Die Messwerte und Schneeprognosen sind sich einig: Seefeld – mit dem Skigebiet Rosshütte – wird die nächste Station meiner Tirol Snow Card Tour. Auf einem Hochplateau gelegen und umgeben von dem fantastischen Panorama der Mieminger Kette, der imposanten Hohen Munde und den westlichen Ausläufern des Karwendels, entzückt der gemütliche Wintersportort.
Die Rosshütte hat einen Airbag
Wir entscheiden uns, den heutigen Tag mit der Standseilbahn zu beginnen. Fast oben angekommen erspähen wir über dem regulären Snow-Park was ziemlich cooles. Ein riesiges Luftkissen – nach einem Kicker platziert – bei dem sogar eingesessene Freerider wie wir einmal ihre Freestyle-Skills auspacken können ohne sich gleich einen Platz im Krankenhaus reservieren zu müssen. Dennoch lachen uns vorerst einmal die unverspurten, steilen Rinnen unter dem Ausstieg aus der Härmelekopfbahn an.
Daher nehmen wir die „peak-to-peak“ Gondel, die die Rosshütte mit dem Härmelekopf verbindet.
First Line auf der Rosshütte
Noch hat sich keiner an diesen steilen Hang der Rosshütte gewagt. So bleibt uns das Vergnügen die „first line“ in diesen wunderbaren Hang zu zeichnen. Unten werden wir nach einem längeren Ritt durch Latschen und ein schattiges Bachbett wieder auf der Piste ausgespuckt und fahren direkt zum angenehm beheizten 6er-Sessellift „Rosshütten-Express“. Von dieser Sesselbahn kann man linker Hand den Kids zusehen, die sich mit gewagten Flips, Spins und Tweaks über die Kicker im Park werfen und nebenbei gleich ein paar Rails und Boxen mitnehmen.
Da Slopestyle für unser Powder-Setup aber gänzlich ungeeignet ist, besprechen wir lieber den nächsten Run und setzen uns schließlich in die Seefelder-Jochbahn, einer urigen kleinen Gondel die uns bis zum Joch hinauf fährt.
Die Jagd nach dem perfekten Foto
Dort schnallen wir die Boards auf den Rücken und marschieren motiviert durch den tiefen Schnee an metergroßen Wechten vorbei in Richtung Seefelder Spitze. Kurz vor unserem Ziel stecken wir uns keuchend und schwitzend noch schnell ein paar Müsliriegel in den Mund, bevor es wieder aufs Board geht. Mein Freund Dominik platziert sich strategisch mit seiner Kamera um die besten Momente einzufangen und wir fahren euphorisch der Reihe nach, die beste Line und das beste Foto jagend, den Hang hinunter.
Sämtliche Erwartungen übertreffend hallt uns das Echo unserer Jubelschreie bereits entgegen. Fantastisch!
Die Rosshütte auf der Rosshütte
Nachdem unten das Team durch das immer enger werdende Bachtal wieder zusammengeführt wurde, fahren wir zurück zum 6er-Lift. Während sich jeder von dem Style seines Runs auf dem Display von Dominiks Kamera überzeugt, entscheiden wir einstimmig mit der Reitherkar-Abfahrt das bisherige zu toppen. Also raus aus dem Lift, rein in die Boards und ab zur Härmelekopfbahn. Zuvor gibt’s aber noch eine wärmende Tasse Tee im gemütlichen Bergrestaurant Rosshütte, das von begeisterten Skifans nur so wimmelt, die sich gerade die letzten Slalomläufer der Ski-WM in Schladming ansehen. Nachdem alle Grundbedürfnisse gestillt wurden befinden wir uns wieder auf dem Weg zur Gondel. Als wären wir in einem Kino stehen wir vor dem Fenster der aufsteigenden Gondel zusammengedrängt und starren voller Begeisterung die Berge auf und ab.
Im Zick-Zack den Hang hinab
Mit eingedeutschten Anglizismen, wie „line“, „boarden“, „droppen“, „shredden“, „shooten“, „sprayen“ besprechen wir das kommende Vorhaben und werten die einsehbaren Spuren der vor uns liegenden Fahrt aus. Oben angekommen, werden die Boards schon wieder an die Rucksäcke geschnallt und wir marschieren im Gänsemarsch die knapp 200 Höhenmeter von der Bergstation zum Härmelekopf hinauf. Am Weg zur Reither Spitze entscheiden wir uns dazu, in eine der steilen Rinnen der Rosshütte einzusteigen.
Nachdem wir einen passenden Startpunkt gefunden und auch unser „Fotograf“ Dominik sich platziert hatte, geht es mit schnellen Schwüngen die scharfen Zacken dieser schönen Abfahrt hinunter. Unten angekommen folgt der obligatorische Handschlag mit Faust und zufriedene unverständliche Laute werden zwischen den tiefen Atemzügen ausgeworfen. Nun ein letztes Mal durchs Hermannstal zur 6er-Sesselbahn.
Freerider auf Abwegen beim Funpark der Rosshütte
Da unser Tiefschneebedürfnis nun vorerst einmal gestillt wurde, beschließen wir spaßhalber doch noch einmal unsere Freestyle-Skills auszuprobieren und fahren zu dem Riesen-Airbag der Rosshütte hinüber. Zuvor heißt es aber ein bisschen die Beine ausstrecken, eine Käsesemmel verdrücken und dem Gequatsche der Freestyler lauschen. Auf der gemütlichen Heurigenbank am oberen Ende der Anfahrt des Kickers sitzen wir und schauen uns wortkarg die Fotos des bisherigen Tages an. Man darf zufrieden sein.
Nachdem wir uns langsam regeneriert haben ist es Zeit, das Freeride-Outfit abzulegen. Weg mit Helm und Lawinenrucksack und rauf mit dem Beenie
Runter kommt man immer
Wir entscheiden uns dazu einen „easy“ Flatspin auszuprobieren. Wie zu erwarten war geht der backside in die 360 Mutegrab aber komplett daneben und ich lande nach unkontrolliertem Rudern mit einem Bauchfleck im Luftkissen. Die Landung war dennoch weich – macht also nichts! Motiviert stapfen wir wieder den Anlauf rauf. Nach etlichen Versuchen gelingen dann langsam auch die ersten Tricks und wir fühlen uns in unseren Snowboardkönnen ausreichend bestätigt (oder sind wir einfach nur hundemüde?), um mit guten Gewissen diesen Tag beenden zu können. An der Talstation genehmigen wir uns noch ein kaltes Bier zur Feier des gelungen Tages, bevor wir langsam wieder die steile Zirlerstraße in das Inntal hinabfahren. Ein gelungener zweiter Akt meines Tirol Snow Card Feldzuges!
Sören
Das klingt sehr gut aus , Ich bin sehr intressiert das ansushauen. Ein softlandebed ist gut , fur mich!
gratuliere, war anscheinend ein perfekter tag! 😉