Stefan entschloss sich kurzfristig an der Schwalbe TOUR Transalp teilzunehmen. Von Sonthofen in Bayern bis nach Arco an den Gardasee legten die Zweiterteams 884 Kilometer und 19.132 Höhenmeter zurück. Eine ereignisreiche Woche.
Oftmals kommt es anders als man denkt
Eigentlich hatte ich die eine Teilnahme an der heurigen Schwalbe TOUR Transalp nach der Miserie aus leeren Versprechungen bereits abgehakt und war voll fokussiert auf die Radtage im Tiroler Oberland. Beim Kaunertaler Gletscherkaiser konnte ich mit meinem ersten Saisonsieg dann promt meine starke Form unter Beweis stellen und schaffte mir damit eine gute Ausgangssituation für die Cupwertung mit dem Dreiländergiro in Nauders. Doch ziemlich spontan kam dann alles anders: ein guter Freund konnte nicht starten und so entschied ich mich ihn zu ersetzen. Also noch das Profi-Kriterium bestritten und dann volley die Segel in Nauders gestrichen und nach Sonthofen angereist.
Radservice in Lichtgeschwindigkeit
Ich hatte noch viel zu organisieren, bis zum sonntägigen Start der Transalp. Am wichtigsten war es mein Material vorzubereiten, doch trotz größter Mühe schaffte ich es nicht mehr, den neuen Rahmen meines KTM Bike aufzubauen. Deshalb bestritt ich die letzten Rennen mit meinem alten Rad und da herrschte noch ordentlich Servicierungsbedarf! Vielen Dank an dieser Stelle, an Florian Mayer, Radsport Zacherl in Füssen, dem Tech-Support-Team der Transalp, sowie einigen anderen Leute, die mir geholfen haben, ein halbwegs funktionierendes Rad für die Transalp unter dem Hintern zu haben!
Vorbereitungen auf die Tour Transalp
Dann hatte ich noch meine Sachen zu packen und zu organisieren, wie ich nach Sonthofen kommen könnte. Dank der Unterstützung meiner Familie lief alles reibungslos und ich war rechtzeitig dort um die Startunterlagen abzuholen. Da stand ich nun, mit einer großen Tasche, einem Rad und einem Rucksack – bereit für das „Abenteuer Transalp“. Die Akkreditierung ging flott, dann war aber erst mal „umpacken“ angesagt – transportiert wird ja lediglich die Transalp-Tasche…
Nach Pasta Party und ersten Unterhaltungen mit bekannten Fahrern und Freunden war mir schon klar: jeder der hier am Start steht ist in Topform. Es wird also eine lustige Woche werden. Nach dem Breafing trat ich im abendlichen Gewitterschauer die Fahrt ins Hotel mit dem Rad an, denn ich konnte das Monster von Reisetasche meinem Physio Patrick Grassnig mitgeben.
Die Planung mit meinem Team Partner
Auf der Fahrt zu meiner schönen Unterkunft am „Grüntenblick“ traf ich auf meinen Teampartner Wolfgang, der mir anbot mich mit dem Auto mitzunehmen. Doch ich war ohnedies schon nass, also fuhr ich weiter. Am Abend saßen wir noch zusammen und versuchten möglichst viele Infos für die Woche zu sammeln, unsere Quartiere zu lokalisieren und Wolfgang gab mir einige Tipps zur Organisation der Transalp, den Abläufen nach Ziel, bei der Pasta Party und zu den Locations.
Super Stimmung am Start der Transalp
Zeitig ging es dann aus den Federn – ein tolles Frühstück erwartete uns und dann schwang ich mich aufs Rad. Kurz einfahren und das geniale Wetter dokumentieren. Danach weiter nach Sonthofen. Dort herrschte bereits ein Gewusel an allen Ecken, zahlreiche „aufgezwickte“ Freaks und auch weniger ambitionierte Teilnehmer sorgten für eine tolle Stimmung. Gott sei Dank hatte ich noch genug Zeit um meinen Rucksack loszuwerden und dann um 10:00 Uhr die erste Etappe zu starten.
Tour Transalp: Die erste Etappe
Die zweite Etappe
Tag zwei begann wie der erste geendet hatte. Mit Vollgas ging es die erste Rampe ins Pitztal hinein. Mir fehlten auf der Piller Höhe leider ein paar Meter, so dass ich nicht in der Top-Gruppe drüber kam. Daraufhin machte ich mir einen gemütlichen Tag, ließ mich von Gruppe zu Gruppe durchreichen, bis ich irgendwann Wolfgang fand. Der wollte am Flüelapass aber lieber sein eigenes Tempo fahren. Somit suchte ich mir kurzerhand neue Begleiter und rollte gemütlich nach Davos, wo ein entspannter Nachmittag und ein tolles Abendprogramm bevor stand.
Die dritte Etappe der Transalp
Am 3. Tag wollte ich wieder vorne mitfahren und das gelang auch ziemlich gut. Erst am Ende zeigten einmal mehr die Belgier, was sie drauf hatten und dass der Sieg bei der Transalp nur über sie führen würde. Knapp dahinter kam ich mit Klaus Steinkeller, Hans-Peter Obwaller und Mathias Nothegger ins Ziel in Livigno. Den Nachmittag genoss ich in der Sonne und ein perfekter Tag ging dann mit Sonnenuntergang zu Ende. Leider hatte Wolfgang an diesem Abend das Essen nicht vertragen und musste an Tag 4 auf seinen Start verzichten. Dies hatte eine saftige Strafzeit zufolge die uns in der Teamwertung von Platz 20 auf Platz 80 katapultierte.
Tag 4: Die Königsetappe
Für die Königsetappe am 4. Tag hatte ich mir viel vorgenommen. Ich war sogar extra die Strecke über Gavia und Mortirolo im Vorfeld abgefahren um gut vorbereitet zu sein. Nach dem ersten „Hügel“ – des Foscagno rollte ich dann schon in der Abfahrt davon – viel zu früh wie sich später herausstellte, denn der Gegenwind im Tal und die 25 Kilometer bis zum Anstieg in den Gavia kosteten mich einfach zu viele Körner, um am Gavia voll durchziehen zu können. So waren die 3 Minuten Vorsprung schnell dahin. Anfangs versuchte ich noch Klaus Steinkeller zu folgen, der die Etappe letztendlich im Alleingang gewann. Doch alle Anstrengung half nichts, die Spitzengruppe kam heran und ich als „nur“ sechster ins Ziel nach Aprica. Ich war zufrieden, doch abermals überreascht über das Höllentempo der Belgier, die das Geschehen nach Belieben steuerten.
Ein unspektakulärer Tag 5
Tag 6: Harmonie und Chaos
Ab nun wurde es lockerer, dachte ich zumindest. Denn die italienischen Rennfahrer sorgten zu Beginn der 6. Etappe für ziemliches Aufsehen. Vor dem ersten Anstieg gab es dann ein ziemliches Chaos, da war für mich der Tag schon fast gelaufen. Aber nachdem mir dann die Beine aufgegangen waren konnte ich doch noch zur 1. Verfolgergruppeaufschließen. Vorne die üblichen 10 Verdächtigen mit den 4 Belgiern, HPO/Nothegger, Feyerer/Fingerlos und Rettner/Jörges. Auch Wettertechnisch hatten wir Harmonie und Chaos: tagsüber genoss ich die herrlichen Aussichten im Cembratal, am Nachmittag wütete ein Gewitter in Trento und verwüstete den Zieleinlauf. Doch alles in allem verlief der sechste Tag glimpflich. Abends plauderte ich mit Peter Lintner der mir tolle Fotos von der Etappe schickte.
Gestotter auf der letzten Abfahrt
Am letzten Tag versuchte ich mich erneut vorne zu halten, doch schon am ersten Anstieg ging dermaßen die Post ab, dass wieder „nur“ die 10 Mann Spitze übrig blieb. Bis zum langen Anstieg zum Lago di Cei fuhr ich vorne mit, dann war bei mir aber endgültig „Urlaub“ angesagt. Also „locker“ diese miese Rampe hinaufgequält, oben noch Leute geschoben und gezogen und dann ganz easy nach Arco hinuntergebremst. Fahren kann man das Gestotter auf der Abfahrt vom Monte Velo ja nicht nennen. Vielleicht als Tipp für die Streckenführung im Jahr 2016: die Schlussetappe könnte etwas entschärft werden…
Zielfreuden und Weiterreise
Unten wartete ich dann endgültig auf Wolfgang und genoss die Zieleinfahrt mit ihm. Doch der Freudentaumel in Arco war für mich schnell wieder beendet, musste ich doch gleich weiter nach Bozen um tags darauf rechtzeitig beim Maratona Dolomites zu sein. Dort wollte ich meine Teamfahrer unterstützen und bei diesem Megaevent daei sein. Also fuhr ich die 201 Kilometerretour und lies mich von meiner Verwandtschaft gut versorgen. An diesem Tag versank ich rasch in tiefen Schalf. Am nächsten Tag ging es ja auch schon wieder zeitig weiter.
Auf der Suche nach den Teamkollegen
Obwohl ich schon um 6:00 Uhr am Rad saß, schaffte ich es nicht rechtzeitig durch das Grödner Tal auf´s Grödner Joch, um Monika Dietl helfen zu können. Somit ließ ich mich einfach von der Masse der Radfahrer mitziehen. Die restliche Sellaronda rollte ich und dann ging es gemütlich den Falzarego hinauf. Den steilen Giau sparte ich mir lieber. Dafür rollte ich hinunter nach Cortina um endlich einen meiner Teamfahrer zu finden. Auch hier war ich aber leider zu spät dran, also wieder zurück und ins Ziel, wo Roland schon wartete. Mit ihm schwatzte ich noch gemütlich und rollte dann noch bis Brixen – wieder gute 200 Kilometer – ab da ging es dann weiter mit dem Auto. Meine ganz persönliche Transalp inh 8 Etappen und in beide Richtungen ließ ich mit einem tollen Abendessen ausklingen.
Und so geht’s weiter
Diese Woche wird sicherlich mal etwas gemütlicher und ich hoffe, dass mir die Transalp einen ordentlichen Formschub verpasst hat. Den könnte ich für die nächsten Rennen sicher gebrauchen, es ist ja nicht mehr so lang hin bis zum Ötztaler und den anderen Highlights im Herbst. Am meisten freue ich mich aber über den Start bei der Haute Route Pyrenees, den mir Mavic ermöglicht hat. Das ist auch mein persönliches Saisonhighlight 2016.
Euer Stefan