Der CCC (Courmayeur – Champex-Lac – Chamonix) ist die “kleine Schwester” des Ultra Trail du Mont Blancs. Sportalpen Athlet Meex war beim Rennen dabei und ging trotz Strapazen an seine Grenzen. Hier berichtet er von den Eindrücken und Glücksgefühlen seines ersten 100 Kilometer Ultra Laufs.
"Mein Saisonhighlight 2016"
Normalerweise sehe ich meinen Wettkämpfen gelassen entgegen. Sei es Marathon, Bergmarathon oder Iron Man – Nervosität kommt so gut wie nie auf. Diesmal war alles anders. Mein längstes Rennen bisher war der Transalpine Run mit 57km. Im Vergleich dazu erwarteten mich beim CCC jetzt über 100 km mit mehr als 6.000 Höhenmetern im Aufstieg.
Zu Beginn gab es einen heftigen Rückschlag in der Vorbereitung: Durch einen Spinnenbiss hatte ich mit Borreliose zu kämpfen. Drei Wochen Antibiotika-Kur, keine Sonne und kein Training – ich war am Ende. Als wäre das nicht genug, kamen noch Probleme mit meiner linken Achillessehne dazu, die ich mir beim Bergablaufen überreizt hatte.
Diese Tatsachen weckten gewisse Zweifel in mir. Ich verdrängte das Rennen bis zum Schluss und dachte mir: Irgendwie wird’s schon gehen.
Das Abenteuer beginnt
Am Dienstag war es dann endlich soweit, es ging nach Chamonix, der Bergsteiger–Hochburg Frankreichs. Es ist das Mekka des Alpinismus mit Blick auf den Gipfel des Mont Blanc – ich war beeindruckt. Die Vorfreude stieg und ich konnte es kaum mehr erwarten, bis es soweit war. Die letzten Zweifel schwanden und ich wollte endlich in mein Abenteuer starten.
Am nächsten Tag um Punkt 9:00 Uhr war Start in Courmayeur, wo über 2000 Läufer ihr Glück versuchten. Für mich stand fest, dass das Rennen ein Test ist, daher ließ ich mich nicht von der davon stürmenden Herde mitreißen. Es waren über 100 km mit sechs Bergen, wo einiges passieren konnte. Ich dachte mir, ich gehe es lieber locker an!
Ich kannte meine Probleme, daher war mein Vorsatz folgender: bergauf nur schnelles Gehen, Puls um die 145, viel trinken und jede Stunde eine Salztablette. Ich muss zugeben, anfangs fiel es mir schwer, die steilen Passagen nicht zu laufen, da ich noch frisch und mit Adrenalin bis obenhin vollgepumpt war. Als ich auch gehend einen Platz nach dem anderen gut machen konnte, motivierte mich das noch mehr, an meinem Plan festzuhalten.
Der erste Berg führte uns auf über 2500 Höhenmeter, der Aufstieg war steil und knackig und es war genau mein Wetter. Apropos Wetter: am Renntag stand das Thermometer bei über 30 Grad, da hatte ich keine Probleme ausreichend zu trinken. Insgesamt habe ich während des Rennens ca. 10 Liter Flüssigkeit zu mir genommen.
Spannung & Strapazen in der Traum–Landschaft
Durch das Bergauf gehen hatte ich genügend Zeit, mir die traumhafte Landschaft anzusehen. Wirklich beeindruckend, das Massiv rund um den Mont Blanc. Am Gipfel warteten schon Michael und Lisa. Es tat gut, bekannte Gesichter zu sehen! Schön langsam wurde es dunkel, die Spannung stieg. Jetzt wurde es hart. Der Anstieg war sehr anstrengend, ich musste das erste Mal jemanden an mir vorbeiziehen lassen, denn ich hatte keine Luft mehr. So quälte ich mich Schritt für Schritt den Berg hoch.
In Vallorcine füllte Michael meinen Trinkrucksack, ich aß eine Kleinigkeit und dann lief ich in die Dämmerung hinein. Nur noch 18 km bis Chamonix. Dieses Ziel vor Augen hat mich noch einmal gepusht. Ich lief wie auf Wolken, komplett frisch und leicht. Ich dachte mir, den einen Berg knacke ich auch noch! Mit hohem Tempo folgte der letzte Aufstieg. Euphorisch begann ich die ersten Höhenmeter zu laufen, bevor ich in den gewohnten Gehmodus wechselte.
Nun folgten einige Strapazen und Überwindungen, ich habe die letzten 1000 Höhenmeter komplett unterschätzt! Alles, was ich noch an Energie bei mir trug, war aufgebraucht. 2 Gels, 1 Energy Shot und der gesamte 1,5 Liter Trinkrucksack! Es war deprimierend, immer wenn ich den Kopf hob, sah ich Stirnlampen meiner Mitstreiter, die über mir in der Höhe herumschwirrten – der Berg schien nicht enden zu wollen.
Mit Finisher–Gefühl über die Ziellinie
Im Ziel war es ruhig, nur wenige Zuschauer waren knapp vor Mitternacht noch dort. Das tat meiner Freude und Erleichterung aber keinen Abbruch! Ich habe es geschafft. Meine ersten 100 Kilometer bei einem richtigen Ultra.
Es war unbeschreiblich: für einen kurzen Moment verflogen die Schmerzen und die Anstrengung, nur ein zufriedenes Gefühl blieb. Im Endeffekt belegte ich den 46. Gesamtrang mit einer Zeit von 15 : 11 Stunden.
Am zweiten Tag nach dem Rennen waren die Schmerzen so schlimm, dass ich es beinahe nicht schaffte, meine Socken anzuziehen. Alleine den Fuß hängen zu lassen, verursachte extreme Schmerzen in meiner Achillessehne.
Zu guter Letzt kam auch noch ein Magen–Darm Infekt hinzu, der mich dann am dritten und vierten darauffolgenden Tag komplett außer Gefecht setzte. Was man nicht alles in Kauf nimmt für seinen Sport!
Fazit
„Eines ist sicher: ich komme zurück nach Chamonix. Sei es zur Besteigung des Mont Blancs oder zur Teilnahme an der Königsdisziplin, dem UTMB. Nach diesem Rennen schreckt mich nichts mehr ab.“