbestimmung unter Wettkampfbedingungen, um zu wissen, woran ich während der Wintermonate zu arbeiten habe. Trotzdem: Als der Countdown zum Startschuss gezählt wurde, erhöhte sich mein Puls spürbar und ich war froh, dass es endlich losging. Im Idealfall wollte ich knapp unter vier Minuten pro Kilometer laufen.
In der Vergangenheit war das für meine Verhältnisse jedenfalls ein mehr als gemütliches Tempo über 10.000 Meter. Diesmal war es jedoch ein ambitioniertes Ziel, denn ich wollte unbedingt ein kontrolliertes Tempo laufen, um mich ich in aller Ruhe an mein früheres Wettkampftempo heranzutasten. Zwei Jahre ohne Wettkampf sind eben eine lange Zeit.
Dem Zeitplan voraus
Während der ersten Sekunden im Rennen hatte ich einen breiten Grinser im Gesicht, um mir wenige Schritte später selbst klar zu machen: „Hey, du läufst hier einen Wettkampf. Also konzentriere dich gefälligst.“ Insgesamt vier Runden zu je 2,5 Kilometern galt es zu bewältigen. Der erste Kilometer verging wie im Flug, wie auch ein kurzer Blick auf meine Uhr bestätigte. Nach der ersten Runde fühlte ich mich gut, ich konnte mein Tempo problemlos halten. Zu dieser Zeit lag ich sogar knapp unter meiner persönlichen Zeitvorgabe. Da war doch was? Eigentlich hatte ich mir vorgenommen „nur nicht überpowern“. Egal, ich fühlte mich gut und da ich keinerlei körperliche Probleme hatte, entschied mich, das flotte Tempo beizubehalten. So ging es Runde für Runde weiter, dem vorgenommenen Zeitlimit stets voraus.
Die Ziellinie naht
Vor der letzten Runde wollte ich dann auch nicht mehr nachlassen, zumal der Körper die Belastungen auszuhalten schien. So konnte ich am letzten Kilometer sogar noch einen Konkurrenten überholen (Ach ja – ich wollte ja nicht auf die Konkurrenz schauen) und überquerte nach etwas mehr als 38 Minuten als Fünfter der Gesamtwertung meine erste Ziellinie nach einer gefühlten Ewigkeit.
Mit 3:49 Minuten pro Kilometer war ich – nachdem es mein Körper glücklicherweise zuließ – sogar etwas schneller als meine persönliche Zeitvorgabe.
Mein Fazit
Ich fühlte mich den ganzen Lauf über gut und hatte nie das Gefühl, mich komplett auspowern zu müssen. Insofern ist es für mich persönlich ein mehr als erfreulicher Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen und eine tolle Standortbestimmung für die nächsten Trainingseinheiten. Im Endeffekt fehlt zwar schon noch die eine oder andere Minute zu meiner Bestform.
Andererseits würde es die gesamte Trainingslehre ad absurdum führen, wenn ich nach weniger als einem Monat gezielter Trainingsarbeit sofort wieder dort anknüpfen könnte, wo ich vor zwei Jahren aufgehört habe. Oder besser gesagt: Aufhören musste.