Das war er also, der Ironman Austria 2015 in Klagenfurt – das heimische Triathlonhighlight des Jahres. Nach einem Jahr verletzungsbedingter Pause war es am 28. Juni auch für mich endlich wieder soweit. Zusammen mit knapp 2.900 Starterinnen und Startern aus über 60 Nationen – davon über 600 aus Österreich – stürzte ich mich in den rund 21 Grad warmen Wörthersee. Aber der Reihe nach.
Die Vorbereitung: 8 Monate Training für einen Tag
Nachdem die letzte durchwachsene Saison auch im Kopf abgehakt war, startete ich im November die gezielte Vorbereitung auf meine zweite Langdistanz. Bereits im Februar ging es ins erste Trainingslager: Im T3 Training auf Teneriffa fand ich optimale Bedingungen vor, um an meinen Grundlagen zu arbeiten. Ein paar Wochen später ging es wieder in den Süden: Auf Mallorca schlug ich für etwas mehr als zwei Wochen meine Zelte auf, um auch gleichzeitig beim Triathlon Porto Colom die Saison zu eröffnen. Insgesamt war ich mit meiner Vorbereitung sehr zufrieden. Einzig mein nicht von Erfolg gekröntes Antreten beim Apfelland-Triathlon trübte die Bilanz etwas. Das gute Gefühl schlug allerdings leider rasch um, als mich rund zehn Tage vor meinem ersten Saisonhighlight ein Magen-Darm-Virus ans Bett fesselte, Fieber inklusive. Jetzt galt es ruhig zu bleiben. Knapp eine Woche vor dem Start war zum Glück das Schlimmste überstanden, der Wettlauf mit der Zeit ging aber weiter. Die letzten Tage vor dem Ironman hieß es essen, essen und nochmals essen. Die verloren gegangene Energie musste schleunigst wieder zurückkommen.
Freitag: noch zwei Tage bis zum Start. Das positive Gefühl war wieder da. Die einzigartige Atmosphäre rund um den Wörtersee leistete dazu natürlich ihren Beitrag. Am Ironman Austria kam man jetzt einfach nicht mehr vorbei. Auch die für so einen Wettkampf notwendige Anspannung stieg, ohne dass ich in allzu große Nervosität verfiel.
Der Tag davor: Race Briefing und Check-in
Egal, ob es sich um ein Halbdistanz- oder Langdistanzrennen handelt. Der Tag davor läuft immer gleich ab. Wettkampfbesprechung, Wettkampfmaterial erhalten, Wechselzonensäcke und Verpflegung vorbereiten und dann ab zum Check-in.
Das Rennen: Endlich geht’s los
Nachdem die Profis um 6.40 Uhr das Rennen eröffneten, begann für mich die Reise über 226 km genau zehn Minuten später. Mein Plan sah vor, das Schwimmen eher locker zu gestalten, auch weil ich nicht genau wusste, welche Spuren die Erkrankung hinterlassen hatte. Nach 1:05 h erreichte ich die erste Wechselzone – damit konnte ich unter diesen Umständen gut leben. Der Start war also einmal geglückt.
Am Rad wollte ich von Beginn an Druck machen und möglichst rasch meinen Rhythmus finden. Zunächst ging es entlang des Wörthersee Südufers in Richtung Faakersee, wo nach rund 30 km das erste Highlight auf uns Athleten wartete: der kurze, aber intensive Anstieg nach Egg am Faaker See. Die Beine fühlten sich gut an, der Magen leider nicht ganz so. Ich wollte mich aber nicht allzu sehr damit beschäftigen, sondern auf das Rennen konzentrieren. Gerade beim Radfahren kann eine kleine Unachtsamkeit schwerwiegende Folgen haben. Die einzige Einschränkung: Bei der Verpflegung musste ich mich hauptsächlich auf die Flüssignahrung konzentrieren, Riegel waren kaum bis gar nicht möglich. Trotzdem fühlten sich die Beine nach wie vor gut an.
Nach rund 2,5 h erreichte ich den Wendepunkt in Klagenfurt. Noch einmal ging es über die 90-km-Runde. Auf den zweiten 90 km spürte ich die Strapazen in Verbindung mit der geringen Verpflegung doch zunehmend. Umso erfreuter war ich, als ich das zweite Mal das Dach der Radstrecke, den Rupertiberg, überquert hatte – und das in annehmbarer Verfassung. Jetzt hieß es rasch zurück nach Klagenfurt und auf keinen Fall die Verpflegung vergessen. Dem Magen ging es in der Zwischenzeit etwas besser. Trotzdem bestand meine Ernährung hauptsächlich aus Gels, Elektrolytgetränken und der einen oder anderen Salztablette, um möglichen Krämpfen vorzubeugen. Nach 5:07 h war ich zum zweiten Mal in der Wechselzone angekommen und stellte mein Rad recht zufrieden ab.
Nur noch ein Marathon
Ein flotter Wechsel, noch ein Gel und endlich ging’s ab auf die Laufstrecke. Meine Paradedisziplin stand auf dem Programm. Ich wollte es nicht zu schnell angehen, da gerade die ersten Kilometer für den weiteren Rennverlauf auf der Laufstrecke entscheidend sein können: Startet man zu rasch, kann das auf einem Marathon böse Folgen haben. Ich versuchte, ökonomisch, nicht am letzten Drücker, zu laufen. Denn ich wusste: Mit dem Essen wird es während des Rennens heute wohl nichts mehr. Früher als geplant stieg ich daher auf Cola um, für meine Verhältnisse war es Cola in Unmengen. Das war ein Risiko, denn ob mein Magen in seinem Zustand die Kohlensäure vertragen würde, war alles andere als sicher. Aber in Wahrheit blieb mir nichts anderes übrig, eine echte Alternative gab es nicht. Zumindest fiel mir zu diesem Zeitpunkt keine ein.
Die ersten 14 Kilometer lagen hinter mir und ich war noch voll im Plan in Richtung 3:05 h auf die 42 km. Doch die Beine wurden schwerer, die Kraft weniger und auch mental wurden es harte 28 abschließende Kilometer. Wenn man merkt, das einem gerade in seiner Paradedisziplin die Minuten unter den Füßen nur so wegrinnen, wird es eine Qual – aber auch das muss man bei einem Langdistanzrennen einmal erlebt haben, um daraus zu lernen und besser zu werden.
Es ist geschafft – nach 09:36 h im Ziel
Viel bekam ich von den letzten Kilometern nicht mehr mit, außer die Anfeuerungen meiner Familie und Freunde, die zahlreich angereist waren und mitverantwortlich dafür, dass der Ironman Austria 2015 für mich ein cooles Rennen wurde. Dafür ein ganz großes Dankeschön an euch: Ihr habt mich quasi ins Ziel geschrien. Es war ein tolles Gefühl, so viele bekannte Gesichter am Streckenrand zu sehen – DANKE für eure Unterstützung.
Nach 09:36 h – übrigens auf die Minute die exakt gleiche Zeit wie bei meinem ersten Antritt vor zwei Jahren – bog ich auf die Finish Line ein, ein Lächeln wollte mir zu diesem Zeitpunkt nicht so recht über die Lippen kommen. Zu wenig konnte ich in diesen Augenblicken mit meiner Zeit anfangen. An meinem 30. Geburtstag hatte ich mir trotz aller Umstände etwas mehr erwartet.
Fazit: Mit ein paar Tagen Abstand weiß ich, dass ich die bessere Zeit nicht an diesem Tag verspielt habe, sondern dass ich die entscheidenden Minuten in Richtung Ironman World Championships auf Hawaii „im Bett liegen gelassen habe“. Das ist zu akzeptieren. Insgesamt war meine zweite Langdistanz ein geiles Rennen, ein gelungener Geburtstag, aber auch sehr lehrreich, was mir hoffentlich in den nächsten Bewerben zugutekommen wird. Nach dem Rennen weiß ich, Hawaii ist definitiv möglich und hoffentlich „nur“ eine Frage der Zeit – und das motiviert mich ungemein, genauso hart und zielstrebig wie bisher an meinem Traum weiterzuarbeiten. Die Anmeldung für den Ironman Austria 2016 habe ich daher bereits erledigt, und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja noch heuer eine weitere Langdistanz. Auf Mallorca habe ich ja bereits meine Saison eröffnet, es wäre also ein idealer Ort, um sie im September dort auch zu beenden. Mal schauen. Denn die Qualifikation für die 70.3 World Championships 2016 in Australien ist auch sehr reizvoll. Über die weitere Saison werde ich mir in den nächsten Tagen den Kopf zerbrechen. Geil war’s!