Dreamlines Alaska Initiator und Sportalpen Athlet Andreas Razic im Portrait
Seit langer Zeit schon hatte Andreas Razic, SALEWA Storeleiter in Salzburg, den Traum Alaska mit den Skiern zu bereisen. So kam es auch zu dem Namen „Dreamlines„. Es war für dieses Projekt nicht schwer, Mitstreiter zu finden. Bei uns erzählt der in Salzburg geborene und aufgewachsene Andreas Razic überraschend ehrlich über Risiko, Sport und Leben.
Der SALEWA Storeleiter, ehemaliger Basejumper und Freerider der ersten Stunde in einem sehr persönlichen Interview
Sportalpen.com: Andy, dein Nickname ist ‚Dru‘. Wie bist du zu diesem Namen gekommen?
Andy Razic: Ich war mal aktiv Street- und Halfpipe-Inline Skater. Meine Jungs von damals haben mir den verpasst. Entstand aus Andreas – AndY – Andrew – DruÄn – dRu.
Sportalpen.com: Womit verdient ein Typ wie du seine Brötchen?
Andy Razic: Ich habe auf der HTL Maschinenbauingenieur studiert. Aktuell bin ich aber auch im Beruf dem Sport als Storemanager im SALEWA Store Salzburg näher gerückt.
Sportalpen.com: OK, aber kommt das einem Traumjob schon nahe? Wie würde der aussehen?
Andy Razic: Mit meiner Passion Geld verdienen. Ziemlich nahe meinem Traumjob kam meine Zeit in den USA/Colorado, wo ich für einen deutschen Skireisespezialisten als Guide gearbeitet habe. Aber auch mein aktueller Job als Storemanager im SALEWA Store Salzburg kommt meinem Traum sehr nahe, weil ich mit Produkten aus der Sportindustrie und sport- /bergsportaffinen Menschen zu tun habe.
Andy Razic über Freeriden und wie er das Risiko überlebt
Sportalpen.com: Du betreibst das Freeriden schon ein paar Tage, aber das ist und war ja nicht die einzige Sportart von dir, oder?
Andy Razic: Ich bin schon Freerider, lange bevor das Wort geboren war. Mit Mountainbiken und Wandern vertreibe ich mir mittlerweile die Zeit im Sommer, da ich das Basejumpen und Fallschirmspringen aufgehört habe.
Sportalpen.com: Das sind alles Sportarten, die vom Tretboot fahren weit entfernt sind. Wie gehst du mit Risiko um? Kalkulieren oder einfach damit Leben?
Andy Razic: Ich könnte hier an dieser Stelle wohl keine Antworten mehr geben, hätte ich in der Vergangenheit nicht immer wieder und zum Teil akribisch das Risiko kalkuliert. Zum Risiko kalkulieren gehört aber für mich nicht nur das reine Abwägen von Fakten, sondern auch im großen Maße das Hören auf mich selbst und meine innere Stimme.
Es mag wohl etwas komisch klingen, aber ich glaube wirklich, dass es so etwas wie eine innere Stimme gibt, die Einem manchmal vor etwas warnt. Ein ganz entscheidender Punkt ist für mich auch mentale Stärke. Man kann perfekt vorbereitet und trainiert sein, wenn dein Kopf nicht mitspielt, bringst du es auch nicht runter. Letztendlich braucht es aber auch immer wieder das Quäntchen Glück.
Ein Basejumper einmal überraschend ehrlich: „Du musst dich in einem gewissen Maß selbst belügen„
Sportalpen.com: Beim Basejumpen hast du letztes Jahr einen deiner engeren Freunde verloren. Denkt man bei dem nächsten BaseJump daran? Hemmt das einen?
Andy Razic: Ich habe leider schon mehrere Freunde verloren, fast alle beim Basejumpen. Nachdem ich mittlerweile selbst damit aufgehört habe, glaube ich, dass ich heute die Dinge objektiver sehen kann. Solange du so eine Sportart aktiv betreibst, musst du dich in einem gewissen Maß selbst belügen. Man redet sich die Dinge zum Teil schön.
Der größte Irrtum ist zu glauben, dass es Einen nicht erwischen kann. Ich habe immer versucht, aus den Fehlern Anderer zu lernen, um nicht dieselben Fehler zu machen. Der Verlust eines Freundes hat mich immer wieder zum Nachdenken gebracht, ob es wirklich das große Risiko wert ist. Solange ich das klar für mich mit JA beantworten konnte, habe ich weitergemacht. Nach dem Verlust meines letzten Freundes, konnte ich das nicht mehr und es beendete nach vielen Monaten einen Prozeß des Nachdenkens. Heute geht es mir mit meiner Entscheidung sehr gut und ich kann sehr gut damit leben.
Sportalpen.com: Du hast das Basejumpen also aufgehört?
Andy Razic: Ja, ich habe mir vor meinem endgültigen Schritt in den Sport 2 Jahre Zeit gelassen, versucht so viel wie möglich über den Sport zu lernen und in mich selbst hineinzuhören. Schnell erkennt man, dass Fehler in diesem Sport oft fatale Konsequenzen haben. Mir war auch von Anfang an klar, dass man diesen Sport ganz bewusst Anfangen, aber auch ganz bewusst wieder Aufhören muss. Damals habe ich mir auch geschworen, dass ich versuchen werde, auf mein Gefühl zu hören, wenn es Zeit ist aufzuhören.
Dieser Tag kam nach einem Sommer in Norwegen im Jahr 2010, wo ich viele geniale Sprünge machen konnte. Im darauffolgenden Winter und viel hin- und her, intensivierte sich das Gefühl. Es glich einem Kampf Kopf gegen Gefühl. Der Kopf wollte weitermachen, dass Gefühl sagte, hör auf. Der Tod meines Freundes im Mai beendete diesen Kampf, weil mir klar wurde, dass ich nie wieder unbeeinflusst auf einem Absprungpunkt stehen kann.
Andreas Razic Interview Teil 2: Seine Hotspots, sein wertvollster Besitz, seine Träume