Zum Abschluss unserer dreiteiligen Kletterserie „Von der Wand zum Fels“ begleiten wir die beiden Hauptdarsteller der Klettertage sowie Kletterführer Georg in die Umgebung von Saalfelden Leogang zum Felsklettern.
Klettervielfalt in Saalfelden Leogang
Nach dem entspannenden Tagesabschluss mit Wellness und Wahlmenü am Vortag im Hotel Salzburger Hof Leogang, wartet am Sonntag schon früh das nächste Abenteuer auf die beiden Protagonisten der Klettertage: der Fels.
Die Region Saalfelden Leogang bietet mit den Stein- und Grasbergen, Almen und Höhlen eine enorme Vielfalt für ein vertikales Abenteuer in der Natur. Alleine in den Leoganger Steinbergen finden sich 120 Routen in sämtlichen Schwierigkeitsgraden. Vor allem erfahrene Kletterer schätzen die große Auswahl und Abwechslung in der Region. Der perfekte Ort für Einsteiger ist laut Guide Georg ebenfalls nur wenige Minuten von Saalfelden Leogang entfernt.
First Steps im Klettergarten
Nach kurzen 15 Minuten im Auto erreichen wir den Klettergarten Weißbach. Auf insgesamt 18 Routen verteilen sich die Bohrhaken hier im Fels. Von 3+ bis 8+ (franz. Skala) ist in Sachen Schwierigkeitsgraden alles vertreten. Auch Kurztouren, Mehrseillängen-Routen und ein Übungsklettersteig wurden angelegt.
Weil sich das Klettern am Fels vom Klettern an der künstlichen Wand allerdings in vielen Bereichen unterscheidet, gibt Guide Georg unseren beiden Hauptdarstellern vor dem Einstieg wieder einige Tipps mit auf den Weg.
Ausrüstung fürs Felsklettern
Im Vergleich zur Halle verlangt das Felsklettern ein paar Ausrüstungsgegenstände mehr. „Das Wichtigste ist sicher der Helm. Er sollte gut sitzen, beim Felsklettern immer getragen und schon beim Zustieg aufgesetzt werden. Die Gefahr eines Steinschlags ist immer gegeben – auch wenn alles stabil aussieht.“, so der Experte. Weiters auf die Materialliste kommt das Expressschlingen-Set. Während diese in der Halle meist bereits angebracht sind, muss am Fels jede einzelne separat eingehakt werden. Nützlich sind außerdem eine Bandschlinge mit Karabiner zur Sicherung am Ende (=„Top“) der Route und eigene Zustiegsschuhe, mit denen man am Weg zum Einstieg problemlos über schwieriges Terrain marschiert.
Tipp: Eine Sicherungsbrille schützt vor Muskelkater im Nacken.
Hirn- & Muskelarbeit
Neben der Ausrüstung spielt beim Felsklettern auch die Planung eine Rolle, die zum einen über Sicherheit und zum anderen über Machbarkeit einer Route entscheiden sollte. „Als erstes wird die Topographie der Route auf dem Papier analysiert.“, erklärt Georg. Mit den Eckdaten zu Länge, Schwierigkeitsgrad und Verlauf lässt sich eine Kletterroute gut einschätzen.
Achtung: Der Schwierigkeitsgrad am Fels entspricht nicht jenem der Halle! Unterschiede gibt es auch bei den verschiedenen Bewertungsskalen. Eine 6b Route auf der französischen Skala entspricht im UIAA System einer Sieben (VII).
Der nächste Schritt liegt im sprichwörtlichen Auge des Betrachters. Mit dem Studium des Routenverlaufs vom Einstieg aus werden Erkenntnisse zur Konsistenz des Steins und den besonderen Herausforderungen gewonnen. „Die Sicherungen liegen beim Felsklettern üblicherweise weiter auseinander als in der Halle. Man sollte sich etwa im Vorstieg gut überlegen, ob man die ersten beiden Sicherungen erreichen kann.“, gibt Georg zu bedenken. Oft hilft es, in der Wegfindung kreativ zu sein – ohne dabei die Sicherheit außer Acht zu lassen.
Technik beim Felsklettern
Beim Klettern am Fels fällt der Technik eine noch größere Bedeutung als in der Halle zu. Nach den bereits erlernten Basics warten auf unsere Protagonisten nun neue Herausforderungen. Selbst hier im Klettergarten unterscheiden sich die Routen aufgrund der natürlichen Zusammensetzung des Gesteins oft völlig von einander. Mal klafft ein Riss quer durch den Fels und ein anderes Mal fehlt der Vorsprung, um seinen Fuß zu platzieren. Aber wie kommt man weiter? „Die Antwort ist eigentlich immer: Technik!“, sagt Georg. Wird man von der Natur vor die Wahl gestellt, heißt es anpassen. Einem Riss begegnet man etwa, indem man seinen Fuß in den Spalt klemmt. Wenn der Vorsprung fehlt wird per Reibung zwischen Sohle und Gestein versucht, halt zu schaffen.
Vorstieg, Nachstieg, Toprope?
Wenig Erfahrung lässt sich durch einen Guide wie Georg gut ausgleichen. Wenn keine Toprope zur Verfügung steht, lernt man am besten von Fortgeschrittenen im Nachstieg. Das ist nicht nur sicher, sondern gibt viel Aufschluss darüber, wie routinierte Kletterer Schlüsselstellen angehen. Wer sich bereit fühlt die ersten beiden Sicherungen zu erreichen und die Grundregeln des Sports verinnerlicht hat, widmet sich schließlich dem Vorstieg – und dringt in einen Bereich vor, in dem es keine Grenzen mehr gibt. Nach dem zweitägigen Crash-Kurs in Sachen Ausrüstung, Technik und Felsklettern sind auch unsere beiden Hauptdarsteller so weit… und blicken auf einen spannenden Trip von der Wand zum Fels zurück.
Ausblick: Routen-Tipps in Saalfelden Leogang
Während für unsere beiden Protagonisten das Kletterabenteuer vorerst endet, erwartet Vertikalakrobaten jeder Könnerstufe in Saalfelden Leogang ein riesiges Areal an Routen. Drei der beliebtesten Spots zum Felsklettern in der Region finden sich hier:
Kasawand
Besonders im Spätherbst herrschen hier noch beste Bedingungen. Im Wandfußbereich findet man ca. 10 Einseillängen (5 bis 7+)
- Anzahl Routen: 27
- Routenlänge: bis 200 m
- Schwierigkeitsgrade: 6 bis 9
- Absicherung: Bohrhaken
- Höhenlage: 1.900 m
- Zustieg (vom Tal): 2 h
Topo „Kasabier ade“ 5+
Passauer Hütte
In Hüttennähe finden Kletterer am Kuchlhorn kürzere und am Kaffeköpfl zahlreiche Routen.
- Anzahl Routen: 25
- Routenlänge: bis 250 m
- Schwierigkeitsgrade: 5 bis 8
- Absicherung: Bohrhaken
- Höhenlage: 2.100 m
- Zustieg: ab Passauer Hütte 10 – 35 min
Fahnenköpfl
Die 250 m hohe Westwand bietet steilste Kletterei in alpinem Ambiente.
- Anzahl Routen: 22
- Routenlänge: bis 300 m
- Schwierigkeitsgrade: 5 bis 9
- Absicherung: Bohrhaken
- Höhenlage: 2.200 m
- Zustieg: ab Passauer Hütte 10 min
Topo „Blumen für Balthasar“ 6+
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