Am 18. Dezember 2013 lud der österreichische Skitourenverband Askimo zu einer Pressekonferenz, die einen Einblick in die aktuellen Daten zum Thema Skitourengehen liefern sollte. Wir waren vor Ort – und kehren mit einer Bestandsaufnahme zurück.
Weltspitze Österreich
Neben den Askimo Funktionären um Geschäftsführer Karl Posch versammelten sich im Pressesaal auch Vertreter aus Industrie und Handel, wie Chris Mannel von Dynafit, um das Licht aus allen Richtungen auf das Thema Skitouren zu werfen. Einer der ersten Punkte beschrieb gleichzeitig eines der größten Probleme, die das Skitourengehen derzeit hat: Es ist noch immer keine anerkannte Sportart. Sportpolitische Entscheidungen lähmen den Weg in eine breitere, offizielle Zukunft. Und das, obwohl Österreich circa 25 Prozent des Weltmarktes ausmacht. „Es wäre vor allem für die Jugendarbeit ein riesiger Sprung. Aktuell können wir keine Trainerausbildungen machen oder in den Schulsport einsteigen“, erklärt Posch.
Verankerung als Volkssport
Dass Skitourengehen keine Sternschnuppe am Sporthimmel ist, verdeutlichen die Fakten. Der Askimo schätzt, dass etwa 500.000 Breitensportler alleine in Österreich regelmäßig auf dem Berg unterwegs sind. Auch der Handel spürt das steigende Interesse am Skibergsteigen in den Verkaufszahlen (2012/13):
- 53.000 Tourenski
- 55.000 Felle
- 35.000 Tourenskischuhe
- 70.000 Bindungen (60% rahmenlose)
„Am österreichischen Markt rechnen wir damit, dass wir mit Tourenski bis zu 40% der alpinen Absatzzahlen erreichen können.“, so Posch weiter. Das Wachstum in der Hartware liegt im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich. Die alpinen Verkäufe wirken mit ca. 300.000 Stück Skipaaren pro Jahr zwar immer noch enorm, doch während Snowboards und Alpinski einen Abwärtstrend zeigen und Langlauf auf der Stelle tritt, steigt der Absatz für Skibergsteiger-Hartware seit 2008 kontinuierlich. Führt man sich die Zahlen des Weltmarktes vor Augen, so wirken die Erlöse in Österreich wie ein eindeutiger Zuspruch fürs Skitourengehen:
- Alpinski: ca. 3.000.000 (Ö: zehn Prozent)
- Langlaufski: ca. 1.800.000
- Tourenski: ca. 210.000 (Ö: ein Viertel)
„Der“ Skitourengeher ist Geschichte
Den typischen Skitourengeher gibt es laut Askimo nicht mehr. Noch vor einigen Jahren lag der Altersdurchschnitt bei über 42 Jahren. Heute liegt er irgendwo in den 30ern. Auch der Damenanteil nimmt zu.
In der Saison 2013/14, so schätzt der Askimo, ist jeder dritte Skibergsteiger weiblich. Zudem folgen immer mehr Anhänger aus dem Segment der Multisportler dem Ruf der Berge. Triathleten, Biker und andere Sommerathleten sehen im Skitourengehen eine Möglichkeit, ihre Saison zu verlängern.
Entwicklung im Profisport
Die Entwicklungen im Breitensport führten auch zu Veränderungen bei den Profis. „Die Rennen von Heute sind nicht mit denen von vor einigen Jahren zu vergleichen“, sagt Dynafit Athlet Tom Wallner, während er das aktuelle Reglement erörtert. Die offiziellen ASTC-Veranstaltungen unterliegen beispielsweise strengeren Bedingungen. Alles ist standardisiert und die Sicherheit spielt eine tragende Rolle. Wer etwa kein intaktes LVS-Gerät mitführt, wird gleich für längere Zeit gesperrt. „Im Prinzip könnte ich mit einer Schulklasse raufgehen. Ein Bergführer checkt die Strecke immer ab, bevor es losgeht.“, erklärt Wallner. Zudem unterwerfen sich die Askimo-Events freiwillig den NADA und WADA Vorschriften – und zahlen die Dopingproben aus eigener Tasche.
Sicher ist sicher ist sicher
Mit der abgesegneten Strecke – die übrigens frühestens eine Woche vor dem Event entsteht und einen Tag danach „verschwindet“ – enden die Sicherheitsbestimmungen allerdings noch lange nicht. Demonstrativ zeigt Wallner, was während eines Rennens alles in den Rucksack muss:
- Primaloft Jacke
- Lawinenschaufel
- Reservefelle
- Lawinensonde
- Überjacke
- Überhose
- Rettungsdecke
- Brille
- Reservehaube
- Reservehandschuhe
Trotz der vielen Ausrüstungsgegenstände hebt sich der Rucksack unglaublich leicht. Dafür sorgen das geringe Packmaß und Gewicht der einzelnen Materialien. Denn während einer Tour können wenige Gramm sich zu mehreren Tonnen Gesamtlast summieren, die auf den Hang geschleppt werden müssen.
Fazit zum Status Skitourengehen 2013/14
Die (noch) inoffizielle Sportart Skitourengehen hat seit ihrer Wiederbelebung vor einigen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. Bevölkerung und Wirtschaft sehen einem Phänomen entgegen, das mittlerweile – zumindest in Österreich – etablierte Sportarten wie Langlaufen und Snowboarden überholt hat. Ein Aufschwung, dessen Ende noch lange nicht in Sicht scheint.
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