Sibylle nahm am 5. Juli an einer der größten Herausforderungen des Laufsports teil. Der Traunstein Bergmarathon ist mit 70 Kilometern und unzähligen Höhenmetern eine der härtesten Rennen des ganzen Landes.
Eingeschränkte Vorbereitung
Mit dem Traunstein Bergmarathon stand das bisher absolute Highlight meines Läuferdaseins auf dem Programm. Immerhin sollte die Trailrunning-Veranstaltung mit 70 km Wegstrecke und 4.500 hm im Auf- und Abstieg mein längster Bewerb werden.
Mein Trainingspensum war im Vorfeld leider nicht so hoch wie geplant, da ich durch diverse Verletzungen immer wieder pausieren musste. Somit war ich eigentlich schon im Vorfeld davon überzeugt, in Ebensee aus dem Rennen auszusteigen.
Warten auf den Sandmann
Schon am Vortag (4. Juli) reiste ich mit meiner Begleitung nach Gmunden, um die Startnummer zu holen und noch ordentlich Kohlenhydrate aufzunehmen. Aus dem geplanten Schlaf um 20:00 Uhr – der Wecker war auf 02:00 Uhr morgens gestellt – wurde zwar nichts, doch insgesamt fühlte ich mich gut vorbereitet. Schon kurz nach dem Weckton war ich hellwach und saß am Frühstückstisch. Die Startzeit war zwischen 03:00 und 05:00 Uhr angesetzt. Ich hatte mir die goldene Mitte vorgenommen.
„3-Gänge Menü“ auf der Strecke
Am Weg zum Traunstein Bergmarathon wurde ich von einem Gewitter begleitet, dass sich allerdings rechtzeitig zum Start (03:57 Uhr) wieder verabschiedete. Es ging los. Der Grünberg, der erste von sieben Bergen, war im Nu erledigt. Ich gab die Stirnlampe bei meinem Begleiter Hermann ab, widmete mich dem flachen Zwischenstück und schließlich dem Klettersteig auf den Traunstein. Jetzt ging es erst einmal 1.100 Höhenmeter steil nach oben. Meine Beine präsentierten sich in Topform und so konnte ich auch diesen Berg schnell überwinden. Bergab ging es ebenfalls steil in Richtung Kaisertisch zu einer Labestation des Bergmarathons. Als Menü warteten ein Cola, eine Banane und Mannerwaffeln. Das würde sich auch auf den restlichen elf Stationen nicht ändern.
Motivation aus dem Publikum
Auf meinem Weg überholte ich immer wieder ein paar Teilnehmer. Da aber alle irgendwann gestartet sind, hatte ich wieder einmal keine Ahnung an welcher Stelle ich mich befand. Eigentlich war mir das aber auch egal, ich wollte einfach nur Durchkommen! Am Daxnersteig musste ich dann zum ersten Mal meine Stöcke herausholen. Im mittlerweile strömenden Regen erreichte ich frisch „geduscht“ Ebensee. Dort erwarteten mich Anfeuerungsrufe von Hermann und meiner extra angereisten Mutter. Und hier wollte ich aussteigen? Blöde Idee! Ich fühlte mich pudelwohl, also ging es weiter. Immerhin waren ja schon 32 Kilometer geschafft.
Die Tücken des Traunstein Bergmarathons
Ich wechselte meine Schuhe, genoss ein weiteres Standard-“Menü“ und nahm den Feuerkogel in Angriff. Wieder konnte ich einige Läufer überholen. Von Müdigkeit keine Spur! Vom Feuerkogel ging es runter in die Kreh. Das war mit Abstand der schwierigste Weg, den ich je gelaufen bin. Teilweise fühlte es sich so an, als ob ich niemals durch den Wurzeldschungel kommen würde. Wenigstens wurde das Wetter besser und die Sonne meldete sich. Irgendwann erreichte ich dann die Mündung in die Forststraße, wo mich erneut meine Begleiter – dieses Mal mit einem „Noch 24 km“ Schild in der Hand – erwarteten. Darüber freute ich mich riesig, obwohl 24 Kilometer normalerweise doch ein respektables Stück sind.
I‘ll be back
Immer noch mit Rucksack, Trinkblase und Stöcken ausgerüstet ging es zur Hochsteinalm, nach Mühlbach, rauf auf den Grasberg und zum finalen Gmundnerberg. Auf den wetterbedingt matschigen Wegen lief ich dem Ziel entgegen. Noch einmal biss ich die Zähne zusammen, unterdrückte die vor einiger Zeit aufgetauchten Knieschmerzen und landete nach 11:26 Stunden im Ziel. Die viertschnellste Zeit bei den Frauen! Insgesamt war der Traunstein Bergmarathon powered by Dynafit ein gewaltiges Rennen, bei dem bis auf das Wetter wirklich alles gepasst hat. Das war definitiv nicht mein letzter Start hier.
Eure Sibylle