Der Piz Bernina ist der einzige 4.000er der Ostalpen. Für Philipp Brugger und Micha Steiner – beide vom Salomon Running Team – ging es am 1. September allerdings um mehr als die Besteigung der Ostalpen-Gipfels. Geplant war eine Speed-Überquerung über den Bianco Grat – „by fair means“.
Letzte Chance
Einen Speedrekord auf den Piz Bernina hatte ich schon lange im Auge. Da Micha Steiner mehr oder weniger dort zuhause ist und ebenfalls zum Salomon Running Team (in der Schweiz) gehört, was es nur logisch, ihn als Partner mit ins Boot zu holen. Nachdem wir die perfekten Bedingungen im Juli „verschlafen“ hatten, war das Zeitfenster am 1. September zur letzten Chance geworden, den Rekord heuer doch noch zu machen.
Start um 3 Uhr morgens
Schon um drei Uhr morgens saß ich im Auto, auf dem Weg nach Samedan, um Micha abzuholen. Um 5:30 Uhr wurde es ernst und wir starteten beim Bahnhof in Pontresina in unsere Mission.
Die ersten acht Kilometer verliefen flach und wir konnten trotz der schweren Rucksäcke einen Schnitt von 05:30 Minuten herauslaufen. Danach ging es in den Steig hinauf Richtung Tschierva Hütte und den steinigen Hängen entlang Richtung Gletscher unter der Fuorcla Prievlusa.
Die Randkluft war an der Felsbegrenzung mit ein Mixedzügen relativ leicht zu überwinden und nach etwa drei Stunden erreichten wir die Scharte, die zugleich den Beginn des Bianco Grates darstellt.
Wunderschöner Bianco Grat
Das Wetter war mittlerweile schlecht und wir erwogen ernsthaft, den Rekordversuch abzubrechen. Da die Bedingungen am Grat selbst gut waren, entschlossen wir uns doch weiterzumachen.
Die 150 Klettermeter im dritten Grat bereiteten uns keine Schwierigkeiten und dementsprechend zügig waren wir auf dem wunderschönen Bianco Grat mit den Steigeisen unterwegs. Der Grat an sich war einfach, aber exponiert und zählt zu einem der schönsten, die es gibt. Nach vier Stunden erreichten wir den 3.995 Meter hohen Piz Bianco, die letzte Station vor dem Gipfel.
Wettlauf gegen die Zeit
Vom Piz Bianco galt es nur noch den Zackengrat zu überwinden. Über zwei Abseilstellen ging es zum Gipfelaufschwung, wo wir noch einmal richtig aufs Tempo drucken mussten, um unter der fünf Stunden Marke zu bleiben. Die Sekunden tickten gnadenlos, aber am Ende hatten wir unser Ziel erreicht: Nach genau 4:59 Stunden standen wir auf dem 4.049 Meter hohen und nebelumhüllten Gipfel des Piz Bernia.
Der Weg zurück
Da es sehr windig und kalt war machten wir uns gleich an den Abstieg über den Spallagrat. Der warme Sommer ließ selbst den Gletscher nicht unberührt. Immer wieder mussten wir Umwege in Kauf nehmen, um riesigen Spalten und Geröll auszuweichen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir schließlich den Steig und den Weg über den Morteratsch Gletscher. Zurück am Bahnhof zeigte uns die Uhr eine Zeit von 8:48 Stunden und unsere Gesichter ein Lächeln. Was für ein Abenteuer!
Philipp Brugger