Stefan Kirchmair ist ein Prototyp im wahrsten Sinne des Wortes. Mit seinem Start-Up „Kirchmair-Racing“, geht – oder fährt – der Tiroler neue Wege. Was genau er vorhat und wie schwierig es ist, sich im Rennrad-Sport was aufzubauen, erklärt er im Interview.
Stefan, du warst gut unterwegs im Profi-Business, warum hast du dich nicht für diesen Weg entschieden?
Auch bei den Marathon Events bist du erfolgreich. Was war schöner: der erste oder zweite Sieg beim Ötztal Marathon?
Beide waren schön, doch der zweite Sieg hat mir ehrlich gesagt mehr bedeutet. Alles sprach damals gegen mich – die Verletzung, der Rennverlauf, die private Situation. Unter diesen Umständen eine Titelverteidigung noch dazu mit neuem Streckenrekord zu schaffen, war der Lohn einer sehr harten und entbehrungsreichen Zeit.
Diese Breitensportevents stehen in direkter Verbindung mit deinem außergewöhnlichen Weg. Wie könnte man dein Berufsbild beschreiben?
Natürlich hatten die Erfolge beim Ötztaler viel mit meinem nun eingeschlagenen Berufsweg zu tun. Was mein Berufsbild angeht, sehe ich mich als klassisches Start-up-Projekt, mit dem ich versuche auf sehr schwierigem Gelände Wurzeln zu schlagen. Aber es wäre ja langweilig, ohne Herausforderung!
Team, Trainingscamps, Coaching – wie kam Dir die Idee dazu, dich so breit aufzustellen? Und wie hast du das alles auf die Beine gestellt?
Was können die Mitglieder deines Teams bzw. jene, die sich von dir coachen lassen, von dir erwarten?
Meine Leute wissen schon ganz gut, was sie an mir haben und das funktioniert auch in die andere Richtung sehr gut. Gemeinsam mit einigen „Schlüsselfiguren“ kann dieses Projekt nun wachsen und gedeihen. Und natürlich gibt es schon Pläne, was man zukünftig noch ergänzen und zusätzlich anbieten kann.
Was ist – auf lange Sicht gesehen – dein Ziel für das Team?
Mein Wunsch wäre schon, eine Art Rennmannschaft um mich herum aufzubauen. Aber das in der aktuellen Situation nicht ganz einfach, vor allem da alles neu und für Sponsoren teilweise noch nicht „greifbar“ ist. Genauso wichtig ist mir aber auch eine breite Basis an weniger ambitionierten Fahrern, die von den logistischen Rahmenbedingungen profitieren können. Einen Hauptsponsor zu finden und mich auf das Coaching der Fahrer zu konzentrieren, wäre mein Ziel für die nähere Zukunft.
Du scheinst den Schwerpunkt eher weg von deiner Heimat und nach Bayern zu legen. Gibt es dafür einen Grund?
Auch das hat vielerlei Gründe. Der wesentlichste ist sicher, dass einfach ein Großteil der Leute aus Deutschland bzw. Bayern kommt und ich immer darum bemüht bin, die Wege für alle so kurz wie möglich zu halten. Wie bei den Fahrern verhält es sich auch mit den Partnern, die vorwiegend aus dem Allgäu kommen und ohne die das Team vermutlich nicht tragbar wäre. In Tirol hat jeder Radladen einen Verein, da braucht es solche Institutionen wie meine nicht. Und wie heißt das Sprichwort? Der Prophet im eigenen Land… – da ist sicher auch etwas Wahres dran…
Neben den sportlichen Anforderungen kümmerst du dich intensiv um die Medienarbeit. Du sendest Newsletter aus, bist aktiv auf Facebook aktiv und schreibst auf velomotion.de Beiträge. Was machst du davon wirklich selber?
Wie geht sich das aus?
Frag ich mich selbst auch oft! Nein – im Ernst… es wird schon oft auch mal späterer Abend bei mir, aber es macht mir Spaß auch diese Seite des Sports zu erleben und mit den Medien Kontakt zu halten. Spannende Geschichten aus erster Hand sind für Medien und Leser hochinteressant – und der Kanal zum Leser ist für das Team wiederum interessant. Ein Zugewinn für beide Seiten.
Dein kreatives Finanzierungsmodell mit Team, Coaching und Events ist eine Säule. Die andere sind die Sponsoren. Wie läuft das bei dir: Wer stattet dich mit was aus?
Es gibt ein, zwei Sponsoren in Füssen und einen Materialpartner, ohne die gar nichts laufen würde. Die Situation ist generell nicht einfach – eben darum muss man immer kreativ sein und neue Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Einen Sponsor sehe ich nicht als Gönner sondern als Auftraggeber, den man so oft wie möglich mit den für ihn relevanten Infos und Kontakten versorgen muss.
Kannst du von dem Sport leben?
Hast du dir selbst ein sportliches Ziel gesetzt, das du unbedingt noch erreichen möchtest?
„Unbedingt“ gibt es für mich nicht mehr – „Gerne“ wäre mein Wort der Wahl. In dieser Saison möchte ich nach zwei Jahren die Handbremse wieder lösen und meine Leistung steigern. Meine Highlights stehen fest im Kalender und ich bin schon gespannt auf die ersten Einsätze. Aber wichtiger ist mir, dass meine Fahrer und Sponsoren zufrieden sind – denn das ist nun mal meine Hauptaufgabe.