In Grindelwald, Südschweiz, wurde am 20. Juli ein neues Super-Event geboren. Der Ultra Trail am Eiger geht über 16, 51 oder 101 Kilometer. Sportalpen Athletin Sibylle Schild war mittendrin und feierte ihre persönliche Ultra Trail Premiere.
Der erste Ultra Trail
Ins Schwärmen kam ich, als ich das erste mal davon las. Angemeldet habe ich mich schon vor einem halben Jahr und jetzt war es endlich so weit: Mein erster Ultra Trail stand am Programm. Die 51 Kilometer und 3.100 Höhenmeter der E51 Strecke (Panorama Trail) am Eiger machen den Berglauf zu DEM Highlight des Jahres. Noch nie habe ich mich einer derartigen Herausforderung gestellt. Deshalb wusste ich auch nicht mit welcher Zeit ich das Rennen beenden würde. Ich rechnete einfach mal mit acht Stunden.
Der frühe Vogel fährt in die Schweiz
Mein Rennwochenende begann am Freitag um 4 Uhr früh mit dem ersten „Ausdauertest“: sieben Stunden Anreise nach Grindelwald. So hatte ich noch gemütlich Zeit bis zum Briefing um 20:15 Uhr.
Am nächsten morgen kam ich ebenfalls zeitig in die Gänge: Da der Start auf 7:00 Uhr angesetzt war, riss mich der Wecker erneut vor Sonnenaufgang aus den Träumen. Aber das war O.K., denn der wolkenlose Himmel und die unbändige Vorfreude entschädigten dafür vielfach.
Mega Anstieg am Ultra Trail
Da stand ich nun am Start, bestückt mit einem Rucksack voll verpflichtender Notfallausrüstung für den Ultra Trail, die unter anderem folgende Gegenstände umfasste:
- Decke
- Mobiltelefon
- Tape
- Getränke
- Verpflegung
- Regenjacke
- Ersatz T-Shirt
- Überhose
- Stirnlampe
Das ganze Material machte die Sache zwar nicht unbedingt leichter, aber damit hatte ohnehin jeder zu kämpfen.
Bald nach dem Start trafen wir auf die Grosse Scheidegg, den ersten Anstieg. Es ging 900 Höhenmeter durchgehend bergauf! Zum Glück war es um diese Zeit aber noch angenehm kühl. Auf dem Weg zur ersten Labstation des Ultra Trails begann mich ein leichter Anflug von Krämpfen zu plagen. War ich etwa zu schnell unterwegs? Wenn ich richtig gezählt hatte befand ich mich an siebter oder achter Position.
Überflüssige Kleider
Relativ flach aber eindeutig wärmer ging es weiter nach First. Auf 2.250 m, bei der zweiten Labestation, wurde ich erstmal etwas von meiner überschüssigen Kleidung bei meinem Freund Hermann los. Ab hier wurden die Läufer etwas zahlreicher, da ich mich unter die 101km-Meute mischte. Überholen war auf den technisch anspruchsvollen Wegen nicht gerade einfach, aber viele blieben stehen und ließen mich passieren. In einem ständigen Auf und Ab vor traumhafter Kulisse führte mich die Strecke weiter zur Oberläger Bussalp.
Mit dem Stock über den Stein
Damit ich meine Stöcke nicht ganz umsonst zum Ultra Trail mitgenommen hatte, beschloss ich sie beim höchsten Punkt der Route, dem Anstieg aufs Faulhorn, (2.681m) zu verwenden. Ich kam gut voran und konnte immer wieder Läufer der 101-Strecke überholen – mich wiederum überholte kaum jemand. Zumindest keine Frau. Über die Platzierung hatte ich mittlerweile keinen Überblick mehr. Das war mir eigentlich aber auch gar nicht wichtig. Wichtig war nur meine Zeit.
Auf der Spitze des Ultra Trails
Nach 3:53 Stunden erreichte ich dann die nächste Labe am Faulhorn. Als ich über die Zeitnehmungsmatte lief wusste ich, dass zuhause alle via Sms-Service von datasport darüber informiert wurden. Mir lief die Gänsehaut über den Rücken.
Meine Waden hatten sich immer noch nicht wirklich beruhigt. Ich dachte mir: Ein bisschen zu viel und sie würden zumachen. Ein Magnesiumshot und ein wenig Gel sollten helfen.
Panoramablick
Es wurde immer mühsamer sich ständig auf den Trail zu konzentrieren, nachdem sich die Eiger Nordwand auf der gegenüberliegenden Seite immer imposanter darstellte.
Genau jetzt war das aber umso wichtiger, denn es waren einige Schneefelder zu passieren und mit nassen Schuhen wurde es auf den Steinplatten extrem rutschig.
Die letzten Kilometer
Mir ging’s immer noch super und die Kilometer flogen dahin. Dennoch zählte ich sie nicht. Auch die Anzeige auf meiner GPS-Uhr wurde ignoriert; es war mir egal.
Von der Schynigen Platte folgte ein Abstieg von 2.100m auf 800m nach Burglauenen. Es war nicht mehr weit. Die letzten sechs Kilometer des Ultra Trails zurück nach Grindelwald führten über flaches Gelände.
Top 6 beim Ultra Trail
Der Zieleinlauf wurde wegen einer Baustelle verlegt, was einen extrasteilen Anstieg zur Folge hatte. Was für ein nettes Geschenk! Die letzten Meter taten weh, aber die Freude im Ziel war unbeschreiblich. Meine Zeit von 7:29:41 Stunden brachte mir den sechsten Gesamtrang und Platz 4 in meiner Klasse. Besser als ich erwartet hatte! Obwohl die Füße, und da vor allem die Achillessehnen, enorm schmerzten, freue ich mich schon jetzt auf meinen nächsten Lauf bei der Salomon Running Tour: den Ganghofer Trail.
Eure Sibylle
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