Sportalpen hat Faris Al-Sultan im Triathlonhotel Mohrenwirt in Fuschl zum Interview getroffen. Der Supersportler erzählte überraschende Details über sein Training, die Vorbereitung und die Wettkämpfe.
Eisenmann Faris Al-Sultan
Im Exklusiv-Interview mit Sportalpen verrät er, worauf es beim Triathlon Training wirklich ankommt.
Faris Al-Sultan: Über den Schwimmsport. Als 14-Jähriger habe ich mit einer Nulldiät stark abgenommen und wollte wieder normal essen und fit werden. Ich begann mit Schwimmen als Leistungssport. Dann sah ich Bilder von Thomas Hellriegel beim Ironman Hawaii und wollte das auch machen. Mit 18 absolvierte ich die erste Olympische Distanz.
Sportalpen: Was sind für dich die wichtigsten Grundvoraussetzungen um erfolgreich zu sein und um effektiv trainieren zu können?
Faris Al-Sultan: Das hängt von den Zielen ab. Jeder sollte Erfolg für sich selbst definieren. Effektiv trainieren kann jeder. Wenn man Weltmeister werden will geht es natürlich nicht ohne ein gewisses Talent. Man muss etwa mit Schmerz gut zurechtkommen und physisch und psychisch dazu in der Lage sein relativ viel zu trainieren.
Es ist wichtig, sein genaues Trainingsumfeld zu definieren.
Sportalpen: Hast du für die Vorbereitung vor dem Wettkampf irgendwelche speziellen Rituale?
Mit seiner Leistung bei der Challenge Roth war er dennoch unzufrieden. Ich glaube, da ist jeder anders. Für manche ist so eine Vorbereitung schon gut, für andere nicht so. Die bevorzugen vielleicht ein wenig „Drumherum“. Ich habe darüber auch mal mit Dave Harju geredet, der 2003 und 2004 den Ironman Wisconsin gewonnen hat. Der war Lehrer in Kanada und hat 20 Stunden in der Woche trainiert. Nach seinen Siegen hat er beschlossen eine Pause im Beruf einzulegen und hat begonnen 30 Stunden in der Woche zu trainieren. Ab da war er total von der Rolle. Es ist also wichtig, erstmal sein genaues Trainingsumfeld zu definieren.
Faris Al-Sultan: Schuld ist da oft die riesige Motivation. Wir haben als wir jung waren auch ein paar blödsinnige Dinger gebracht. Vor dem Ironman 2001 in Hawaii sind wir durch die Captain Cook Bucht [3,6 Kilometer hin und zurück, Anm.] geschwommen und dachten danach, wir müssten noch etwas für die Geschwindigkeit machen. Dann sind wir im Pool noch einmal zweieinhalb Kilometer geschwommen. Dementsprechend schlecht war natürlich die Schwimmleistung beim Wettkampf.
Triathlon ist ein Sport für Leute, die gerne Gas geben und ehrgeizig sind.
Sportalpen: Ist das nur beim Schwimmen ein Problem?
Das geht aber bei diesen Leuten nicht, weil da einfach keine Energie mehr da ist. Das Training ist nicht zielgerichtet. Natürlich ist es aber lustiger, einen schnelleren Schnitt zu fahren als den, der eigentlich gut für mich wäre. Triathlon ist halt auch ein Sport für Leute, die gerne Gas geben und ehrgeizig sind.
Sportalpen: Was ist in deinen Augen der größte Unterschied zwischen Athleten die auf die Olympische Distanz spezialisiert sind und jenen die Langdistanz machen?
Faris Al-Sultan: Die Anforderungen sind völlig unterschiedlich. Ein Kurzdistanzler läuft und schwimmt sechs mal pro Woche und fährt weniger Rad. Der Gesamtumfang im Training ist gleich.
Ich habe keinen fixen Trainingsplan oder Trainer.
Faris Al-Sultan: Je nachdem. Ich trainiere schon auch in der Gruppe. Das kommt drauf an wo ich bin und was für Möglichkeiten es da gibt. Ich habe auch keinen fixen Trainingsplan oder Trainer. Ich weiß, was ich in einer bestimmten Phase trainieren muss. Da gibt es dann so Schlüsseleinheiten. Ich brauche etwa vorm Ironman zwei oder drei lange Läufe, sonst geht es nicht.
Es ist nicht so, dass ich sage: Ich muss heute vier Stunden Radfahren. Wenn es draußen regnet, dann gehe ich halt Laufen statt Radfahren.
Es gibt nicht so viele Leute die wirklich Ahnung haben.
Sportalpen: Dazu muss man sich selbst ja sehr gut kennen oder?
Faris Al-Sultan: Ja. Das Problem ist auch, dass Trainer eben nicht allwissend sind. Wenn man aus seiner 8:15er Zeit eine 8:05er machen will gibt es keinen Trainer auf der Welt, der dir sagen kann was genau du ändern sollst. Außerdem: Unser Sport ist jung – erst 35 Jahre alt. Es gibt nicht so viele Leute die wirklich Ahnung haben. Der Roland Knoll war eigentlich der erste Trainer der sowohl Lang- als auch Kurzdistanz Erfahrung hatte und selber auch gut war. Der weiß genau wie sich das anfühlt. Das heißt nicht, dass jemand der von außen kommt das nicht kann. Aber das ist halt einfach was anderes. Man kann den Sportlern zwar theoretisch viel erklären, aber besser ist, wenn du weißt wovon du redest. Aus der Theorie erfährt man etwa nicht, wann jemand Angst hat und wie man die bekämpft. Wichtig ist bei der Trainiersuche, dass der nicht ein System hat, das er jedem Athleten „überstülpt“. Es kann etwa nicht sein, dass ein 50-Jähriger, der viele Marathons gelaufen ist, dasselbe Training braucht wie ein 25-Jähriger Ex-Fußballspieler.
Sportalpen: Was vermisst du beim Triathlonsport und was würdest du anders machen?
Faris Al-Sultan: Das sprengt den Rahmen dieses Interviews. Das fängt bei der Kompetenzverteilung an und geht über Medienarbeit bis zum Profistatus. Triathlon ist die einzige Sportart, die solche Wachstumsraten sowie eine gewaltige Fangemeinde hat und trotzdem so schlecht repräsentiert, organisiert und bezahlt ist. Im Triathlonsport sind viele Enthusiasten und wenig Geschäftsleute unterwegs.
Sportalpen: Wie wichtig ist das Material und dessen Abstimmung?
Faris Al-Sultan: Ähnlich wie bei der Ernährung ist der Unterschied zwischen gut und perfekt marginal, der Unterschied zwischen gut und schlecht gewaltig.
Sportalpen: Was ist dein Plan für später, nach der Karriere?
Faris Al-Sultan: Noch nichts 100%iges. Ich habe hoffentlich noch ein paar Jahre.