Meex und seine beiden Laufkollegen haben sich im Oktober für einen Saisonausklang auf Sardinien entschieden. Weil Meex das Wort „Ausklang“ nicht richtig einordnen kann, wurde daraus eine Teilnahme am Ultratrail – mit jeder Menge genialen Eindrücken aus Sardinien.
Bella Italia
Eine Insel die von den Griechen “Sandalyon” genannt wurde, weil ihre Form einem Fußabdruck gleicht, muss einfach für Läufer gemacht sein 🙂
Nachdem mein Kollege Michael schon des Öfteren auf der Insel war und den ein oder anderen Trail erkundete, wurde die Idee geboren den ultimativen Trailbewerb des Landes zu bestreiten, den Ultra Trail Supramonte Seaside. Die Fotos seines letzten Aufenthalts konnten mich dann vollends überzeugen, das wird ein geniales Abenteuer! So wurde das Trail Projekt für 2017 ins Leben gerufen.
After-Season Abenteuer
Der Zeitpunkt Anfang Oktober passt perfekt. Die Familienurlaube sind abgehakt und bei einer Flugzeit von nur 1h20min von München nach Olbia steht einem entspannten After-Season Kurzurlaub nichts mehr im Weg.
Mit dem kühlen Herbstbeginn in Österreich steigt auch die Vorfreude auf Sardinien.
Am Mittwoch ist es dann endlich soweit. Nach kurzer Reisezeit landen wir um 21 Uhr bei ca. 20 Grad, während in Österreich schon der erste Schnee liegt. Mit von der Partie ist dieses Mal auch Sebastian Falkensteiner, ein Dynafit Laufkollege von Michael, der zwar aufgrund einer Verletzung nicht am Rennen teilnehmen kann, sich das Abenteuer aber trotzdem nicht entgehen lassen will. Immerhin darf er uns dann auch durch die Gegend chauffieren 😉
Ankunft
Der Weg von Olbia zu unserer Unterkunft in Baunei hat es in sich, der Teil ab Dorgali führt quer durch das Supramonte Gebirge. Enge, zum Teil 180 Grad Kurven fordern Mensch und Maschine. Um 23 Uhr in den verwinkelten Gassen von Baunei unsere Unterkunft zu finden, erfordert nochmal unsere volle Konzentration.
Kurz das Apartment erkunden und dann ab ins Bett. Wir hatten alle einen langen Tag und den nächsten Tag hat Michael bereits akribisch durchgeplant. Tagwache um 7:00 Uhr, und das im Urlaub 😉
Erstes Kennenlernen
Am nächsten Morgen warten wir in Cala Gonone auf ein Taxiboot, das uns zur Cala Luna Bucht bringen wird. Bei einem Cappuccino schauen wir dem Treiben am Hafen zu. Es sind viele Wanderer und noch mehr Kletterer unterwegs. Bald wissen wir auch warum. Direkt am schönen Sandstrand von Cala Luna führen kurze Kletterrouten einer schroffen Felswand empor. Wir schauen den Kletterern noch etwas zu und starten dann auf einen Trail, der uns zur Bucht Cala Sisine führt. Dieser Weg ist auch ein Teilstück des UTSS.
Irgendwo im Nirgendwo
Es geht entlang der einsamen Pfade des Supramonte Gebirges. Keine befestigten Straßen, keine Dörfer, keine Menschen. Lediglich Ziegen, Schweine und abgemagerte Kühe queren unseren Trail. Der Untergrund ist grob und steinig, die Sonne heizt gnadenlos mit über 30° auf uns ein. Diese Temperaturen sind wir eindeutig nicht mehr gewohnt. Nach 21 Kilometern und ca. 1.300 Höhenmetern kommen wir durstig und hungrig wieder zurück an den Strand von Cala Luna.
Raus aus den verschwitzten Laufklamotten und direkt hinein ins Meer. Die Körpertemperatur wird äußerlich durch das kristallklare Wasser der meterhohen Wellen, und innerlich mit einem kalten “Ichnusa”, dem sardischen Bier, auf Normalniveau gesenkt.
Entspannt fahren wir mit dem Boot wieder retour nach Cala Gonone. Noch schnell die nötigsten Lebensmittel im Supermarkt organisiert, dann geht es auch schon Richtung Baunei in unsere Casa.
Futtersuche
Der Abend wird mit der Futtersuche eingeleitet, wir sind hungrig und freuen uns auf Pizza Italiano, vor allem Markus liegt uns schon den ganzen Tag deswegen in den Ohren. Seine Stimmung wird nicht besser als wir erfahren, dass in der Nachsaison der Pizzaofen nur noch am Wochenende angeworfen wird.
Der Hunger siegt dann doch und wir geben uns mit Pasta zufrieden, nachdem Google Translate uns bei der Menüauswahl geholfen hat.
Der Tag vor dem Rennen
Am zweiten Tag ist eine Fahrt zum Aussichtspunkt Pedra Longa geplant. Hier wird es mit 700 steilen Höhenmetern beim Rennen das erste Mal richtig zur Sache gehen. Unter uns schimmert türkis das Meer, während wir auf schmalen Pfaden hinauf zu einer verlassenen Schäferhütte laufen.
Anschließend entspannen wir bei einer guten Tasse Cappuccino auf der Terrasse der Trattoria Pedra Longa.
Am Nachmittag fahren wir zum Startort des Rennens, nach Santa Maria Navarese, um uns dort unsere Startnummern abzuholen. Die Formalitäten gehen schnell und unkompliziert von Statten, obwohl sich die Einheimischen mit Fremdsprachen schwer tun. Es gibt keinerlei Übersetzungen, aber einen lockeren Veranstalter, der dem Ganzen einen sehr familiären Charakter vermittelt. Neben uns Österreichern sind noch eine Handvoll Deutsche, Schweizer, Franzosen und Polen für die verschiedenen Distanzen gemeldet, dennoch sind ca. 90% der Starter Italiener.
Abends bieten die Restaurants spezielle Läufermenüs an. Sebastian und Ich kommen endlich zur ersehnten Pizza, während sich Michael für Shrimp Spaghetti und Dorade entscheidet. Fisch vorm Rennen? Volles Risiko 🙂 Wenn der Fisch hier nicht gut ist, wo dann?
Los geht’s
Race Day. Ich starte die 90km bei Sonnenaufgang, das bedeutet: 4:30 Uhr Tagwache, 5:15 Uhr Abfahrt, 6:00 Uhr Start. Ich treffe die anderen nach 5 Kilometer im bekannten Pedra Longa, sonst gibt es fast keine Straßen zu den Trails. Die Verpflegungsstationen werden mit dem Boot angefahren.
Um 8.00 startet Michael seinen Bewerb. Bei Kilometer 22 ist er mit dem Vorjahressieger (Sarde!) gleichauf. Die 43 Kilometer lange Strecke hat steile Anstiege, gefährliche Downhills über Schotterfelder und ein trockenes Flussbett, in dem man 5 Kilometer ohne Weg in tiefem Sand läuft. Nach 4:24 Stunden kommt Michael tatsächlich als Sieger ins Ziel! Es herrscht super Stimmung, da gleichzeitig auch die 25 Kilometer Läufer ins Ziel kommen.
Der lange Weg
Auch die 90km Distanz spielt alle Stücke: Man muss etwa einen Fluss durchqueren, aber das kühle Nass ist eine Wohltat bei diesen hohen Temperaturen. Dann treffe ich ebenfalls auf ein ausgetrocknetes Flussbett mit feinem Sand und dem Ausgangspunkt zu einem 800 Höhenmeter Anstieg. Der Weg führt direkt hinauf durch das Dickicht von Macchiasträuchern, ein Genuss für jeden, der eine masochistische Ader hat.
Alle 10 Kilometer gibt es Verpflegungsstation, teilweise spartanisch mit Wasser und Cola. Die meisten aber mit Salami, Pecorino Käse, Dolci, Wein und Bier.
Leider muss ich nach 83 Kilometer und dreimal Verlaufen aus dem Rennen ausscheiden. Zwei Stürze, ein ungewollter Kontakt zwischen Kopf und Holzbalken und massive Kreislaufbeschwerden zeichnen mich. Der Sanitäter überredet mich schließlich, meiner Gesundheit zu Liebe das Rennen zu beenden. Der Wermutstropfen: Bis Kilometer 63 lag ich auf dem sicheren zweiten Platz. Naja.
Leider geht jeder Kurzurlaub einmal zu Ende, und so auch dieses Abenteuer. Wir reisen am nächsten Tag mit einer Menge neuer Eindrücke im Rucksack zurück nach Österreich. Uns erwarten 5°C und der Schnee schaut schon weit bis ins Tal herunter. Mit einem innerlichen Seufzer denken wir nochmal an das Meer, die Sonne und die warmen Trails auf Sardinien zurück.
Fazit
Sommerausklang auf Sardinien. Ein feines, kleines Rennen im Supramonte, nicht in den Alpen. Verpflegungsstationen am Strand. Ein Paradies für Wanderer, Kletterer und natürlich Trailrunner. Die warmen Temperaturen und das angenehm warme Meerwasser laden auch im Oktober noch zum Schwimmen und Tauchen ein.