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Salomon 4-Trails: Knochenbruch kein Hindernis

Auf und ab ging es für Meex beim diesjährigen Salomon 4-Trails nicht nur im Gelände. Trotz Knochenbruch und jeder Menge Rückschläge kämpfte sich der Tiroler ins Ziel – mit einem überraschenden Ergebnis.

Schlechtes Omen

Beim 4 Trails lief es für Meex von Anfang an nicht optimal.

Das Salomon 4-Trails verlief für mich schon vor den Rennen nicht wirklich nach Plan. Ein anstrengender Arbeitstrip am Vortag mit verschobenen Flügen und jeder Menge Stau sorgte dafür, dass ich erst um 1 Uhr nachts – und nach über 21 Stunden auf den Beinen – ins Bett fiel. Zu meinem „Glück“ wurde dann auch noch die erste Etappe von 10 auf 8 Uhr vorverlegt. Nach nicht wirklich viel Schlaf, einer Schüssel Müsli und einem halben Liter Kaffee ging es erneut früh (Tagwache 5:30 Uhr) los zum Start nach Berchtesgaden. Ich fühlte mich – mild ausgedrückt – bescheiden. Irgendwie hatte ich es aber doch noch rechtzeitig geschafft.

Das Blatt wendet sich

Um 7:30 Uhr trudelte ich im Startgebiet ein. Nach dem Ausrüstungs-Check dann gleich der nächste Schock: Ich hatte das Mundstück meines Trinkbeutels zuhause liegen lassen. Konnte das echt wahr sein? Dank meines vorausschauenden Freundes Tom, der auch meine Startnummer für mich abholte, konnte ich aber wenigstens dieses Missgeschick aus dem Weg räumen und sein Reserve-Trinksystem aufschultern. Und auch die nächsten Neuigkeiten waren gut: Die erste Etappe wurde gekürzt! Das Blatt schien sich zu wenden…

Locker ins Salomon 4-Trails

Das gute Gefühl hielt sich auch nach dem Startschuss. Ich fühlte mich locker (obwohl mein Vitalmonitor nicht ganz meiner Meinung war), das Tempo passte und sogar die Passagen bergauf entpuppten sich fast schon als Genuss. Zwar setzte pünktlich zum Downhill der Regen ein, doch aufhalten ließ ich mich davon nicht. Mit hohem Tempo ging es bis zum Ziel nach Bad Reichenhall, wo ich als Gesamt-Fünfter ankam. Wow, was für ein Start! Ich war mehr als zufrieden und hatte die Anstrengungen des Vortages schon fast verdrängt. Nach einem gemütlichen Stadtbummel und dem Essen mit der Family hieß es aber schon um 21:00 Uhr: Licht aus. Immerhin hatte ich einiges nachzuholen.

Knochenbruch

Ein Knochenbruch hindert Meex nicht am weiterlaufen.

Die zweite Etappe führte von Bad Reichenhall über Inzell nach Ruhpolding. Die Strecke wurde erneut etwas gekürzt und verlief wieder ganz nach meinem Geschmack. Es lief gut… bis mich eine kleine Unachtsamkeit Bekanntschaft mit dem harten Untergrund der Forststrasse machen ließ. Ich stürzte mit voller Wucht auf mein rechtes Knie. Die Schmerzen waren gnadenlos, aber ich wusste, dass ich nicht stehenbleiben durfte. Im „Humpelschritt“ ging es weiter – allerdings nur genau drei Kehren! Denn dann blieb ich auch noch an einer Wurzel hängen. Das Knie blieb verschont, aber die rechte Hand hatte es voll abbekommen. Ich wusste, es war mehr als nur eine Prellung. Kurz stellte ich mir die Sinnfrage und entschloss noch bis zur nächsten Labestation weiterzumachen und dann gleich ins Krankenhaus zu fahren. Doch die Labestation kam nicht.

Grünes Licht vom Facharzt

Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus ging es für Meex gleich weiter.

So lief ich mit der Hand an einen Stock geklammert in Richtung Ziel. Bei jedem Schritt hörte ich ein leises Krachen und spürte, dass der Mittelhandknochen gebrochen sein musste. Vollgepumpt mit Adrenalin rannte ich weiter und schaffte sogar noch Platz sechs. Wahnsinn.

Im Ziel wurde ich vom Medi-Team erstversorgt und dann gleich weiter ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: Spiralbruch. Laut der Ärztin vor Ort war eine Operation unausweichlich. Zur Sicherheit rief ich allerdings noch meinen Trainer an, der mir die Handynummer vom ÖSV-Teamarzt Dr. Fink gab. Nach Durchsicht der Röntgenbilder kam von seiner Seite grünes Licht für die Schiene, eine OP war plötzlich nicht mehr nötig. Glück im Unglück! Somit war für mich auch eines sofort klar: Ich mache weiter!

Neue Prioritäten beim Salomon 4-Trails

Zwar hatten sich meine Prioritäten beim Salomon 4-Trails durch den Unfall etwas verschoben, richtig langsamer wurde ich dadurch allerdings nicht. Das heißt, bis ich erneut an einer Wurzel hängen blieb. Wieder machte ich einen Bauchfleck und flog auf die bereits lädierte Hand. Ein dumpfer Schmerz durchströmte meinen ganzen Körper und zum ersten Mal war ich mir sicher das Rennen zu beenden. Ich setzte mich an den Wegrand und schaute ins Leere. Doch die zahlreichen motivierenden Worte meiner Mitstreiter begannen Wirkung zu zeigen. Ein letztes Mal, so war ich mir sicher, wollte ich es versuchen!

Unterwegs mit angezogener Handbremse

Trotz der gebrochenen Hand landet Meex in den Top 15.

Mit angezogener Handbremse ging es besser und vor allem sturzfrei voran. Überraschenderweise störte die Schiene nicht wirklich und so kämpfte ich mich erneut bis zum Ziel durch, wo ich von meiner Familie empfangen wurde. Ich war erleichtert, meine Lieben in eineinhalb funktionierende Arme zu nehmen. Kohlenhydrate und eine Massage gaben meinem Körper zumindest die Energie zurück. Nur noch eine Etappe stand zwischen mir und dem Finish. Die längste, mit den meisten Höhenmetern. Es war nicht wirklich eine Entscheidung zu treffen. Ich wollte den Salomon 4-Trails beenden!

Ende in Sicht

Obwohl wir bereits um 7 Uhr starteten, kletterte das Thermometer über die 20 Grad Markierung. Ich fühlte mich erstaunlich fit, aber entschloss mich dennoch dafür, es wirklich entspannt anzugehen. Ab sofort war Durchkommen das Ziel. Zum ersten Mal hart wurde es beim Aufstieg auf das Ingolstädter Haus. Dafür wurde ich oben mit dem malerischen Ausblick auf den Stausee belohnt – und einem Hollersaft des Hüttenbesitzers (Danke dafür!). Weiter ging es im Steinernen Meer bei Saalfelden Leogang, bis am Horizont die Hoffnung in Form des Riemannhauses Gestalt annahm. Das Ende war in Sicht!

Schmerz und Stolz im Ziel

Vor dem Finish stand noch der knackige Abstieg Richtung Maria Alm am Programm. Ein falscher Schritt konnte hier verheerend enden. Beinahe hätte es mich auch erwischt, als ich bei einer durch ein Stahlseil gesicherten Passage den Halt verlor. Wieder einmal musste der kaputte Arm herhalten um Schlimmeres zu verhindern. Und wieder einmal hatte ich Schmerzen.
Mit dem Schock in den Knien und reichlich Adrenalin im Blut schaffte ich es aber doch ins Ziel – sogar als 13. der Gesamtwertung! Ich war erleichtert. Ich hatte es ohne Krampf oder Kreislaufprobleme geschafft. Dafür mit einer gebrochenen Hand. Der Schmerz geht, der Stolz bleibt. Ein perfektes Resümee für meinen Salomon 4-Trails 2015.