Wanderungen in den Alpen sind nicht nur eine unterhaltsame Freizeitbeschäftigung in der Natur, sondern auch die perfekte Gelegenheit, den Hund in der Natur auszuführen. Hier sind einige Tipps und Hinweise zum Thema Wandern mit Hund.
Tierische Wanderlust
Für Wanderer gibt es kaum Schöneres, als sich frei in der Natur in ein kleines Abenteuer von A nach B zu stürzen. Kaum anders geht es den Vierbeinern: Die meisten Hunde sind zum Laufen geboren, wenngleich manche Rassen sich besser eignen als andere. Gute Begleiter sind etwa ein Großteil der Hütehunde, Vorstehhunde, Familienhunde aber auch kleinere Vertreter wie Jack Russel Terrier. Weniger geeignet sind zum Beispiel Bulldoggen oder Berner Sennenhunde.
Pauschalisieren lässt sich die Empfehlung nicht. Wichtig sind die eigenen Erfahrungen, die man mit seinem Tier gemacht hat und die ehrliche Einschätzung zur Kondition. Die gute Nachricht: Auch Hunde können Ausdauer trainieren.
Perfect Match
In vielen Fällen ist die Kombination aus Wanderer und Hund ein „Perfect Match“ für ausdauerorientierte Naturliebhaber, die ihren befellten Begleiter gerne auf längere Strecken mitnehmen. Das gilt auch – oder vor allem – für sportliche Bergsteiger. Ein paar Überlegungen sollten den Gedankengang vor Antritt der Wanderung in der teilweise fordernden Alpenregion jedoch kreuzen.
Planung & Vorbereitung
Obwohl Hunde von den meisten Herausforderungen unbeeindruckt bleiben, schlummert auf Wanderungen hin und wieder die ein oder andere Überraschung. Ein Beispiel dafür sind Kletterpassagen oder Klettersteige, die ein unüberwindbares Hindernis darstellen können. Deshalb ist eine sorgfältige Planung Voraussetzung für einen guten Verlauf der Tour. Fragen, die sich Hundebesitzer etwas stellen sollten:
- Ist die Wanderung prinzipiell für Hunde geeignet?
- Ist mein Hund für die Route geeignet?
- Gibt es eine Leinenpflicht?
- Befinden sich Kuhweiden auf der Route?
- Finden sich Trinkmöglichkeiten entlang der Strecke?
- Erlauben die Einkehrmöglichkeiten Hunde – vor allem bei Übernachtungen?
- Habe ich bereits auf längere Strecken Erfahrungen mit dem Hund gesammelt?
- Besitze ich sämtliche notwendige Ausrüstung?
Verpflegung
Viele Wanderwege bieten Trinkgelegenheiten entlang der Pfade. Gebirgsbäche, kleine Wasserfälle oder Bergseen: Das Wasser in der alpinen Bergwelt ist in der Regel selbst für Menschen eine gesunde Energiequelle.
Dennoch: Eine eigene Trinkflasche für das Tier macht unabhängig und lässt erst gar keine Sorgenfalten aufkommen. Eventuell sind die Flüsse im Sommer ausgetrocknet. Außerdem fällt die Flasche kaum ins Gewicht und erweitert die Reserven in Notfällen.
Was die feste Nahrung angeht, reichen auf kürzeren Strecken Belohnungs-Leckerli. Ein ausgiebiger Snack ist beim Wandern eher kontraproduktiv. Bei Ganz- oder Mehrtageswanderungen muss die Nahrung (Trockenfutter) mit auf die Packliste. Direkt nach dem Essen sollte wenn möglich allerdings eine Ruhepause eingeplant werden.
Ausrüstung
Im Vergleich zum Menschen umfasst die Packliste für Hunde nur wenige Punkte, die allerdings zur Standard-Ausrüstung zählen. Wichtig ist etwa ein Maulkorb. Viele Transportmittel wie Sommerbergbahnen verlangen aus Rücksicht für die anderen Gäste das Tragen eines solchen.
Ebenfalls praktisch für Wanderungen: ein Kunststoff-Napf, der sich zusammenfalten lässt, um den Hund jederzeit mit Wasser oder Futter versorgen zu können sowie ein Zeckenhalsband.
Egal ob Hüttenübernachtung oder nicht, eine Notfalldecke zählt auch für den Vierbeiner zu den Basics, ebenso wie ein erweitertes Erste-Hilfe-Set mit Bandagen und Schutzstiefel, um schnell auf Verletzungen reagieren zu können.
Erste Hilfe für Hunde
- Maulschlaufe
- Einweghandschuhe
- Taschenlampe
- Pinzette, Zeckenzange & Flohkamm
- Klebeband, Binden & Pflaster
- Desinfektionsmittel bzw. Wundspülung
- Schere
- Taschenampe
- Kompressen
Wandertipp in den Alpen: Kitzbüheler Horn
Ein perfektes Beispiel für eine Wanderung mit Hund in den Alpen führt zu einem der markantesten Formationen der Kitzbüheler Alpen. Unweit der Gamsstadt ragt das Kitzbüheler Horn 1.996 Meter in die Höhe und lädt mit dem Alpenblumenweg Mensch und Tier auf 13,8 Kilometern zu insgesamt ca. vier Stunden unvergesslicher Naturerfahrung ein. Über 300 Pflanzenarten aus der ganzen Welt machen den Weg nicht nur optisch schön, sondern auch für den Hund zum Geruchserlebnis. Das phänomenale Alpenpanorama ist dann doch wieder „Herrli“- oder „Frauchen“-Sache. Der Weg in der Kurzbeschreibung:
Seilbahnstation am Horngipfel (über Horn-Gipfelbahn) – Alpenblumengarten – Seilbahnstation Alpenhaus – Lämmerbühelalm – Kneippbecken – Bichlalm – Abstieg über alten Sonnbergweg
Geheimtipps & „Rudel“-Wanderungen
Das Potential an Wegstrecken ist nahezu grenzenlos. Mittlerweile gibt es sogar einen eigenen Wanderführer für Hundebesitzer. Chrsitine und Michael Hlatky haben im Buch „Bergwandern mit Hund“ 40 Touren in ganz Österreich zusammengefasst und beschrieben.
Viele weitere Wanderungen entdeckt man im Internet oder auf Nachfrage beim lokalen Tourismusverband. Immer wieder organisieren sich Hundebesitzer auch untereinander, um gemeinsam Ausflüge zu starten, zum Beispiel über den Österreichischen Alpenverein oder den Deutschen Alpenverein.
Der Umgang mit Natur & Tieren
Die Freiheit in der Natur gilt für alle. Auch wenn Wanderer eine natürliche Symbiose mit ihrer Umgebung bilden, so gibt es doch einige Regeln, die für ein friedliches und sicheres Miteinander sorgen. Die meisten riskanten Situationen lassen sich schon vor ihrem Entstehen vermeiden. Meist betrifft das den Umgang mit Kuhherden und -weiden. Hier einige Tipps.
Tipp #1: Abstand halten
Wanderwege sind so ausgelegt, dass sie einem sicheren Pfad folgen. Wann immer möglich sollte man diesen nicht verlassen. Wenn sich eine Kuhherde ungünstig am Weg platziert, lieber in den Umweg investieren und einen ca. 50 Meter langen Bogen ziehen. Kälber nicht streicheln!
Tipp #2: Beobachten
Kühe attackieren nicht aus dem Nichts. Aufmerksame Beobachter nehmen Signale war, die eine Konfrontation vermeiden können, wie etwa: Scharren, gesenkte Köpfe oder Brüllen.
Tipp #3: Ruhig bleiben
Hektische Reaktionen und Lärm machen die Kühe eher nervös als langsame Bewegungen. Wenn die Aufmerksamkeit der Kühe auf die Wanderer fällt, ruhig aber entschlossen von der Herde weggehen. Nicht mit den Wanderstöcken gestikulieren.
Tipp #4: Leinen-Management
Prinzipiell sollten Kuhweiden mit dem Hund gemieden werden, vor allem wenn Kälber anwesend sind. Wenn man Kühe – idealerweise eingezäunt – passiert, den Hund immer an die kurze Leine bei Fuß halten und ihn auf der Kuh-abgewandten Seite führen.
Tipp #5: Verhalten im Notfall
Nur wenn der Hund Gefahr läuft, angegriffen zu werden, sollte die Leine gelöst werden. Der Grund: Der Hund ist schneller als die Kuh. Für die Menschen gilt: langsam von der Kuh entfernen und ihr nicht den Rücken zukehren.
Miteinander auf der Alm
Auch wenn Medienberichte es hin und wieder anders aussehen lassen: Angriffe beim Wandern sind die absolute Ausnahme und in den meisten Fällen vermeidbar. „Das richtige Verhalten könnte schließlich einen Großteil der Unfälle verhindern. Die ersten Wanderwege waren allesamt Alm- und Viehtriebwege, ein Miteinander war immer möglich. Mit ‚weideviehfreien Zonen‘ werden wir in Österreich nicht weit kommen“, so Peter Kapelari vom Österreichischen Alpenverein.
Mit einer sorgfältigen Vorbereitung, der richtigen Ausrüstung und entsprechendem Verhalten sind Wanderungen mit dem Hund nach wie vor eine der schönsten Freizeitbeschäftigungen für naturaffine Hundebesitzer. Egal ob bei entspannten Genusswanderungen im Tal, Gipfel-Stürmen oder Mehrtages-Wanderungen mit Übernachtungen.