8 Monate harter, intensiver Vorbereitung auf den Transalpine Run 2012 haben sich gelohnt. Markus, Meex, Reich war Teil des legendären Trailrunning-Bewerbs und hat die 8 Tage, 320 km und 15.000 Höhenmeter erfolgreich hinter sich gelassen. Im Rückblick berichtet er von seiner Teilnahme, dem Verlust seines Partners und dem ersehnten Finisher-Gefühl, das einfach nicht aufkommen wollte.
Transalpine Run 2012 – anders als die anderen
Nun ist er Geschichte, der Transalpine Run 2012. 8 Monate Vorbereitung und 8 Tage Rennen liegen hinter mir. Leider war das Finish anders als geplant. Mein Freund und Teamkollege Andi war nicht mit von der Partie. Während sich andere Teams stolz in die Arme fielen, kam diese überschwängliche Freude bei mir einfach nicht auf. Natürlich war ich glücklich und zufrieden, aber es war eben anders. Wie es dazu kam, werde ich euch nun berichten.
Transalpine Run 2012 – Tag für Tag
Erste Etappe von Ruhpolding nach St. Johann
Bei 4 Grad, Nebel und Nieselregen starteten wir in den Transalpine Run 2012. Aufstieg und Abstieg meisterten wir gut, die größte Herausforderung dieser Etappe war das monotone Dahintraben entlang des Achendamms Richtung St. Johann.
Zweite Etappe von St. Johann nach Kitzbühel
Mit 34 km und 2.000 Höhenmetern ist die Etappe zwar eher kurz, für uns wurde sie trotzdem zur Herausforderung. Schon vom Start weg hatte mein Kollege Andi Probleme mit seinen Knien, die beim Bergablaufen dann immer schlimmer wurden. Bei der ersten Labestation organisierten wir eine Schmerztablette und dank seines sportlichen Ehrgeizes konnten wir die Etappe auch noch finishen. Im Ziel wurde Andi von unserem Coach Philipp behandelt und wir hofften das Beste.
Dritte Etappe von Kitzbühel nach Neukirchen am Großvenediger
An diesem Morgen hatten wir beide ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend, denn uns war klar, dass sich beim Anstieg am Hahnenkamm herausstellen würde, ob Andis Knie hält oder nicht. Mir war auch klar, dass ich an diesem Tag besonders stark sein musste, um ihn zu unterstützen.
Leider half all das Zusammenhalten nichts und wir mussten schweren Herzens entscheiden, dass ich den Transalpine Run 2012 allein weiter machen würde. Die Gesundheit geht vor und immerhin hatten wir noch 5 Etappen vor uns.
Vierte Etappe von Neukirchen nach Prettau ins Ahrntal
So, nun war ich also allein unterwegs. Ein komisches Gefühl. Schon am Start fühlte ich mich wie ein Außenseiter. Der Transalpine Run ist eben ein Teambewerb, deshalb muss man auch als Einzelstarter gemeinsam mit einem Team einchecken. Kurz nach dem Start kämpfte ich mich vor zur Verfolgergruppe der Führenden. Diese lief ein super Tempo und ich konnte relativ schonend mitlaufen. Markus Kröll war ebenfalls in der Gruppe, aber auch er musste später verletzungsbedingt aufgeben. Auf dem langen Streckenabschnitt bis zur Birnlücke riss ich dann ab. Die Birnlücke überwand ich im flotten Wanderschritt, laufen wäre hier zu ineffizient gewesen. Bergab musste man über zahlreiche Steintreppen, die es in sich hatten. Jeden Schritt spürte man im Knie, so war ich sehr erleichtert, als ich den Talboden erreichte.
Fünfte Etappe von Prettau nach Sand in Taufers
Nach der guten vierten Etappe startete ich voll motiviert in die fünfte. Die ersten Anstiege hielt ich sehr gut mit, doch dann kam die Sonne heraus und mit den Höhenmetern fiel mein Kreislauf in den Keller. Bei einer kleinen Pause im Schatten stärkte ich mich mit Riegel und Flüssigkeit. Dann konnte es weiter gehen. Bei dieser Etappe wollten jedoch die Kilometer nicht weniger werden. Ich kämpfte mich zur letzten Labestation, von der aus es nur noch 6 km sein sollten.
Im Ziel angekommen, war ich ziemlich erledigt und organisierte mir erst einmal eine Flasche Cola als Balsam für meinen Kreislauf. An diesem Abend machte sich ein Motivationstief breit, das jedoch meine Freundin abfing, als sie mir verkündete, dass sie mich am nächsten Tag in St. Virgil erwarten würde.
Sechste Etappe von Sand nach St. Virgil
An diesem Tag lag der längste durchgehende Anstieg des Transalpine Run vor mir. 1.300 Höhenmeter auf 7 km Richtung Kronplatz. Ansonsten waren aber 15 der 38,5 km relativ flach. Ich startete im Mittelfeld, da ich nicht wusste, ob sich mein Kreislauf vom Vortag vollständig erholt hatte. Beim Aufstieg angekommen, stellte ich relativ schnell auf Gehen um, da es einfach zu steil war. Bei den darauf folgenden 1.000 Höhenmetern Abstieg spürte ich schon meine Knie die Schädeldecke durchschlagen. Im Ziel hatte ich dann das erste Mal richtige Schmerzen im Knie.
Siebte Etappe von St. Virgil nach Niederdorf im Pustertal
Leider hatte ich für diese Etappe kleidungstechnisch eine Fehlentscheidung getroffen. Ich lief bei 5 Grad mit der kurzen Hose. Daher dauerte es relativ lange, bis ich warm gelaufen war. Aufwärts spürte ich mein Knie nicht und auch vom Kreislauf her war ich wieder fit, so konnte ich mich gut nach vorne kämpfen. Auf dem Trail bergab machte sich mein Knie jedoch wieder bemerkbar. Als mich das Team Salomon überholte, versuchte ich dranzubleiben und das gelang mir auch. So konnte ich auf der Zielgerade noch 2 Teams und einen Einzelläufer überholen.
Achte Etappe von Niederdorf nach Sexten
„I’m on a highway to hell“, tönte es zum letzten Mal aus den Boxen im Startbereich. Die Stimmung vor der letzten Etappe war unbeschreiblich. Diese Etappe mit Blick auf die 3 Zinnen war das absolute Highlight. Einmal noch rauf und einmal noch runter, dann war es zu Ende. Ich war voll motiviert und wollte noch mal so richtig Gas geben.
Bergauf hatte ich ordentlich Adrenalin im Blut und bergab ritt mich der Teufel. Vor lauter Übermut legte ich auch noch einen Bauchfleck hin. Gott sei Dank nur leichte Aufschürfungen. Dann auf den letzten Kilometern noch ein 3:30er-Schnitt, ich hörte von Weitem schon den Sprecher und dann war es geschafft. Der Transalpine Run 2012 lag hinter mir, ich hatte ihn gemeistert.
Transalpine Run 2012 – mein Fazit
Generell waren meine Erwartungen gegenüber dem Transalpine Run 2012 sehr hoch, vermutlich aufgrund der langen Vorbereitungszeit. Sie wurden auch größtenteils erfüllt, ein paar Punkte hatte ich mir aber einfach anders vorgestellt.
Dass das Rennen hart und lang sein würde, war mir bewusst, dass das Rundherum jedoch so ein enormer Stress sein würde, nicht. Die tägliche Odyssee mit dem Shuttle ins Hotel, Taschen auspacken, Kleidung waschen, einschmieren, massieren, dehnen, alles für den nächsten Tag vorbereiten, Tasche wieder packen, noch mal dehnen, einschmieren … das kostete richtig Substanz und Nerven.
Eines weiß ich ganz sicher: Sollte ich jemals noch mal bei einem Mehrtagesrennen dieser Art teilnehmen, werde ich dieses in einem Wohnmobil bestreiten. Man ist unmittelbar im Ziel-/Startbereich, kann kochen, auf was man Lust hat, und falls der Fahrer noch Masseur und/oder Physiotherapeut ist, hat man den Jackpot.
Komplett unterschätzt habe ich die Abstiege, das Bergablaufen hat es in sich und war eine extreme Belastung für die Knie! Ich bin trotzdem der Meinung, dass man im Training nicht unbedingt viele Downhill-Einheiten absolvieren sollte, denn dann treten die Probleme vermutlich schon in der Trainingsphase auf!
Zum Schluss noch DANKE an …
- Dany und Emily für die Motivation und Duldung meiner langen Einheiten
- Andi, meinem Teampartner und Freund, und seinen Arbeitgeber Steinbacher für alles …
- Philipp und personal Active für die top Unterstützung und Hilfe in der Vorbereitung
- Wolfgang Egger für die mentale Unterstützung
- Ursula für die wohltuenden, ausgiebigen Massagen
- Kitzbüheler Alpen Tourismus für den Startplatz in dieses Abenteuer
- Benni und Mizuno für die überdurchschnittlich gute Ausstattung mit Bekleidung und Schuhwerk
- Holger und Suunto für die Möglichkeit, die z. Z. beste Uhr beim Transalpine Run benützen zu können
- Marcel und Sportslab für den Treibstoff
- Andi und CEP für entsprechenden Druck an den richtigen Stellen
- Conny, Hubi und den Rest des Sportalpen Teams – ihr seid Spitze!!
Ohne euch wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen!!!
… auf zu neuen Zielen …
Meex