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Tragödie beim Speedbergsteigen am Manaslu

Basti Haag, Dynafit Extremsportler, kam am 22. November in den Salewa Store Salzburg um von seinen Abenteuern in Asien zu erzählen. Beinahe wären es seine Letzten gewesen.

Von der Schule auf die Berge

Benedikt Böhm Dynafit
Benedikt Böhm beim Aufstieg.

Eigentlich ist Basti Haag Tierarzt. Extrem wird es in seinem Beruf selten. Auch der Wohnort München lässt nicht auf wilde Abenteuer schließen. Wenn er mit dem Dynafit-Team unterwegs ist, mutiert Basti Haag allerdings zum Extremsportler. Zusammen mit seinem ehemaligen Schulkameraden und Dynafit Brand Manager Benedikt Böhm besteigt er Berge jenseits der 8.000er Marke. Das besondere daran: Am Rücken der beiden findet man immer zwei Ski. Nicht weil ihnen der Abstieg zu anstrengend wäre. Das Team hat sich auf Speedbegehungen spezialisiert und schon mehrere Rekorde gebrochen. Dabei überspringt man beim Aufstieg die Zwischenlager, dringt direkt vom Basecamp zum Gipfel vor und fährt auf Skiern zurück – in einem Zug.

Speedbegehung jenseits der 8.000

Pakistan, 2006. „Das Land ist nicht sehr einladend. Militär und Armut überall“, beschreibt Haag die Situation. Um auf den Gasherbrum II (8.035 Meter) zu gelangen, muss man über Pakistan einreisen. Der dreizehnthöchste Berg der Erde wurde für Böhm und Haag zum Ziel ihrer ersten 8.000er Speedbegehung. Beraten durch Hans Kammerlander startete der Aufstieg vom Basiscamp (5.900 Meter) am 3. August. 17 Stunden, begleitet von großer Lawinengefahr, brauchte das Team für Aufstieg und Abfahrt auf den teilweise 55 Grad steilen Hängen. Rekord.

Vor verschlossenen Türen

Nepal Manaslu Speedbegehung
Bis kurz vorm Gipfel spielte das Wetter noch mit.

Nur ein Jahr später sollte der Manaslu (8.163 Meter) in Nepal fallen. Der Berg gilt weder als sonderlich schwer noch als riskant. Dennoch machte die enorme Neuschneemenge der Besteigung einen Strich durch die Rechnung. Die Lawinengefahr schien zu groß und das Team musste abbrechen. Es dauerte bis 2012, ehe ein neuer Speedbegehungsversuch gestartet wurde. Das Ziel: der Cho Oyu (8.188) im Himalaya. Ein Einreiseverbot aufgrund der Wahlen in China verhinderte aber erneut einen Aufstieg. „Beobachter“ von außen sind im Reich der Mitte während Machtentscheidungen nicht erwünscht.

Zurück nach Nepal

Spontan entschieden sich Böhm und Haag fürs Altbekannte. Der Manaslu, ihr persönlicher „Schicksalsberg“, wurde wieder ins Auge gefasst. Zu Beginn lief alles perfekt. Die Sonne strahlte und der Neuschnee hielt sich in Grenzen. Offensichtlich empfanden das nicht nur die Münchner so, denn im Basislager empfing sie ein bemerkenswerter Anblick: etwa 400 Menschen tummelten sich dort. Im Vergleich: 2007 waren es ungefähr 17. Vier Camps wurden von den zwei Alpinisten auf unterschiedlichen Höhen errichtet, um sich vor der Speedbegehung an den Sauerstoffgehalt zu gewöhnen. Doch dazu kam es nicht.

Killerlawine am Manaslu

Benedikt Böhm Manaslu
Der Wettergott hörte nicht auf die Gebete der Alpinisten.

Unser Camp stand abseits des Hauptlagers der anderen. Es war etwa halb fünf Uhr morgens. Wir waren schon wach, als wir ein lautes Donnern hörten. Dann Schreie. Als wir aus dem Zelt liefen sahen wir überall Lichter von Stirnlampen hektisch leuchten. Wir wussten, dass etwas passiert war. Es war noch dunkel, aber wir machten uns sofort auf zu der Quelle des Chaos. Was wir dort fanden war schrecklich. Zelte, Schlafsäcke und Ausrüstungsgegenstände, verstreut zwischen den Lagern zwei und drei. Eine riesige Lawine hatte das gesamte Lager drei überrolt und mehrere hundert Meter mitgerissen.“. erzählt Haag, der sofort begann nach Verletzten zu suchen. Erst als die Sonne aufging zeigte sich das wahre Ausmaß der Katastrophe.

Gefährlicher Helikoptereinsatz rettet Leben

Etliche Verletzte wurden geborgen. Elf Leute verloren in der Lawine ihr Leben. Darunter wäre auch beinahe Glen Plake gewesen, der sich ebenfalls in dem Lager befand. Während zwei seiner Gefährten den Tod fanden, entkam Plake. Dank eines gewagten Hubschraubereinsatzes konnten die Verletzten abtransportiert und weitere Todesfälle verhindert werden. Der Schock saß lange tief. Dennoch entschiedenen sich die beiden einige Tage später den Aufstieg zu wagen.

Rekord Nummer zwei

Speedbegehung Nepal 2012
Im Rekordtempo unterwegs: Basti Haag und Benedikt Böhm.

Um 18 Uhr starteten Benedikt Böhm und Basti Haag die Speedbegehung am Manaslu. Durch die Nacht und durch den Sturm kämpften sich die Extrembergsteiger immer weiter nach oben. Unterschiedliche Tempi zwangen sie, sich vor der 8.000er-Marke zu trennen. Während Böhm sich in einem Zelt regenerierte, startete Haag den Angriff auf den Gipfel. Der immer stärker werdende Sturm zwang Haag abermals zum Umkehren. Mit dem besseren Timing und mehr Energiereserven schaffte Böhm schließlich den Aufstieg und– mit den allerletzten Kräften – die Abfahrt zum Basislager, in 15 Stunden. Wiederum Rekord.

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