Wie steigt man nach einer langen Pause wieder in den Wettkampf ein? Sportalpen Athlet Markus berichtet über seine Trainingsphase, seine Teilnahme beim Vienna City Marathon 2019 und erzählt was es bedeutet, sein eigener Trainer zu sein.
Endlich wieder etwas Großes
Zuletzt hat sich bei mir einiges verändert: Job gekündigt, Auszeit genommen, neuen Job gefunden und entschieden, mich in nächster Zeit verstärkt auf meine sportlichen Wurzeln, das Laufen, zu konzentrieren. Trotz so mancher Vorurteile habe ich mich entschlossen, das Experiment zu wagen und vorerst mein eigener Trainer zu sein. Schließlich kenne ich meinen Körper selbst am besten und weiß aufgrund der jüngeren Vergangenheit, was ich wann benötige, um in Form zu kommen. Auch wenn damit vielleicht das Risiko einhergeht, nicht ausgewogen genug zu trainieren oder Trainingseinheiten, die einem nicht so liegen, zu vernachlässigen.
Es war Mitte 2018 als die Anmeldebestätigung für den Vienna City Marathon 2019 in meinem E-Mail-Postfach eintraf. Der Auftakt, um mein Training wieder zu strukturieren. Trainingsplan erstellen, Trainingslager planen, Vorbereitungswettkämpfe festlegen – und plötzlich war das Feuer wieder entfacht. Eines vorweg: Ich habe für mich eine gute Balance zwischen Lauftraining, Kraft- und Stabilisationseinheiten und Regeneration gefunden. Und auch das Thema mit dem unausgewogenen Trainingsplan hatte ich im Griff (glaube ich zumindest).
Lanzarote: Trainingslager als Boost
Yes. Trainingslager! Mitte Jänner fand ich auf Lanzarote nicht nur gute Bedingungen vor, sondern lernte auch eine neue Insel kennen. Das Hotel war alles andere als ein klassisches Sporthotel – aber genau das, wonach ich suchte, um nicht in „Hektik“ zu verfallen, wenn ich mein Training nicht auf die Sekunde genau startete. Zwischen Lavagestein, Strand, Meer und Wind konnte ich gut trainieren und die Woche quantitativ und qualitativ erfolgreich gestalten – und auch mein Körper spielte mit. Ein Halbmarathon einige Wochen später zeigte, dass ich auf dem richtigen Weg war. Zusätzlich verliefen die Longjogs positiv. So konnte ich in den letzten Wochen vor dem ersten Saisonhöhepunkt Umfänge und Intensität weiter steigern: Intervalle, Fahrtenspiel, Dauerläufe. Ich fühlte mich gut.
Die Vorfreude steigt
Es ist so weit: Endlich wieder Raceday! Sonntag, 09:00 Uhr – und es ist wie immer. Eine gesunde Portion Anspannung vermischt sich mit purer Vorfreude und dem Wissen, gut vorbereitet zu sein. Der Plan fürs Rennen steht und ich im falschen Startblock. Ok, ein kurzer Nervenkitzel kann nicht schaden, um den Puls bei den kühlen Temperaturen rechtzeitig in Schwung zu bekommen. Auch wenn es bei dieser Menschenmenge nicht ganz so einfach war, konnte das Missgeschick kurz darauf als erledigt betrachtet werden. Jetzt aber: richtiger Startblock, Sonnenbrille auf und Konzentration auf sich selbst.
Das Rennen: los geht's!
Zuschauer, Euphorie und gute Bedingungen sorgen häufig dafür, es anfangs etwas zu übertreiben. Das kennt wohl jeder – ich auch. Aber nachdem ich bereits im Vorfeld, auch aufgrund des Streckenprofils, fast schon damit rechnen musste, habe ich einige Trainingseinheiten genau darauf hingearbeitet: schneller anlaufen und nach wenigen Kilometern meine Rennpace finden. Insofern lies ich mich davon nicht beirren und setzte mein Rennen planmäßig fort. Ich fand schließlich eine Gruppe, die bis Kilometer 15 mein Tempo lief. Bereits nach wenigen Kilometern hatte ich das Gefühl „Heute läufts“, weshalb ich „Mut zum Tempo“ wagte und die eine oder andere Sekunde schneller als geplant lief. Wohlwissend, dass es ein Marathon ist und im Laufe des Rennens viel passieren kann. An diesem Tag vertraute ich aber einfach auf mein Bauchgefühl. Übrigens: Das muss nicht immer gut gehen!
Der erste Halbmarathon verlief, abgesehen von einem kleinen Hoppala bei der Verpflegung, gut und ich wusste, noch etwas zulegen zu können, um den viel zitierten Negativsplit umzusetzen. Heißt, die zweite Rennhälfte schneller zu laufen als die erste. Gerade in Wien ist das nicht so einfach, da die erste Hälfte der aktuellen Strecke schneller ist. Später bringt die Prater Hauptallee zumeist eine Rennentscheidung – nicht nur bei den Elite-Athleten, sondern auch bei den Hobbyläufern.
Die letzten Kilometer
Den Prater und die 35-Kilometer-Tafel hinter mir gelassen, lief es nach wie vor gut und ich fühlte mich noch (einigermaßen) locker. Auf den letzten Kilometern galt es nochmals alles zu mobilisieren, bevor es auf die Zielgerade ging. Doch wie so oft erforderte die Wiener Ringstraße auch dieses Mal meine ganze Aufmerksamkeit – in Wahrheit nur leicht ansteigend, ist sie dann doch immer wieder die letzte Herausforderung. Nachdem ich die letzten Kilometer in einer dreiköpfigen Gruppe gelaufen bin, waren wir schlussendlich noch zu zweit. Die aufgegangene Lücke konnte oder wollte ich vielmehr an diesem Tag nicht mehr schließen, da ich die Momente einfach genießen wollte – und ich wusste bereits, dass ich mit der Endzeit glücklich sein werde. Auch wenn es mir schon etwas schwer viel, die Hände auf der Ziellinie zu heben, so war ich in diesen Sekunden mehr als zufrieden – vor allem damit, wie sich die vergangenen Wochen und Monate in vielerlei Hinsicht gestaltet haben. Nach 02:47:43h war der Vienna City Marathon 2019 für mich vollbracht.
Und nun? More to come?
Aktuell heißt es regenerieren und dem Körper die Zeit geben, die er benötigt. Ob sich das bereits für den Wings for Life World Run in Wien am 5. Mai ausgehen wird, wird sich weisen. Jetzt freue ich mich einmal über das Resultat, das nach den vergangenen Jahren auch für den Kopf sehr wichtig war. Alles weitere wird sich zeigen.
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