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Der Mann mit dem eisernen Willen

Heinz Jürgen Ressar verbringt seinen vierwöchigen August-Urlaub damit, jeden Tag einen Ironman zu absolvieren. Sportalpen Athletin Cornelia hat den eisernen Mann in Feldkirchen an der Donau besucht und sich selbst von der Umsetzung des Unmöglichen überzeugt.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Sonntag morgen, kurz vor acht. Es ist noch ruhig um den Jetlake in Feldkirchen. Das Wasser der Badeseen ist glatt wie ein Blatt Papier. Nichts zu sehen – absolute Stille. Die einzigen Menschen in Sichtweite sind die Betreiber des Wasserliftes, die Terrassen putzen und alles für den bevorstehenden Badetag bereitmachen. Doch einer ist schon seit 7.00 Uhr im Wasser. Heinz Jürgen Ressar schwimmt zum elften Mal in Folge die 3,8 km seines täglichen Ironmans – begleitet von Fans und Freunden. Am Seeufer – mit einem wachsamen Auge auf ihn wartend – seine seelische Stütze und Freundin Marlene.

Heinz ist anders

Ich kann es kaum glauben mit welcher Konsequenz er das durchzieht. Noch dazu ohne die Motivation eines Publikums. „Das möchte er ja nicht, er ist da anders. Er hat gern seine Ruhe und mag keinen Wirbel, auch keine Medien, obwohl er sehr gut damit umgehen kann.“ erklärt mir Marlene.

Energieladestation Wechselzone

Ich packe meine Sachen aus dem Auto und bereite mich auf die Radstrecke vor. 100 Kilometer möchte ich mindestens mitfahren. „Ihr fährt heute den Rundkurs“ erzählt mir Marlene. „Denn der Heinz hat erhöhte Temperatur und sein Arzt hat ihm geraten die Strecke mit weniger Höhenmetern zu fahren. Obwohl ihm das leid tut, denn er wollte dir die Gegend zeigen. Aber auf der großen Runde geht es immer auf und ab.“ Eigentlich war das gar nicht so schlimm. Immerhin kann ich so jederzeit aussteigen.

Die eigens eingerichtete Wechselzone ist Energieladestation zugleich. Für’s Wechseln nimmt sich Heinz genügend Zeit um auch seine Speicher wieder aufzufüllen. Diätologin Marlene hat ihm nahrhafte Spezialmischungen zusammengestellt. Alles hat hier seinen Platz.

Materialschlacht? Fehlalarm!

Das übliche Bild bei Triathlonveranstaltungen gleicht oft einer Materialschlacht. Wenn man in Heinz Ressars Wechselzone blickt, trifft man hingegen auf Bescheidenheit. Die 31 Marathons läuft er mit einem einzigen Paar Laufschuhe und das Scott Plasma ist ein Leihrad, das nach dem Projekt mit 5.580 Kilometer mehr am Tacho wieder an seinen Besitzer retour geht. Die Sponsoren haben sich bisher in Zurückhaltung geübt, aber der Heinz jammert nicht. Mit eisernem Willen verfolgt er sein Ziel und finanziert auf seinem Weg dorthin vieles selbst. Jeder Cent, der eingenommen wird, geht an die herzkranken Kinder.

Unterwegs am Limit

Ich begrüße den eisernen Mann und frage ihn gleich nach seinem Befinden. „Heute tut mir alles weh. In der rechten Hand habe ich keine Kraft mehr und meine Körpertemperatur ist leicht erhöht. Werden wir’s halt locker angehen.“, meint er und hat auch gleich noch ein paar Scherze auf den Lippen.
Schnell noch umgezogen, gegessen, die kaputten Zehen behandelt und los geht’s. Sein Vereinskollege Walter Strobl – ein erfahrener Ironman – und ich sind die heutige Radbegleitung.

Die größte Überraschung: das Tempo

In zügigem Tempo geht es gleich mal los. Mit einem Schnitt von 30 km/h schenken sich die Burschen nichts – und mir schon gar nicht. „Wir wollen ja fertig werden.“, so das Kommentar auf meine Bemerkung in Bezug auf das Tempo. Und wer denkt Heinz würde die Gelegenheit seiner Begleitung nutzen, um sich mal ein bisschen ziehen zu lassen, der irrt. Dieser Typ ist er nicht. Da fahren sie lieber nebeneinander damit sie etwas plaudern können. Nur auf der Hauptstrasse fährt Walter vorne und als der dann etwas essen will meint Heinz ganz locker: “Dann fahr ich mal nach vorne.“ und überholt uns. Auf meine Frage, was sein mentaler Trick ist um jeden Tag einen Kilometer nach dem anderen etwa zwölf Stunden lang herunterzuspulen, meint er: „Ich weiß es nicht, ich hör einfach nicht auf.“

Fangemeinde und Herzkinder

Leider muss ich aufgrund eines Platten früher als geplant aussteigen. Zum Trost begebe ich mich auf die Laufrunde, um die Zeit bis zum nächsten Wechsel zu nutzen. Um ca. 15.00 Uhr kommen Walter und Heinz in der Wechselzone an. Dort warten bereits Freunde, Fans und Herzkinder auf die beiden. Jeden Tag findet sich eine Gruppe an Menschen ein, die den Mann mit dem eisernen Willen sehen und erleben möchte.

Äußerlich sieht man ihm nicht an, dass er bereits mehr als 10 Ironmans in den Beinen hat. Gut gelaunt und voller positiver Ausstrahlung begegnet er den Menschen. Gelassen nimmt er sich Zeit, um jeden Einzelnen zu begrüssen und für Fotos und Fragen zur Verfügung zu stehen. Die Besucher sind begeistert und jubeln ihn aus der Wechselzone auf die Marathonstrecke.

Sensationelle Zeiten

Vor 11 Jahren hat Heinz Jürgen Ressar seinen letzten Ironman bei einem Wettkampf absolviert und jetzt liefert er fast jeden Tag Zeiten von unter 12 Stunden ab. Selbst an den heißesten Tagen hielt er seine Zeit. Und dabei verbringt er in der Wechselzone meist bis zu 30 Minuten. „Je schneller ich fertig bin umso länger habe ich Zeit für die Regeneration.“, erklärt er und läuft auch an diesem Tag den Marathon in 3:35 min.

Wer ist Heinz Jürgen Ressar?

Heinz ist eine sehr beeindruckende Persönlichkeit mit einem großen Herz. Bescheiden, dankbar, sympathisch und konsequent.
Er wird The Calling beenden, denn Heinz hat das Zeug dazu. Und mehr als alles andere auf der Welt haben er, seine Familie und seine Freunde es verdient, dass sie die gewünschte Spendensumme von € 10.000,- erreichen. Denn das ist ihre zweite Challenge.

Spendenkonto: 400 5005 0000 BLZ: 45330