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Selbstversuch: Eisschnelllaufen in Inzell

Ohne echte Vorkenntnisse und mit nur ein paar Stunden Schlittschuh-Erfahrung ging es für unseren Redakteur Sebastian ins kalte – beziehungsweise gefrorene – Wasser der Eisarena in Inzell. Trainer Michael Randl stand mit Know-how und speziellen Übungen zur Seite.

Die Max Aicher Arena in Inzell

Eisschnelllauf in Inzell: ohne Erfahrung auf die Bahn

Wer in Deutschland von Eisschnelllauf spricht, kommt um die Max Aicher Arena in Inzell nicht herum. Die Eishalle ist eine von drei überdachten Anlagen in der Bundesrepublik, die eine 400-Meter-Bahn beherbergen. Mit anderen Worten: der perfekte Ort, um sich dem Sport zu nähern. Deshalb nutzte ich im Februar 2015 die Gelegenheit, um in der modernen Arena zum allerersten Mal überhaupt die Eisschnelllaufschuhe zu schnüren. Meine Vorkenntnisse: ein paar Stunden in den Schlittschuhen sowie ein Eishockey-Match. Ob das reichen würde? „Das kriegen wir schon hin!“, versicherte mir Coach Michael Randl, der mir in den nächsten Stunden das Eisschnelllaufen beibringen würde. Außerdem sei ich nicht der Einzige, dem es so geht, immerhin ist jeder zum Eisschnelllaufen in Inzell willkommen. Noch schnell die Schuhe am Empfang ausgeliehen und schon ging es auf unterirdischen Wegen direkt ins Herz der Max Aicher Arena.

Zwei Bahnen, zwei Funktionen

Die Arena ist eine von drei überdachten Hallen in Deutschland.

Zuerst sehen wir uns an, wie du dich auf den Kufen hältst“, erklärte Michael, während er mich aufs Eishockeyfeld in der Mitte der Eishalle führte. Nach ein paar Minuten verließen wir das Oval aber schon wieder.

Bereit für den Rundkurs!“, meinte Michael. „Optimistisch!“, dachte ich, während ich das amerikanische Nationalteam auf ihren bis zu 60 km/h schnellen Runden beobachtete. Die drehten sie allerdings nur auf der Außenbahn.

Denn die innere, blaue Strecke ist reserviert für Auslaufrunden oder Anfänger – wie mich!

Bei Hütchen-Slalom & co. gewöhnt man sich an die Kufen der Eisschnelllaufschuhe.

Erfolgserlebnisse am gleitenden Band

Um mich an die deutlich längeren und dünneren Kufen der Eisschnelllaufschuhe zu gewöhnen und die richtige Haltung zu trainieren, hatte Michael ein paar Übungen vorbereitet. Am Anfang soll man ein Gefühl für die Kufen bekommen. Man glaubt zunächst gar nicht, wie sehr sich die von denen normaler Schlittschuhe unterscheiden. Durch Hütchen-Slaloms, Einbeinfahrten und die bewusste Auseinander- und Zusammenführung der Beine wachsen das Verständnis und die eigene Fähigkeit im Minutentakt. Die Erfolgserlebnisse bereiten mich auf meine erste Runde auf der 400-Meter-Bahn vor.

Eisschnelllauf ist Haltungsfrage

Kurvenfahren ist die größte Herausforderung.

Nach einem zögerlichen Start steigert sich mein Vertrauen in die einzelnen Schritte – und meine Begeisterung fürs Eisschnelllaufen! „Das sieht doch schon gut aus! Jetzt widmen wir uns noch der Haltung“, meint Michael. Ehrgeizig versuche ich seinen Vorgaben nachzukommen. Manchmal gelingt es gut, manchmal weniger. „Das ist ganz normal. Man kann am Anfang gar nicht alles gleichzeitig berücksichtigen – sonst könnte es ja jeder!“, so Michael. In der Tat ist die Haltung jener Bereich der Technik, der mir deutlich zeigt, was einen guten Eisschnellläufer ausmacht.

Die richtige Haltung ist Voraussetzung – und nicht so leicht zu finden.

Technik ist alles

Auf meinen nächsten Runden konzentriere ich mich darauf, die richtigen Körperwinkel einzuhalten und möglichst tief zu bleiben, um den Schwerpunkt niedrig zu halten. Außerdem sollten Schuh, Knie und Kinn eine Linie bilden und das Gewicht auf den Standfuß verlagert werden. Gleichzeitig darf nicht das Wesentlichste vergessen werden: die Kufen in Fahrtrichtung zu lenken.

Nach zwei, drei Kilometern fühle ich mich aber auch dabei sicher und kann mich erstmals der beeindruckenden Eisarena widmen. 6.000 Sitzplätze bieten hier regelmäßig die Möglichkeit, Größen wie Sven Kramer bei der Arbeit zuzusehen. Heute ist freilich niemand gekommen, um mich zu beobachten. Umso besser.

Eisschnelllaufen ist ein Ausdauersport

Details machen eine gute Technik.

Je mehr Runden ich absolviere, desto besser wird meine Technik. Das sieht auch Michael so. Mit der Anzahl der Runden fällt aber auch eines auf: Eisschnelllaufen ist ein Ausdauersport. Wer ohne Training gleich mehrere Kilometer abspult, macht bald Bekanntschaft mit seiner Oberschenkelmuskulatur. Umso beeindruckender erscheinen mir die Leistungen der Langstreckenathleten, die bis zu zehn Kilometer am Stück in Angriff nehmen. Nach meiner letzten Runde bin ich zufrieden und überzeugt davon, dass Eisschnelllaufen zu den interessantesten Sportarten überhaupt zählt. Wer sich steigern will, muss wie bei anderen Disziplinen auch dabeibleiben. Und das ist in Inzell einfach, wie Michael erklärt.

Die offenen Arme der Inzeller Eisarena

Jede Übung bringt einen näher zum Ziel.

Es gibt ein allgemeines Training auf der 400-Meter-Bahn – üblicherweise zwei Stunden –, wo jeder drauf darf, der Eisschnelllaufschuhe besitzt oder sich welche in der Arena ausleiht. Das ist mehrmals pro Woche am Abend und auch am Wochenende, also auch perfekt für alle Berufstätigen und Schüler, die gerne mal vorbeikommen möchten. Zudem hat man mittwochs ab 19:30 Uhr die Gelegenheit, mit seinen Eishockeyschuhen auf die 400-Meter-Bahn zu gehen. Wer regelmäßig Eislaufen gehen will kann sich außerdem dem Verein DEC anschließen“, so Michael. Besonders willkommen sind Kinder, die beim Eisschnelllaufen in Inzell in Trainingsgruppen integriert werden. Aber auch als talentfreier Erwachsener fühlt man sich in der Max Aicher Arena pudelwohl.