Portrait-Michi-Essl
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Hagan Skitouren-Athletin Michi Essl im Interview

Michi Essl hat den Erfolg gebucht. Als eine der besten Skibergsteigerinnen Österreichs erzählt sie über Skitourengehen als anerkannte Sportart, die Titelverteidigung bei der Mountain Attack und was einen perfekten Tourenski ausmacht.

Hallo Michaela. 2014/15 ist nicht erst dein erstes Jahr auf Tourenskiern. Wie bist du überhaupt zum Skibergsteigen gekommen?

Das war durch meine Eltern. Die haben mich schon mit auf Skitouren genommen als ich erst sechs oder sieben Jahre alt war. Mein Vater ist dann öfter zu Rennen gegangen und so habe ich vor etwa sechs Jahren auch mit dem Wettkampfsport angefangen. Das lief ziemlich gut und ich wurde relativ bald von den Verantwortlichen des Nationalteams kontaktiert. Von da an nahm alles seinen Lauf mit den Veranstaltungen und ich bin die nächsten vier Jahre durch den Weltcup getourt.

Wie lässt sich der Sport mit deinem Job vereinbaren?

Bei der Polizei hat man die einmalige Möglichkeit als Sportlerin viel Zusatzzeit für seine Leidenschaft aufzubringen. Konkret stehen einem dann 240 Stunden im Jahr zur Verfügung, die man sich für den Sport frei einteilen kann. Das hat mir natürlich einiges ermöglicht.

Wie gestaltest du dein Training?
Michaela Essl beim Skitourengehen
Michi Essl bei der „Arbeit“.

Nach Ende der Wintersaison mache ich drei Wochen gar nichts. Nicht einmal lockere Laufeinheiten – um ,runter zu kommen‘. Dann befasse ich mich von Frühling bis Sommer vor allem mit dem Grundlagentraining und längeren Einheiten. Da gehe ich zum Beispiel schon mal acht Stunden auf den Berg. Am liebsten kombiniert mit leichten Kletterpassagen. Die Kraft im Rumpf bilde ich im Olympiastützpunkt in Rif nebenbei weiter aus. Im Herbst beginnen die schnelleren und intensiveren Intervalle. Ab Mitte Oktober bin ich dann meistens mit den Skiern am Gletscher unterwegs. Und dann starte ich mit kürzeren Rennen um mich an das Tempo zu gewöhnen.

Seit diesem Jahr ist Skitourengehen auch in Österreich offiziell als Sportart anerkannt und in den ÖSV eingegliedert. Hat das auch für dich etwas verändert?

Ja! Dadurch besteht jetzt die Möglichkeit bei der Polizei einen eigenen Skitourenkader zu gründen. Das macht vieles leichter. Ich werde ab nächstem Jahr nach einer zweijährigen, zeitlich bedingten Auszeit wieder ins Skitouren-Nationalteam einsteigen, damit ich an Weltcuprennen teilnehmen kann. Außerdem wird sich dadurch hoffentlich die Situation für meine Trainings im Olympiazentrum Rif ändern, für die ich bisher leider noch selbst aufkommen muss.

Die Saison hat für dich am Kitzsteinhorn – trotz Problemen beim Start – mit einem souveränen Sieg begonnen. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

So viel wie heuer habe ich im Herbst noch nie trainiert. Das liegt vor allem daran, dass ich bis dorthin nie krank wurde oder mich verletzt habe – wie sonst eigentlich immer. Ich bin selber schon sehr gespannt, wie sich das auf den weiteren Saisonverlauf auswirken wird.

Was steht für dich 2014/15 am Programm?

Das Hauptmerkmal in dieser Saison liegt auf langen Rennen. Und dabei vor allem an den Bewerben des ,Grand Course‘. Dazu zählt unter anderem das Mezzalama am 25. April 2015. Davor werde ich aber auch noch Klassiker wir den Sellaronda Skimarathon oder die Mountain Attack absolvieren. Und zwischendurch vielleicht noch ein paar Rennen in Italien. Das entscheide ich spontan.

Bei der Mountain Attack in Saalbach Hinterglemm trittst du heuer zur Titelverteidigung im Marathon an, den du letztes Jahr mit einem Respektabstand für dich entschieden hast. Ein Sieg wäre nichts wirklich Neues. Um was geht es für dich bei der Veranstaltung?

Leider habe ich durch eine Krankheit eine Trainingswoche verloren. Und so wirklich fit bin ich kurz vorm Rennen immer noch nicht. Ich frage mich momentan noch, wie sich das auswirken wird. Mein großes Ziel für die Mountain Attack wäre aber eine Zeit unter drei Stunden. Ich war vor zwei Jahren ganz knapp dran. Mal schauen, ob sich das heuer ausgeht (lacht).

Mit 26 zählst du eigentlich noch zu den „jungen Wilden“ im Skibergsteigen. 2011 hast du die den Individual-Weltmeistertitel in der Espoir-Klasse (unter 23) geholt. Was sind deine nächsten großen Ziele?

Sicher wäre ein Podestplatz bei einem Großereignis wie einer Europa- oder Weltmeisterschaft eine große Sache. Wenn ich ab nächstem Jahr wieder im Weltcup dabei bin werde ich alles daran setzen, das Ziel zu erreichen.

Wie sieht es bei der Ausrüstung aus – welcher Ski kommt bei dir zum Einsatz?
Michaela-Essl-Ski-Abfahrt
Das Sportleben von Michaela Essl ist ein ständiges Auf und Ab.

Ich hab ein Modell, mit dem ich alle meine Rennen bestreite: den hagan x-race. Damit habe ich einen guten Ausgleich aus Leichtigkeit und Fahrperformance. Es bringt ja zum Beispiel wenig wenn der Ski super leicht ist, aber man dann bei der Abfahrt Zeit liegen lässt.

Was macht für dich einen guten Skitourenski aus?

In meinem Fall ist es extrem wichtig, dass der Ski leicht im Aufstieg ist, aber auch bei schnellen Abfahrten ruhig läuft. Bei schlechtem Schnee soll er viel Auftrieb bieten um möglichst kraftsparend abzufahren. Auch die Länge spielt eine große Rolle. Ich bevorzuge ein 150cm langen Rennski, der sich für meinen Stil viel besser eignet als ein 160cm Ski.

Wie läuft die Kooperation zwischen dir und Hagan ab?

Sehr einfach. Wenn ich etwas brauche muss ich nur anrufen! Und auf meine Änderungsvorschläge wird ebenfalls eingegangen. Am Ende der Saison teile ich mein Feedback ausführlich mit, was in den Evolutionsprozess der Skier einfließt.

Kennst du die anderen Athleten aus dem Hagan Racing Team?
Hagan-Athletin-Michaela-Essl
Ab nächsten Jahr wieder im Weltcup: Michaela Essl.

Ja. Wir treffen uns zweimal im Jahr bei eigenen Meetings. Außerdem sehe ich viele bei den Veranstaltungen am Start.

Schlussfrage: Wie lange bleibst du dem Skitourensport erhalten?

Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich möchte auf jeden Fall zwei oder drei Jahre im Weltcup mitgehen. Ewig werde ich es natürlich nicht machen können (lacht).

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