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Pionier im Fokus: HP Kreidl – „Herr der Skitouren“

HP Kreidl geht nicht nur sprichwörtlich neue Wege. Der Salzburger organisiert zahlreiche Events und hat mit seinem Projekt Skitourenwinter.at die Sportart populärer gemacht. Die Redakteure von Sportalpen haben ihn im Hotel Miramonte bei seinem ersten Skitourencamp im Gasteinertal getroffen.

Das Organisationstalent

Gespräch HP Kreidl
HP Kreidl im Sportalpen Interview

„Ich wohne im Paradies“, sagt Kreidl über seine Heimat Neukirchen am Großvenediger. Die unmittelbaren Einflüsse der Natur inspirierten ihn gleich zu mehreren Ideen. Mit dem Skitourenwinter.at verhalf er einer ganzen Sportart in Salzburg zum Auftrieb. Auch seine Mountainbikeevents binden die Region ein und geben Jugendlichen eine Identifikationsgrundlage.
Das Erfolgsgeheimnis: Leidenschaft. Was ihn sonst noch motiviert und was ihm die Natur gibt, erklärte er uns im Exklusivinterview.

Sportalpen.com: Hans-Peter, du bist privat und in der Arbeitswelt anscheinend ganz gerne in der Natur unterwegs. Warst du schon immer ein echter „Naturbursche“?

Hans-Peter Kreidl: Also ich bin ja auf einem Bauernhof aufgewachsen. Da war ich im Sommer oft auf der Alm bei meinen Großeltern. Die haben eine riesige Alm mit etwa 1.000 Hektar. Dort befindet sich jetzt auch die Hütte vom „Skitourenwinter“, die Trattenbachalm. So hab ich eigentlich von klein auf viel Zeit in der Natur verbracht.

Du hast eine Werbeagentur, organisierst einige Events und betreust Projekte wie den Skitourenwinter. Ist Freizeit für dich überhaupt ein Thema?

Ja, schon. Natürlich geht man auch alleine mal wieder eine Skitour, um komplett abschalten zu können. Aber es gibt sicher nichts Schöneres, als sich beruflich in der Natur zu bewegen. Das genieße ich natürlich sehr.

Blick in die Berg
Blick in die Berge über den Dächern Gasteins

Stichwort Skitour: Kannst du die Idee hinter Skitourenwinter.at ganz kurz beschreiben?

Die Idee entstand, weil ich sowieso gerne Skitouren gehe. Ich habe viele Leute getroffen, die gesagt haben: „Ich würde gerne eine Skitour gehen, aber ich weiß nicht wie und wo ich das machen kann.“ Dann haben wir das im ersten Winter über Medienkooperationen und berühmte Persönlichkeiten aufgebaut. Im zweiten Winter haben wir die Plattform Skitourenwinter.at gegründet und das Programm mit den Bergführern zusammengestellt. Nachdem ich zwar Initiator bin, die staatlich geprüfte Bergführerausbildung aber nicht habe, war es für mich ein Muss, Bergführer dabei zu haben.

Skitourengehen zählt ja nicht gerade zu den medial erfolgreichsten Sportarten. Wie schaffst du es trotzdem Partner wie Suunto zu finden und sie zu präsentieren?

Naja denen geht es ja auch um die Heimat. Es gibt nichts natürlicheres, als die Bewegung in der Natur zuhause. Unsere Region war früher eher eine Sommerdestination. Irgendwann hat sich das auf den Winter umgeschlagen. Skitourengehen ist nichts anderes als Winterwandern. Das ist vielleicht auch wieder eine Chance eine Alternative zum Skisport zu schaffen – der ja nach wie vor die Nummer eins ist.

Was fällt dir ein, wenn du an die Zukunft des Skitourensports denkst?

Portrait HP Kreidl
Frühstücks-Interview im Hotel Miramonte

Da wird nach wie vor eine große Nachfrage bestehen. Das hat sicher auch mit dem Trend zum „Entschleunigen“ zu tun. Außerdem wollen sich die Menschen glaube ich wieder mehr bewegen. Wir leben in einem Paradies, in dem man immer wieder neue Erfahrungen sammeln kann. Wenn man am Vormittag eine Tour geht und am Nachmittag im Büro sitzt, dann wirkt das auf jeden Fall nach. Auf der anderen Seite blüht natürlich auch der Rennsport ordentlich auf. Immer mehr Leute sind auf der Suche nach neuen Extremen. Das ist aber auch etwa beim Triathlon im Sommer nichts anderes. Ich glaube, dass da die Industrie mit ihren Entwicklungen großen Einfluss hat. Auch das Skitourengehen wird immer mehr zum Lifestyle-Sport. Die Ausrüster sorgen dafür, dass man immer „cool daherkommt“. Da kommt auch vieles vom Freeride-Bereich rüber. Und das macht sicher auch was aus.

Kannst du dir eine Möglichkeit vorstellen, wie man den Sport populärer machen könnte? 

Ich glaube man muss ihn eigentlich gar nicht populärer machen. Wenn man die Eindrücke in Bildern und Text weitergibt die man selbst erlebt, ist das an und für sich eh schon genug. Da braucht man nix erfinden oder dazutun: wenn alles ehrlich weitervermittelt wird ist das die beste Werbung.

Immer wieder lädst du prominente Sportler zum Skitourengehen ein. Sind Personen wie Hans-Peter Steinacher, David Lama, Markus Kröll und Hannes Arch Werbeträger, Skitourenfans oder beides?

Beides. Das sind alles sehr interessante Menschen – jeweils auf ihre eigene Art. Da kann man selber auch einiges lernen. Vor allem das mit dem David Lama war sehr beeindruckend. Besonders, wie dieser „junge Bursch“ die Bergwelt sieht und an sie herangeht. Er hat selber gesagt, dass er oft aus dem Bauch heraus entscheidet ob er etwas macht oder nicht.

HP Kreidl mit Gasteinertal im Hintergrund
Vor ihm die Gipfel im Hintergrund das Gasteinertal

Im April startest du heuer zusammen mit Dynafit das erste Kitzsteinhorn Extreme. Wie bist du dazu gekommen?

Für den Rene Fischer, ein Freund von mir und ziemlich sportlicher Skitourengeher, war die Besteigung des Kitzsteinhorns ein Kindheitstraum. Er hat mir das dann mal gesagt und ich hab begonnen die Idee auszuarbeiten. Dann sind wir zu den Sponsoren gegangen und das Ganze wurde gleich ziemlich gut aufgenommen. Wir haben zum Glück namhafte Unterstützer gefunden, die gleich beim ersten Mal dabei sind. Wir haben uns fürs erste Jahr ein Ziel von 50 Teilnehmern gesetzt und das mittlerweile schon erreicht. Das Rennen soll etwas Besonderes sein und nicht so auf die Masse gehen. Es soll von der Qualität der Teilnehmer und von den produzierten Bildern leben. Dann kommt noch dazu, dass die Region Zell am See – Kaprun ein Angebot aufweist, das sonst fast niergends zu finden ist: See, Berge und Gletscher. Die haben noch mehr zu bieten als der Gardasee. Man kann zum Beispiel unten radfahren und laufen und dann auf den Gletscher rauf um Ski zu fahren. Das ist macht diese Region so einmalig. (Alle Informationen zum Kitzsteinhorn Exreme)

Für ein anderes Projekt von dir, die Nine Knights, wurde viel Wert auf das Äußere gelegt. Ist es die Aufmachung, die diese Veranstaltung so besonders macht?

Hans Peter Kreidl
HP Kreidl schwärmt von seiner Heimat

Wir haben sicher mit dem Panoramablick über die Hohen Tauern und dem Rettenstein eine sehr beeindruckende Kulisse gehabt. Auch das eigens errichtete Schloss, das da ehrenamtlich von den Jugendlichen vor Ort in monatelanger Arbeit raufgebaut wurde, ist ein Aushängeschild der Veranstaltung. Die sind da um sieben Uhr rauf und erst im Dunkeln wieder runter. Sie haben wirklich alles was sie an Kraft und Freizeit gehabt haben da reingesteckt. Deswegen ist es auch schade, dass es heuer nicht mehr bei uns stattfindet.

Über was musst du dich in Sachen Organisation und Planung am meisten ärgern bei den Events?

Vielleicht die Sache, dass einem einfach nichts vergönnt wird in der Region. Ich habe zum Beispiel ein E-Mail von jemandem bekommen, der sich fürchterlich über den Tourismus beschwert hat und deshalb tatsächlich wegziehen würde. Er hat uns vorgeworfen, dass wir wahnsinnig sind und alle Menschen in die Berge bringen.
Dazu kann ich nur sagen: erstens sind so viele Berge da und zweitens gibt’s die Wegefreiheit. Da könnte ich schon ein Buch schreiben mit den E-Mails die ich bekommen habe (lacht). Da beschweren sich dann auch Leute darüber, dass zu wenig Dialekt geredet wird. Es kommt schon vieles zusammen.

Am Ende scheinen deine Ideen und Projekte immer Früchte zu tragen. Was ist dein Geheimnis?

Interview Sportalpen
HP macht seinen Job mit Leib und Seele

Sicher, dass ich mit Leib und Seele dabei bin und nur das umsetze, was ich selber aktiv betreibe. Außerdem arbeite ich viel mit der Jugend zusammen. Wir haben in Neukirchen zwei Bikeparks und eine Dirtline gebaut. Die Arbeit mit den Jugendlichen ist schon sehr spannend! Auch das, was sie selbst entwickeln. Denn oft geben wir einfach nur Pläne oder Material vor und den Rest erledigen sie. So eine Möglichkeit ist leider in an den wenigsten Orten gegeben. Oft dürfen die Jugendlichen ja schon nicht mehr auf der Straße Fußballspielen, weil sie sonst eine Anzeige kriegen! Die Gemeinden haben oft auch die Mittel oder den Weitblick nicht oder gehen nicht auf den Nachwuchs ein. Bei den Nine Knights haben wir zum Beispiel an einem der härtesten Tagen mit dem Verein eine Grillerei veranstaltet, damit wir etwas zurückgeben können. Man freut sich dann auch selber, dass man für die Jungen etwas geschaffen hat, wo sie sich aufhalten können. Hier bewegen sich die Jugendlichen in der freien Natur und haben eigentlich gar keine Zeit irgendwelchen „Blödsinn“ anzustellen. Sie wollen sich auch weiterentwickeln und besser werden. Das ist so ein sozialer Aspekt. Da weiß man dann auch warum man das macht.

Hast du selbst auch vor irgendwann ein extremes Projekt zu starten?

Ich bin jetzt nicht der, der auf einen 8.000er gehen muss. Extremere Projekte sind derweil eher auf „Schiene“. Außerdem habe ich gerade bei der Eddy Merckx Classic und einem weiteren Radmarathon die sportliche Leitung übernommen. Ich habe eigentlich jeden Monat eine Veranstaltung, um die ich mich kümmern muss. Ich versuche dann so viel wie möglich „aufzusaugen“ und zu schauen, was ich in der Heimat umsetzen kann. Momentan schaue ich, dass ich dem Ganzen nachkomme, bis alles in geregelten Bahnen läuft.

Welche Ziele verfolgst du organisatorisch?

Im Frühstücksraum des Hotel MiramonteAlso beim Skitourenwinter läuft schon die Planung für die nächste Saison. Im Sommer möchte ich auf jeden Fall noch in Neukirchen die eine oder andere Veranstaltung für die Jugend machen. Da muss ich noch ein paar Ideen zu Papier bringen. Ein paar andere Dinge stehen auch noch an. In Südtirol wird zum Beispiel noch ein Projekt umgesetzt, das mit Wasser zu tun hat. Das geht ein bisschen in den Gesundheitsbereich, aber mehr möchte ich noch nicht verraten (lacht).

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