Ex-Skiprofi Matthias Lanzinger erzählt im Interview über das Material der Zukunft, seine letzten drei Jahre im Entwicklungslabor und warum der Spaß auf Skiern zunehmen wird.
Eine neue Mission
Nach seinem schweren Unfall bei einem Weltcup-Skirennen im März 2008, nach dem ihm ein Unterschenkel amputiert werden musste, blieb Matthias Lanzinger der Skiwelt in anderer Funktion erhalten. Der Ex-Skiprofi widmete sich der Skiausrüstung von morgen. Nach seiner paralympischen Karriere im Jahr 2015 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt ins Salomon Hauptquartier nach Frankreich und begann mit der Produktentwicklung an Ski, Skischuhen, Platten und Bindungen zu arbeiten. Seine Mission: So vielen Leuten wie möglich den Spaß am Skifahren zu vermitteln. Das Ergebnis ist seit einigen Monaten im Handel. Wie es dazu kam, verrät er im Interview.
Worin siehst du die Faszination Skifahren?
Es hat, glaube ich, viel mit dem Spiel von Kräften zu tun. Salomon hat dazu vor einiger Zeit eine Studie durchgeführt, um die essenziellen Gründe herauszufinden, was die Leute am Skifahren schätzen. Die Schwungeinleitung und das Gefühl auf den Kanten zu fahren, waren unterm Strich die wichtigsten Punkte. Deshalb haben wir auch eine neue Richtung eingeschlagen, um genau diese Bedürfnisse zu bedienen. Das Ergebnis ist seit kurzem im Handel: die S/MAX und S/RACE Serie.
Inwiefern bist du in die Entwicklung der neuen Salomon Skier & Skischuhe eingebunden?
Ich war in diesem Fall von Anfang an dabei. Nachdem wir die Ergebnisse der Studie begutachtet haben, gab es viel Arbeit auf der Piste und im Salomon Lab. Es wurden Prototypen gefertigt, die ständig kleinen Verbesserungen unterzogen wurden und wissenschaftliche Tests durchgeführt, um das entwicklen zu können, was jetzt dabei herausgekommen ist.
Hast du durch deine Prothese einen besonderen Blick aufs Material, vor allem was Skitests betrifft?
Die Prothese ist eindeutig ein Vorteil für Skitests. Man muss sich das so vorstellen: Jeder Skifahrer und jeder Tag auf der Piste ist anders. Dadurch ist es extrem schwierig, wirklich objektive Unterschiede zu machen. Vor allem über einen längeren Zeitraum. Bei der Prothese ist das nicht so. Dort wird alles erst einmal eingestellt und dann kann ich auch gar nichts ändern. So kommt das Feedback unverfälscht an und ich kann eindeutig sagen, wie der Ski oder der Skischuh performen.
Was macht die neue Kollektion so besonders?
Das sind in erster Linie zwei Dinge, die den Ski und den Schuh betreffen. Auf der einen Seite ist das die „Edge Amplifier Technologie“, die dem Skifahrer ermöglicht den Druck leichter auf die Kante zu bringen. Generell werden die Kräfte dorthin verteilt, wo sie gerade benötigt werden. Dadurch kommt man schneller zum Carving-Gefühl und das macht wiederum den Spaß am Skifahren aus.
Auf der anderen Seite steht die „Custom Shell“ Technologie für die Skischuhe. Durch thermische Erhitzung passt sich der Skischuh dabei an die Anatomie des Fußes an. Außerdem besitzt der Schuh einen progressiven Flex. Das heißt, er ist vor allem dort robust, wo viele Kräfte wirken, etwa rund um die Knöchel und dafür weicher bei weniger stark beanspruchten Stellen.
Was zeichnet hochwertiges Material generell aus?
Auf der Piste ist das um einiges leichter als im Handel. Dort schaue ich auf Dinge wie: Wie leicht lässt sich ein Ski einlenken? Wie ruhig liegt er auf der Kante? Wie viel Kraft muss ich aufwenden? Wie intuitiv ist die Steuerung?
Im Handel selbst ist die Abstufung des Angebots ein guter Indikator. Ein „12er“ Ski ist zum Beispiel deutlich sportlicher als ein „8er“. Vom Einsteiger- bis zum High-Performance Rennski (S/RACE) ist bei Salomon alles dabei. Dazwischen gibt es zum Beispiel den S/MAX, der sich perfekt eignet, um einen ganzen Skitag mit einem Mix aus Komfort und Performance zu verbringen.
Interessant ist davon abgesehen auch die Entwicklung der Skibrillen. Unglaublich, wie stark sich die Scheiben entwickelt haben. Der Kontrast ist zum Beispiel bei der S/MAX Moroccan Blue deutlich besser, als noch bei Modellen von vor einigen Jahren. Das erleichtert das Skifahren enorm.
Wie viel Einfluss hat gutes Material auf das eigene Skikönnen?
Salomon will vor allem den Spaß beim Skifahren fördern. Es geht nicht immer um Speed, das hat vor allem auch die Studie deutlich gemacht. Nichts schöner als einen langen, fehlerfreien Carvingschwung durch den Schnee zu ziehen. Genau das haben wir versucht zu unterstützen: Leichter auf die Kante zu kommen und den Ski stabil zu halten.
Welche Tipps kannst du Hobby-Pistenfahrern mit auf den Weg geben?
Es gibt für jeden Typ von Skifahrer mittlerweile das geeignete Material für seine Ansprüche. Dadurch können auch die eigenen Möglichkeiten optimal ausgeschöpft werden. Das zu finden, was zu einem passt, ist gar nicht so schwierig, wenn man auf das eigene Gefühl hört und sein Können richtig einschätzt.