Roger Schäli hat sich zusammen mit seinem Seilpartner David Hefti in den USA einen Traum erfüllt. Mitte Mai absolvierten die beiden eine freie Begehung auf der Golden Gate Route am El Capitan.
Kletterprojekt Golden Gate im „Golden State“
Der etwa 1.000 Meter hohe Monolith im Yosemite Nationalpark zieht Freikletterer magisch an. Die gigantischen Felswände bieten unzählige Herausforderungen – selbst für die besten Vertreter des Sports. Dazu zählt auch der Schweizer Salewa Athlet Roger Schäli, der mit Landsmann David Hefti das Projekt „Golden Gate“ ins Auge nahm. Um die Sache noch etwas interessanter zu gestalten, entschieden sich die beiden dazu die Route frei zu Klettern: kein Ausrasten, keine Hilfe durch die Ausrüstung. Als Startdatum wurde der 18. Mai festgelegt.
Der Weg zum Portaledge
Früh morgens begann dieser 18. Mai 2014 für das Team Schäli-Hefti. Im Lichtkegel der Stirnlampen wurden die ersten Highlights überwunden: die Hollow-Flake, das Ear und der Monster-Offwidth bereiteten den Sportlern keine Probleme. Weiter ging‘s über den Downclimb-Boulder und zu einer Schlüsselseillänge, die mit 5.13a bewertet ist: dem Move Pitch. „Für mich ein unglaublich cooler, super anspruchsvoller und inspirierender Boulder bei dem ich zu jeder Zeit alles geben musste“, erzählt Schäli. Nach insgesamt 800 Klettermetern wartete kurz vor dem Portaledge noch eine echte „Killerseillänge“, bevor es um 20:00 Uhr am „Tower to the people“ endlich in die verdiente Nachtruhe ging.
Schockmomente
Der zweite Tag begann um 10:00 Uhr mit den wärmenden Sonnenstrahlen im Rücken. „Die 5.13a Golden Desert Rissseillänge war an diesem Morgen gnadenlos. Beim ersten Go rutsche ich mit dem Fuß weg – leider bevor ich den guten Zielgriff am Ende der Crux, ein Layback-Fingerspitzen-Riss, erreichen konnte“, so der Schweizer. Kopfüber – und vollkommen unkontrolliert – fiel Schäli seinem Kletterpartner entgegen. Die Eidgenossen hatten Glück im Unglück: Ein blutiger Finger ist alles, was an den Sturz erinnerte. Doch als Hefti an derselben Stelle zum Griff ansetzte stürzte auch er – und blieb ebenfalls unverletzt.
„Yes, we did it!“
Zwei weitere Male führte die Stelle zu einem Fall, ehe Schäli sie endlich überwinden konnte: „Nochmals gab ich alles und bei meinem dritten Anlauf klappte es. So nervös wie hier war ich selten bis zum letzten Meter einer Seillänge. Ich wollte sie einfach heimbringen und David und mich aus der misslichen Lage befreien“. Die letzten sechs Seillängen hielten ebenfalls noch einige Überraschungen für das Team bereit, doch am Ende konnten Schäli und Hefti aufatmen. „Yes, we did it!“, hörte man am 19. Mai von der Spitze der Golden Gate Route.